Nur ein Denkmal ...

Interpretation eines Monuments

Der Fußgänger, der vom Altonaer Balkon aus am Elbhang Richtung Hamburg entlang wandert, freut sich über die überraschenden Ausblicke über Teile des Hafens, welche die alten Bäume und Büsche dann und wann freigeben. Aber auch die Hangseite wartet mit Überraschungen auf. Zwischen den Büschen macht ein prunkvolles Denkmal mit bronzenem Anker und Kanonen auf sich aufmerksam. Der reiche Bronzeschmuck und die Größe lassen große oder wichtige Ereignisse an dieser Stelle vermuten. Derjenige, der das Monument en passant betrachtet, erkennt oben die Inschrift: Helgoland 9. Mai 1864. Die Asssoziationen des Betrachters - Bismarck…, Sansibar.., Helgoland im Tausch gegen Sansibar. Helgoland aus englischem Besitz wieder nach Deutschland, heim ins Reich – sozusagen?

Oberes Relief des Denkmals
Bronzene, Kaiserkrone, Anker, maritimer und floraler Schmuck, Zwei Kanonenrohre, ein früherer Aufsatz fehlt.

Foto: Axt

Beim genauen Hinschauen kann der Interessierte die Inschrift : Dem Andenken Der Gefallenen Der Tapferen Der Österreichischen Marine lesen. Sollten etwa österreichische Marineinfanteristen versucht haben, Altona im Handstreich zu nehmen, dazu noch an dieser militärisch unklugen Stelle? Der Hang zur Elbe ist hier hoch und steil, also für einen Sturmangriff mit Fußtruppen denkbar ungeeignet Was aber waren die Beweggründe, im 19. Jahrhundert an dieser Stelle dieses Mahnmal zu errichten? Der Blick in ein Geschichtsbuch oder das Internet schafft Klarheit:

damals herrschte zwischen Deutschland und Dänemark Krieg. Anlaß waren die drohende Teilung des dänischen Reiches und die Bemühungen des dänischen Königs Friederich VII., einen dänischen Einheitsstaat unter Einschließung der Elbherzogtümer Schleswig und Holstein zu errichten. Das führte 1848 zur Erhebung der ( deutschen ) Landesteile Schleswig und Holstein, getreu dem Motto von 1460 „Up ewig ungedeelt“. Der dänische König, der auch deutscher Bundesfürst war, versuchte, das nicht zum deutschen Bund gehörige Schleswig aus der Union mit Holstein zu lösen und die Herrschaft de facto zu erlangen. Christian VIII. starb 1848, ohne sein Vorhaben durchgesetzt zu haben, sein Nachfolger wurde Friedrich VII.

Sockel und Wappenkartusche
mit österreichischer Kaiserkrone und Habsburgischem Adler, Bronze..

Foto: Axt

Rückblick

Bereits 1849 wurden die Schleswig – Holsteiner von den Truppen des Deutschen Bundes gegen Dänemark unterstützt, die in die nördlichen Landesteile, jenseits der Elbe, einmarschierten. Im Verlauf dieser Auseinandersetzungen kam es am 4. Juni 1849 zu einem Gefecht zwischen deutschen und dänischen Marineeinheiten, dem einzigen Gefecht, was die gerade gegründete „Bundesmarine“ des Deutschen Bundes zu bestehen hatte. Unter ihrem Befehlshaber, Kommodore Rudolf Bromme, gen. Brommy, waren die Schiffe Barbarossa, Hamburg und Lübeck aus Bremerhaven ausgelaufen, um die dänische Weser- Elbe Blockade zu stören, wenn nicht gar zu brechen. Obwohl der Kampf in internationalen Gewässern geführt wurde, wurde als Warnung vor einer Neutralitätsverletzung von der damals noch englischen Insel Helgoland ein Warnschuß abgefeuert. Der deutsche Befehlshaber brach, um keine Ärgernisse mit England herauf zu beschwören, das Gefecht ab.

Der Streit um die Gebietsansprüche ging unvermindert weiter. Am 15.November 1863 starb unerwartet der dänische König. Sein Nachfolger, Prinz Christian von Sonderburg – Glücksburg wurde als Christian IX. König von Dänemark, zugleich zog Herzog Friedrich von Sonderburg – Augustenburg unter seinem Regentennamen Friedrich VIII. in der deutschen Stadt Kiel ein. Schnell wurde die so genannte „November – Verfassung“ vom neuen König sanktioniert und trat damit am 1. Januar 1864 in Kraft. Die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein wurden damit dänisch.

Mobilmachung

Der Deutsche Bund sah, um seine Interessen zu wahren, keine andere Möglichkeit, als mit Ordre vom 7. Dezember 1863, Holstein militärisch zu besetzen. Dies begann am 23. Dezember gleichen Jahres. Sie war relativ unblutig, da sich die Dänen kampflos zurückzogen. Bereits 13 Tage später waren Holstein und Lauenburg von Bundestruppen besetzt. Weiter sollten die Bundestruppen nicht vordringen, erst sollte die dänische Erbfolge geklärt werden, die in diesem Streit ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Österreich und Preußen verlangten die Aussetzung der „November – Verfassung“ und überreichten in Kopenhagen ein gemeinsames Ultimatum, was aber abgelehnt wurde.
Nun überschritten 46.000 Preussen und 29.000 Österreicher die Eider. Nicht unerhebliche Truppenteile überwanden bei Kappeln und Missunde die Schlei, wovon Theodor Fontane in seinen Werken unter Anderem berichtet. Der Krieg zu Land wird mit dem Marsch österreichischer Truppen bis nach Skagen und der Besetzung Jütlands fortgesetzt, während die Preußen Alsen okkupieren. Mit der Erstürmung der Düppeler Schanzen, wohin sich das dänische Heer zurückgezogen hatte, durch deutsche Verbände, endete der Landfeldzug mit der Niederlage der Dänen.

Während dieser Geschehnisse, die hier nur oberflächlich, - und zum besseren Verständnis der Hintergründe dargestellt sind, - sollten die Seestreitkräfte des deutschen Bundes, - in dem Fall die preußische Marine, - die bereits die in der Nordsee operierenden dänischen Einheiten , welche die Seeblockade der deutschen Bucht und somit der Elbe und Weser, sowie dem wichtigen Hafen Tönning, aufrecht erhielten, in ihrem Vorhaben stören oder gar deren Blockade durchbrechen. Die für diese Aufgabe zu schwache preußische Marine wurde auf Ersuchen des Deutschen Bundes von österreichischen Einheiten unterstützt. Unter dem Kommando von Linienschiffskapitän ( Fregattenkapitän ) Wilhelm Tegetthoff ( geb. 23. Dezember 1827im österreichischem Marburg, – gest.7. April 1871 Wien ) stachen die Schiffe Schwarzenberg, (Flaggschiff ) und Seehund von Rhodos aus in See. An Land hatte Tegetthoff erfahren, das Preußen und Österreich Dänemark den Krieg erklärt hatten. Er wollte seine Einheiten nach Smyrna (Izmir ) verlegen, um dort mehr zu erfahren. Auf See traf er den Handelsdampfer des österreichischen Lloyd, Germania, dessen Kapitän die Order hatte, Tegetthoff zu suchen. Auf See wurden diesem die Befehle zur Bildung einer „Eskadre“, vergleichbar mit einem Geschwader, ausgehändigt. Hierin wurde ihm ebenfalls mitgeteilt, das sein „Flottenchef“, der Contre-Admiral Bernhard Freiherr von Wüllersdorf und Urbair, sein würde. Tegetthoffs Verband lief sofort in Richtung Nordsee weiter, nicht ohne unterwegs Bunkerhäfen anzulaufen. Ein dänischer Segler, die Brigg „Grethe,“ wurde als Prise genommen, und nach Lissabon verbracht. Der Schiffsführer der „Grethe“ erschoß sich nach der Ankunft, als er endgültig hörte, daß sein Schiff verloren war.

In Lissabon war Tegetthoff drei lange Wochen zur Untätigkeit verdammt, weil er gemäß seiner Order auf die Radetzky warten mußte. Diese erreichte Lissabon aber erst am 4. April 1864. Über Vigo ( Nordspanien ) kam man endlich nach Brest, nur um wieder auf den Flottenchef mit seinem nachrückenden Verband zu warten. Tegetthoff war begreiflicher Weise von Eile getrieben, weil sich Waffenstillstandsverhandlungen abzeichneten.

Es wird ernst

Am 23. April erhielt Tegetthoff in Brest ein Telegramm, das ihm freie Hand gewährte, ihn aufforderte, sich die sich in Nieuwe Diep ( Hafen bei Texel ) wartenden preußischen Einheiten zu unterstellen, und, „wenn er sich für stark genug halte, um jeden Preis die Elbblockade zu brechen. Eile tut not!“
Um noch einmal die Kohlenvorräte aufzufüllen, lief der Verband die südwest-englischen Häfen Ramsgate und Deal an, wobei das Kanonenboot Seehund durch einen Lotsenfehler mit der Hafeneinfahrt kollidierte und zur Reparatur eine Werft aufsuchen mußte, und somit für eine weitere Verwendung zunächst ausfiel. Am 4. Mai erreichten die Schiffe Cuxhaven, von wo aus sie am 6. des Monats auf Grund einer Meldung des k.k. Konsularagenten Kröger, es seien bei Helgoland dänische Schiffe gesichtet worden, ausliefen Das dänische Marinekommando versetzte, nachdem die Nachricht in Kopenhagen eingetroffen war, das die k.k. Fregatte Radetzky in Gibraltar eingelaufen war, die Fregatte Niels Juel in seeklaren Zustand. Der Verbandsführer, Eskadre – Kommandant Suenson , erhielt seinen Kampfauftrag, nach dem er zu der bei Helgoland ab dem 6. April wartenden „Dagmar“ zu treffen und seinen Blockadeauftrag durchzuführen habe. Ferner wurde befohlen, daß er so viele Schiffe als möglich „wegzunehmen“ habe. Auch die notwendigen Bunkerhäfen, vorwiegend in England wurden genannt. Laut der Order lag ein englisches Kohlenschiff auf der Reede von List ( damals dänische Insel ). Auch sein Operationsgebiet war vorgeschrieben, allerdings mit der Bemerkung, ihm sei, wenn es die Umstände erfordern, freie Hand gewährt.

Am 9. Mai, morgens, stand Tegetthoff mit seinem Verband in der Elbmündung, um in Cuxhaven zu bunkern. Um 10.30 Uhr kam ihm auf einem kleinen Handelsdampfer der schon erwähnte Konsularagent Kröger mit der telegrafischen Nachricht von Helgoland entgegen, die von östlich der Insel gesichteten Schiffen berichtete. Der Verband machte unter Dampf kehrt und hatte eben die flache Insel Neuwerk seewärts passiert, als Rauch gesichtet wurde. Kurze Zeit später stand fest, daß man den Feind, zwei dänische Fregatten und eine Korvette, vor sich hatte. Es waren das Flaggschiff Niels Juel, die Jylland , und die Korvette Heimdall. Sie liefen in Kiellinie mit einem äußerst geringen Abstand von einer Kabellänge ( 1.852 Meter ) in südöstliche Richtung. Ziel von Suenson war, seinem Gegner die Rückzugsmöglichkeit in die Elbe zu verlegen. Der österreichische Befehlshaber erkannte frühzeitig diese Absicht, ließ eine Dwarslinie bilden, wobei die „Schwarzenberg“ am linken Flügel stand, und lief auf den Gegner zu.

Contre – Admiral Wilhelm Tegetthoff
Zeitgen. Stich

Quelle: Wikipedia

Das Gefecht wurde von der Schwarzenberg auf eine Entfernung von 18,5 Kabellängen (etwa 3 km) mittels eines der Pivot-Geschütze eröffnet. Der erste Schuß traf das Oberdeck der Niels Juel und riß dem Seekadetten Graf C. J. F. Tromp ein Bein ab. Zunächst entwickelte sich ein Passiergefecht an Steuerbord. Dabei verringerte sich die Kampfentfernung auf zehn Kabellängen. Auf diese Distanz kamen die Breitseiten der Schiffe zum Tragen. Der Artilleriekampf der schweren Kaliber nahm an Heftigkeit zu, besonders die Schwarzenberg bekam viele schwere Treffer. Nachdem sich die Schiffe passiert hatten, versuchten die Dänen mit einer Wendung nach Steuerbord, zwischen die Schiffe Tegetthoffs zu gelangen, einmal, um ihnen den Rückzug unmöglich zu machen, zum Anderen, um sie zu enfilieren, also, um durch gezieltes Feuer auf die schwach gepanzerten Heckpartien, möglichst großen Schaden in den Geschützdecks anzurichten.

Seegefecht bei Helgoland 9.Mai 1864
Dän. Einheiten: rechts in Kiellinie. Im Hintergrund deckt Radetzky die vor dem Wind ablaufende Schwarzenberg

Quelle: Wikipedia

Gleichzeitig sollten dadurch die preußischen Schiffe von denen der Österreicher getrennt werden. Auf dem Höhepunkt des Gefechts traf eine ( vermutlich glühend gemachte ) Kugel das Vormarssegel der Fregatte Schwarzenberg. Der Brand fand reichlich Nahrung an Segeltuch und geteertem Tauwerk. Er konnte zunächst nicht mit Bordmitteln gelöscht werden, und zwang Tegetthoff, mit dem Flaggschiff einen Vor – dem – Wind Kurs zu laufen, um das Feuer auf den Vortopp zu beschränken. Diese Absetzbewegung wurde, entgegen der Order, von der Radetzky gedeckt, indem sie sich zwischen die Schwarzenberg und die dänischen Schiffe legte, und erst als diese außer Gefahr war, bis dicht unter Helgoland in neutrales Gewässer folgte. Erst in den Abendstunden wurde das Feuer gelöscht. An eine geordnete Fortführung des Gefechts war nicht zu denken. Aber auch die Dänen hatten Pech: eine gegnerische Granate traf die Ruderanlage der Jylland und machte sie manöverierunfähig. Statt mit den anderen Schiffen weiter zu attackieren, warteten die dänischen Schiffe die Reparatur der Jylland ab, um dann die Gegner weiter zu verfolgen. Die verbündete Flotte hatte aber bereits vollzählig die neutralen Gewässer östlich Helgoland erreicht, so daß eine effiziente Verfolgung sinnlos war. Suenson zog sich mit seinen Einheiten nach Norden zurück. Das Gefecht war vorüber. Es endete mit dem taktischen Sieg der Dänen, aber auch Österreich hatte Erfolg: Die Blockade war gebrochen, am 12. Mai 1864 wurde der Waffenstillstand unterzeichnet.

Gefecht bei Helgoland:
Auf dem Deck der Niels Juel. Im Hintergrund rechts die brennende Fregatte Schwarzenberg mit brennendem Fockmast.

Quelle: Wikipedia / Maler: Carl Michael Flint Dahl

Nachspiel

Die Eskadre lief unverzüglich nach Cuxhaven zurück, vor allem, um die zahlreichen Verwundeten einer besseren Versorgung zuzuführen, als sie an Bord erhalten konnten. Auch die Schäden mußten behoben werden. Die Schiffe und deren Besatzungen wurden beim Eintreffen in Cuxhaven enthusiastisch begrüßt, die Verwundeten ausgeschifft, hier und in Altona ärztlich versorgt. Am 11. Mai fand in Cuxhaven unter größter Anteilnahme der Bevölkerung das Begräbnis der Gefallenen statt, ein Sarg enthielt die amputierten Gliedmaßen. Überhaupt war der Jubel und die Begeisterung über den „Sieg“ der „Kampfgruppe Tegetthoff“ gewaltig: Hamburg spendete eine erhebliche Geldsumme für die Verwundeten und Hinterbliebenen, aus allen Landesteilen trafen Verbandszeug und Liebesgaben für die Österreicher in Hamburg und Altona ein. Die Lazarette und Spitäler lehnten eine Bezahlung für die Versorgung der Verwundeten ab. Hamburg und Altona bezahlten die Reparatur der Fregatte Schwarzenberg. Ganz anders die Reaktion in Österreich: Da das Wüllersdorf`sche Geschwader zum Gefecht zu spät kam, ( es musste nach den Bedingungen des Waffenstillstandes, am Ausgang des englischen Kanals ankern, da es erst nach dessen Abschluß dieses Seegebiet erreichte ). Später lief es ebenfalls in Cuxhaven ein. Während Tegetthoff, dessen Vorfahren übrigens aus dem Münsterland stammen, mit Ehren überhäuft und zum Contre- Admiral befördert wurde, wurde v. Wüllersdorf von Hofschranzen, die selber nie zur See gefahren waren, geschweige denn, einen Verband geführt hatten, beim Kaiser von Österreich diskreditiert. Von Wüllersdorf wurde am 12. Dezember 1864 „zur Disponalität“ gestellt, was quasi das Ende seiner Karriere bedeutete.

Gefecht bei Helgoland: Schwarzenberg mit brennendem Fockmast, links Radetzky, dahinter preußische Einheiten. Rechts vor der Schwarzenberg die dänische Fregatte Jylland.

Quelle: Wikipedia, Neumann / Künstler: Johan Carl

Weitere Spuren

Der Autor wurde durch die Literatur des Buches „Tegetthoff und das Seegefecht vor Helgoland“ von Georg Pawlik, erschienen im Verlag E. S. Mittler & Sohn, Hamburg, auf das Denkmal aufmerksam. Aus diesem Buch stammen auch viele Informationen, die in diesen Aufsatz eingeflossen sind. Hier findet sich auch der Hinweis auf ein weiteres Denkmal:

Hart an der ehemaligen Grenze zwischen Hamburg und Altona, an der Grossen Freiheit, steht die katholische St. Josephs Kirche, oder das, was der zweite Weltkrieg von ihr übriggelassen hat. Sie war, bis zu ihrer Zerstörung, die älteste katholische Kirche Hamburgs. Ihr Grundstein wurde am 21. Juni 1718 durch den hamburgischen kaiserlichen Gesandten, Graf Christoph Fuchs von Bimbach, Angehöriger einer fränkischen Adelsfamilie, gelegt. Die St. Josephsgemeinde entstand bereits 1594, und ist somit die älteste katholische Gemeinde nach der Reformation in Norddeutschland. Diese, einst zu Altona gehörige Gemeinde, betreute die katholischen Marinesoldaten der Österreicher. 19 Mariner, die ihren Verletzungen erlagen, wurden auf dem Friedhof der Kirche beerdigt. Auch ein Grabkreuz wurde ihnen errichtet. Am 28.Juni 1944 wurden Kirche und Grabkreuz durch eine Luftmine zerstört. Anstatt des Kreuzes erinnert nun im Vorhof der Kirche eine Gedenktafel mit der Inschrift:
„Österreichs Land – und Seesoldaten, die 1864 bis 1866 in Altonas Hospitälern ihren Leiden Erlagen, zum Gedächtnisse“

Gefecht bei Helgoland Gedenktafel an der St. Josephskirche, Große Freiheit, St. Pauli, Hamburg

Foto: Axt

Auch das jetzt am Elbhang befindliche Mahnmal sollte ursprünglich bei dieser Kirche seinen Platz finden, was aber aus räumlichen Gründen wieder verworfen wurde. So wurde das von Martin Haller entworfene Denkmal an der Westseite des ehemaligen Waisenhauses, das zu der Zeit als Lazarett benutzt wurde, aufgestellt, und am 26. Oktober 1865 eingeweiht. 1896 wurde das Monument zum ersten Mal versetzt (Standort unbekannt) bis es 1958 an den jetzigen Platz kam. Bei der ersten Umsetzung fertigte man einen neuen Granitsockel und die bronzene Wappenkartusche sowie zwei Bronzevoluten an. Die Formen schuf der Altonaer Bildhauer W. P. Behrmann. Die später verschwundenen Voluten wurden später durch solche aus Stein ersetzt.

Bild: Ehemaliger (zweiter ) Standort des Denkmals, links im Bild.

Quelle: Stadtarchiv Altona

Andere Memorablia finden sich in Cuxhaven, Wien und Kopenhagen. Auf Helgoland ( Düne ), nahe dem Friedhof der Namenlosen finden sich Gedenktafeln. In Hamburg erinnert die Tegetthoffstrasse in Eimsbüttel an den Admiral.

Grafische Darstellung (Entwurfszeichnung)

Quelle: Altonaer Stadtarchiv

Ein Überlebender des Gefechts

In Ebeltoft, einer kleinen Hafenstadt auf der Halbinsel Jütland liegt in einem Trockendock der letzte Zeuge des Treffens vor Helgoland: Das ehemalige Flaggschiff der dänischen Einheiten, die „Jylland“ ( Jütland ), hat die Zeit bis heute überdauert und liegt, wunderbar restauriert, dort und kann besucht und betreten werden. Besser als jeder Bericht, bietet sie ein eindrucksvolles Zeugnis der Lebens,- und Arbeitsbedingungen auf einem Kriegsschiff in Holzbauweise der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Der Seemann Wilhelm von Tegetthoff

Wilhelm Freiherr von Tegetthoff wurde am 23. Dezember 1827 in Marburg an der Drau, heute: Maribor (Slowenien), geboren. Sein Vater war k.k. Oberstleutnant, die Mutter war mit einem der Bürgermeister von Wien, Baron Seiller verwandt. 1840 bezog er das österreichische Marinekollegium in Venedig. Dort erfolgte seine Ausbildung, bis er am 23. Juli 1845 sein erstes Bordkommando erhielt. Die turbulenten Jahre um 1848 ermöglichten ihm eine schnelle Karriere, 1854 wurde er Kommandant des Kriegsschoners (österr. Bezeichnung) „ Elisabeth“. Ein Einsatz, ebenfalls als Kommandant erfolgte auf dem Raddampfer „Taurus“. Bei dem Einsatz im Donaudelta erwarb der junge Schiffsführer sich die ersten Meriten auf diplomatischem, wie auch organisatorischem Gebiet. Er erhielt 1861 den Rang eines Linienschiffskapitäns, (Kapitän zur See) verbunden mit dem Kommando über den österreichischen Flottenverband vor der Levante.
Der deutsch –dänische Krieg sah Tegetthoff in der Nordsee, ebenfalls als Verbandsführer. Im Gefecht bei Helgoland zwang er ein dänisches Blockadegeschwader unter Kommodore Suenson zum Rückzug aus deutschen Gewässern. Die daraus entstehende Patt-Situation wurde von der preußisch- österreichischen Allianz als Sieg gefeiert, da Dänemark kurze Zeit später den Friedensvertrag unterzeichnete. Abermals avancierte der Seemann Tegetthoff: er wurde zum Contreadmiral (Konteradmiral) befördert und übernahm den Posten des Ober -befehlshabers der österreichischen Flotte. Zu der Zeit war Tegetthoff erst 37 Jahre alt. Ein weiterer großer Verdienst des jungen Admirals war die völlige Umstrukturierung und Reorganisation der österreichischen Seestreitkräfte.

Seinen größten Ruhm erlangte Tegetthoff in der Seeschlacht von Lissa ( heute: Vis, Kroatien ) am 20. Juli 1866 gegen die italienische Flotte. Er wurde zum Vizeadmiral befördert und erhielt das Kommandeurkreuz des Militär – Maria – Theresien – Ordens.

1868, mit gleichzeitiger Ernennung zum Chef der Marinesektion, erlangte er den Dienstgrad Admiral. Gegen den Widerstand des Generalstabes reorganisierte er die gesamte österreichische Kriegsmarine derart, das seine Verbesserungen bis zu deren Auflösung 1918 in Kraft blieben.

Mit 43 Jahren, erkrankte Admiral Tegetthoff an einer Lungenentzündung, der er am 7. April 1871 erlag. Seine Grabstelle liegt auf dem Friedhof St. Leonard in Graz.

Der Kontrahent

Der Gegner im Gefecht bei Helgoland war der dänische Kommandeur Edouard Suenson. Er wurde als Sohn eines Kapitäns am 13. April 1805 in Kopenhagen geboren. Am 11. September 1837 heiratete er seine Frau Ottilia, geb. Uldall. Suenson trat 1817, mit 13 Jahren, ähnlich wie Tegetthoff, als Kadett in die dänische Marine ein. Am 29. Mai 1831 erhielt er sein Leutnantspatent, am 24. März 1858 erfolgte die Beförderung zum Kapitän ( Oberst ).Mit diesem Rang, aber als Befehlshaber des dänischen Flottenverbandes nahm er am Gefecht bei Helgoland teil.

Zwei Jahre danach erlangte er die Würde eines Flotillenadmirals, wobei seine Verdienste bei Helgoland spät, aber dennoch gewürdigt wurden. Am 5. August des Jahres 1880 erreichte er seinen höchsten Dienstgrad, er wurde Vizeadmiral. Nachdem er bereits mit etlichen Stufen des Danebrogorden ausgezeichnet wurde, wurde ihm das Kommandeurskreuz eines Ritters des Danebrogordens überreicht. Er starb am 16. Mai 1887, und liegt auf dem Holmens Friedhof in Kopenhagen begraben.

Das Gebiet der Seeschlacht von Lissa

Übersichtskarte Adria

Übersichtskarte: Adria mit der Insel Vis (Lissa). Die Seeschlacht fand in dem Gebiet statt, wo der Name Vis verzeichnet ist.

Militärisch – Geschichtliche Bewertung

Das Seegefecht bei Helgoland war nur eine kleine Episode zur See im Deutsch – Dänischen Krieg. Es muss als unterstützende Operation des Landkrieges in Norddeutschland und Jütland und dem Sundewitt auf dänischem Territorium gesehen werden, der mit der Erstürmung der Düppeler Schanzen am 18. April 1864 beendet wurde. Auch hier war österreichisches Militär an preußischer Seite. Der eigentliche Zweck, die dänische Blockade der deutschen Nordseehäfen Tönning und Hamburg bis hin zur Weser, aufzuheben wurde zwar erreicht, war aber im Hinblick auf die unmittelbar nach dem Gefecht stattfindenden Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages nicht von der erhofften Tragweite. Interessant ist aber das äußerst kostspielige Engagement Österreichs in der Sache. Der sehr lange und zeitaufwändige Anmarsch zur Nordsee stellt eine gewaltige organisatorische und logistische Anstrengung dar, wie sie wohl zu dieser Zeit selten geschah, um ein Bündnis zu erfüllen.

Wappen der österreichischen k.u.k. Marine

Wir stellen vor: Kevin R.Axt
Hamburg

Stapellauf am 20. Januar 1949 in Lübeck, als Sohn eines irischen Offiziers und einer deutschen Mutter. Nach der mittleren Reife, 1964, Besuch der Seemannsschule in Lübeck Travemünde. Der letzte Monat der dreimonatigen Ausbildung zum Schiffsjungen wurde traditionsgemäß auf der leider stilliegenden "Passat" durchgeführt. Ich konnte von dem mächtigen Schiff nicht genug bekommen, scheinbar liegt hier der Schlüssel für mein Interesse an Segelschiffen.

Auf Fahrt ging es in der rauen Wirklichkeit als Schiffsjunge auf einem Küstenmotorschiff in der europaweiten sog. Kleinen Fahrt. Nach drei Jahren und dem Abschluss der Matrosen- (Gesellen) Prüfung bewarb ich mich beim Norddeutschen Lloyd ( NDL ) und wurde angenommen. Es folgten Einsätze auf einigen Schiffen des NDL in den Fahrtgebieten Süd,- Mittel,- und Nordamerika, später nach Fernost.

Der Liebe wegen meldete ich mich freiwillig zur Bundesmarine, in der ich 12 Jahre als Radarmaat, später als Zugführer im Marineinfanteriedienst und letztendlich als Kompaniefeldwebel Dienst tat.

Nach dieser Zeit, die Liebe war längst erloschen, machte ich mein nautisches Patent als Seesteuermann, später, nach Absolvierung der vorgeschriebenen Fahrzeit, das Kapitänspatent. Als solcher bin ich jedoch nie gefahren, ich war noch zu jung. (Heute sieht das alles anders aus.)

Jedoch kann man Nautik auch an Land gebrauchen, ich wurde Safety Officer im Hauptmannsrang bei den U.S. Streitkräften in Heidelberg. Hier diente ich u.A. als Verladeinspektor für die Munition der Reforger-Manöver, die mit Binnenschiffen von Rotterdam/Antwerpen nach Mannheim und zurück transportiert wurde. So fuhr ich als Supercargo auf Binnenschiffen, wahrlich etwas ungewöhnlich.

Ein Herzinfarkt setzte dieser Tätigkeit ein Ende. Nach der Genesung hielt ich nach einem anderen Betätigungsfeld Ausschau und machte mein bisheriges Hobby, die Fotografie, zum Beruf. Mehrere Jahre betrieb ich ein eigenes Atelier und begann mich der Geschichte der Fotografie, insbesonders der maritimen Fotografie, zu widmen. Zugleich begann ich, vor verschiedenen Gremien Vorträge zur Foto,- und Marinegeschichte zu halten.

Heute arbeite ich als freier Autor für Fachzeitschriften aus den beiden Genres, sowie an einem Buch über den Seeunfall der ehemals deutschen Bark "Plus", die 1933 vor den Aalandinseln verloren ging. Andere Themen sind u. a. für Köhler´s Flottenkalender in Vorbereitung.

Heute lebe ich mit meiner Frau Marlies, die mich sehr unterstützt, in Hamburg. Dies sollte als Entreé genügen, es schreibt sich sehr schlecht über einen selbst.

Mit freundlichen Grüßen aus dem verschneiten Hamburg

Ihr Kevin R. Axt