Von Einem der auszog um „Marinekameradschaft“ kennen zu lernen!

Gedenken an die k. u. k. Kriegsmarine in Budapest am Jahrestag des Seegefechts von Otranto, 1917

Seit ich 1999 meinen Dienst im Heeresgeschichtlichen Museum antrat ist mir der Name Obst Karl Skrivanek ein Begriff. Bisher hatte es sich nicht ergeben diese Bekanntschaft zu vertiefen und so nahm ich am 14. Mai die Gelegenheit wahr die Delegation des Österreichischen Marineverbandes nach Budapest zu begleiten. Feierlichkeiten zum Jahrestag des Seegefechts bei Otranto im Mai 1917 standen am Programm. Die österreichische Delegation bestand aus: Mag. Markus Salvator Habsburg -Lothringen, Ehrenmitglied des ÖMV, Mitglied der MK Prinz Eugen – Ried / Innkreis, Ehrenprotektor der Partnerschaft ÖMV-MATE; Obstlt dhmtD aD DI Dr. Herwig Brun, Vizepräsident und Schriftführer ÖMV, MK Admiral Ehzg. Franz Ferdinand; Ing. Gerfried Stefanson, Stv Kassier ÖMV, MK Babenberg– Traisental; Baronin Nathalie v. Kostial, Kroatien (Wien und Opatjia); Obst dhmtD aD Baurat h. c. Prof. DI Karl Skrivanek, Präsident ÖMV, MK Prinz Eugen Ried / Innkreis.

Der Treffpunkt der Abreise war in einem Kaffee im Herzen der Großbaustelle des Westbahnhofs in Wien. Schon kurz vor der vereinbarten Zeit waren alle Teilnehmer im Kaffee eingelangt. Um 07:58 Uhr bewegte sich unser Zug in Richtung Budapest und es war für uns ein gutes Omen, dass der österreichische Schaffner des Zuges „Tegetthoff“ hieß.Im Gespräch ergab sich , dass er tatsächlich mit unserem großen Admiral verwandt ist- sozusagen „ein Tegetthoff auf Schienen“ . Die ÖMV-Verbandsfahne war gut verstaut und es gab Platz genug um es sich gemütlich zu machen. Unsere Befürchtungen, daß es in Budapest ebenso starke, beinahe tropische Regengüsse, geben könnte wie tags zuvor in Wien, lösten sich genauso wie die morgendlichen dunklen Regenwolken rasch auf.

Kurz vor Budapest öffnete sich der Himmel wie zu einem Willkommensgruß. Schirme und Regenjacken waren also in unseren Taschen gut aufgehoben. Wir kamen am Bahnhof (Budapest Keleti pályaudvar), der noch an die eindrucksvollen Glanzzeiten der Monarchie erinnert, wohl behalten an. Absperrungen mit Eisengittern, die von bis zur 4 KontrollorInnen bewacht wurden, verwehrten nicht Berechtigten den Zutritt zum Bahnsteig. In Wien würde schon eine Überwachungskamera vor Ort sein die nicht nur einen Durchgang überwacht, sondern alle Bahnsteige. Ob Fortschritt jedoch mit steigender Arbeitslosigkeit Hand in Hand gehen muß, soll jeder für sich selbst entscheiden. Gaspar Tibor war unser Verbindungsmann zwischen Budapest und Wien. Er wartete bereits am Ausgang und freute sich sichtlich uns begrüßen zu dürfen. Sein erst kürzlich verstorbener Bruder Obstlt Gaspar Gyula, war Vizepräsident des Marineverbandes "M.A.T.E. -Verband ungarischer Seeleute". Schon kurz nach der Begrüßung hetzte er los um unsere Euros in optimal gewechselte Forint zu verwandeln. Ein kurzer Regenschauer lies einige von uns in der trockenen Bahnhofshalle Zuflucht suchen. Markus Habsburg hielt währenddessen im Regen, wie ein Kapitän am sinkenden Schiff, die Stellung. Er zeigte dem wieder heraneilenden Tibor wie ein Leuchtturm in der Brandung, wo wir Stellung bezogen hatten. Mit der erworbenen Tageskarte ging es schließlich zur Metró Budapest (M3). „Die „Millenniums-U-Bahn“ (Millenniumi Földalatti Vasút, Linie M1) ist nach der London Underground die zweitälteste U-Bahn in Europa und wurde anlässlich der Millenniumsfeiern zur tausendjährigen Landnahme der Ungarn 1896 in Betrieb genommen.“ Dann fuhren wir ein kurzes Stück mit dem Bus in die Nähe der Donau. Unsere Delegation fiel durch ihre weißen Kopfbedeckungen und die hübsche,elegante Dame in ihrer Mitte auf. Wir schafften es bei strahlend blauen Himmel das Ufer der Donau zu erreichen und ein Blick auf den Burgberg mit der Fischerbastei und der Matthiaskirche belohnte uns für unsere bisherigen Mühen. Auf dem Restaurantschiff "Columbus Pub" auf der Pester Seite, in der Nähe des Hotel Mariott und nahe der Kettenbrücke, stärkten wir uns mit einem Getränk. Auf dem Weg zu einem Ausflugsschiff stolperte VP Dr. Brun, konnte sich aber mit einer für mich erstaunlich guten Reaktion abrollen und stand sofort wieder auf den Beinen. „Die Jungs von der Marine haben ganz schön was drauf“ - dachte ich bei mir- und weiter ging es zu einer atemberaubend schönen Besichtigungsfahrt die Donau hinauf bis zur Margaretheninsel und hinunter bis zur Petöfi-Brücke (1952 erbaut, 378 m lang) und wieder retour. Natürlich wurden alle Sehenswürdigkeiten die sich boten fotografiert um so der Nachwelt erhalten zu bleiben. Als besonders imposant empfand ich das Parlament (ungarisch: Országház; wörtlich: Landeshaus) wo sich auch die Stephanskrone mit den Reichsinsignien befindet. Bevor es in Richtung Heeresmuseum auf den Burgberg ging stärkten wir uns noch einmal bei einem ausgezeichneten Mittagessen im „Columbus“.

Mit dem Taxi fuhren wir schließlich auf den Burgberg zum „Heeeresgeschichtlichen Museum in Budapest“ (Hadtorteneti Muzeum). Das Museum betritt man durch ein Portal welches durch 2 Kanonen flankiert wird und anschließend steht man in einem sehr schön mit militärischen Objekten ausgestatteten Innenhof. Unsere Delegation wurde von allen Teilnehmern dieser Gedenkfeier mit freundschaftlichem: „Servus!“, begrüßt und es gab auch die traditionellen ungarischen Backenküsse und Schulterklopfer. Der ungarische Marineverband nennt sich wie bereits erwähnt "M.A.T.E.-Verband ungarischer Seeleute". Der Präsident des „M.A.T.E.“ Hr. Aladar Putzkaller ist Seekapitän 1.Klasse. Generalsekretär und Vizepräsident ist Capt. Karoly Gosztonyi, Master Mariner. Er ist Nachfolger des verstorbenen Obstlt Gaspar Gyula. Repräsentant der Hungarian Defence Forces( der ungarischen Armee ) und des Warship Battalion war der Stv. Kommandant Obstlt Szilagyi Zsolt (Ungarische Bezeichnung: Magyar Honvedseg - 1.Honved Tüzszeresz es Hadihajos Zaszloalj. Die meisten Ehrengäste kamen in Uniform und mit Orden bestückt und steigerten dadurch den feierlichen Charakter der folgenden Stunden. Visavis vom Eingang des Heeresmuseums gab es eine große Halle, die von einem großen Deckenfresko, das an die Geburtsstunde der Husaren erinnert, dominiert wird. Um 16:00 Uhr war der Beginn der Gedenkveranstaltung der Schlacht von Otranto und die Ehrung der gefallenen Offiziere und Matrosen beider Seiten. Eine Abordnung des ungarischen Vereins „Viribus Unitis“ und des „Österreichischen Marineverbandes“ nahmen links und rechts der Gedenkstätte -mit der ÖMV-Flagge- Aufstellung. In einer Ansprache von Präsident M.A.T.E., Capt Aladar Putzkaller gedachte man der größten Seeschlacht des I. Weltkrieges in der Adria im Mai 1917. Damals versuchten Einheiten der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine die Blockade von Otranto zu durchbrechen um die Adria zu verlassen. An dem fast 2 Tage dauernden Seegefecht waren auf österreichisch –ungarischer Seite zwei Schlachtschiffe, drei Kreuzer, mehrere Zerstörer, sowie U-Boote beteiligt. Die österreichisch-ungarische Marine versenkte drei italienische, einen britischen und einen französischen Zerstörer und einige bewaffnete italienische Fischdampfer. Ein eigener Zerstörer wurde schwer beschädigt. Dieses heldenhaften Gefechts gedenkt man in Budapest alljährlich am 14. Mai.

Zu Beginn der Feierlichkeit wurde die ungarische Hymne und die alte Kaiserhymne (Gott erhalte…) gespielt. Ehrenabordnungen legten in würdiger Form Kränze vor den Gedenktafeln an der Burgmauer ab. Als Vertreter des „Österreichischen Marineverbandes“ hielt Obst Skrivanek eine ergreifende Rede und hob den Wert der Kameradschaft und den Gemeinschaftsgeist der Freunde der Marine hervor. Er lud die ungarischen Kameraden bei dieser Gelegenheit zu den in Österreich stattfindenden Feierlichkeiten am 20.7.2010 nach Wien ein. Als besonders ergreifend empfand ich die berührenden Worte die Obst Skrivanek anläßlich des Todes von Kamerad Obstlt.Gaspar Gyula fand. Sein Vergleich mit dem Einlaufen in den letzten Hafen ließ die Augen einiger gestandener Männer glasig werden. Hier an diesem Ort und zu dieser Stunde konnte man direkt in das Herz dieser Marinekameradschaft blicken. Für diesen ganz speziellen Augenblick möchte ich auch meinen persönlichen Dank aussprechen. Es hat mir gezeigt, daß der kameradschaftliche Geist in der Marine bis über den Tod hinaus lebt.

Nach dem Abtreten der Ehreformation gesellten sich alle zu einem Umtrunk und gereichten Süßigkeiten in die große Halle. Geschenke und Visitenkarten wurden ausgetauscht und Freundschaften geschlossen bzw. aufgefrischt. Leider hat jeder schöne Tag einmal ein Ende und so verabschiedeten wir uns bei unseren Gastgebern um noch einen kurzen Spaziergang auf der Fischerbastei zu absolvieren. Zum Abschluss bot sich uns eine Aussicht auf die Stadt, wie auf einer Postkarte. In einem voll besetzten Bus ging es schließlich zur U-Bahn. Obst Skrivanek selbst ließ es sich nicht nehmen in der U-Bahn aufzuspringen um einer älteren Dame den Sitzplatz zu überlassen. Da staunten die Jugend! Ja, -eine Uniform zu tragen heißt auch den Anstand und die guten Sitten zu pflegen. Ein zustimmendes Nicken von älteren Personen im Waggon zeigte die allgemeine Achtung und die Vorbildwirkung die man dem Mann in der Marine Uniform entgegen brachte. Gute Manieren werden bei Uniformierten als fixer Bestandteil der Ausbildung vorausgesetzt, -doch wer hat heute noch diesen Respekt und die Achtung vor sich selbst bzw. dem Militär um sich auch auf der Straße in Uniform ganz klar zu deklarieren. „Hr. Oberst, -meine Hochachtung!“ Dass war ein kurzer Exkurs und einige Eindrücke die mir von unserer Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln Erinnerung geblieben sind.

Wohl behalten brachte uns Tibor wieder zum Keleti- pu., wo wir uns noch bei einem Getränk auf die Abreise vorbereiteten und die vergangenen Stunden Revue passieren ließen. Dieser Tagesausflug hatte uns alle ein Stück näher gebracht und so verlief die Heimreise mit intensiven Gesprächen über das Erlebte und die Zukunft. Markus Habsburg gab viele interessante Episoden aus seinem Leben zum Besten und wir lauschten gespannt seinen Ausführungen.

Mag. Manfred Litscher
(Bilder im Beitrag: Copyright by Mag. Manfred Litscher)

Tag der ungarischen Streitkräfte an der Botschaft in Wien
am 18. 5. 2010