Monitor LAJTA – Taufe am 20. August 2010

Wer die LEITHA im Juni 2010 auf der slowakischen („nordungarischen“) Werft in Komárno sah, war sehr skeptisch, ob die angekündigte „Neutaufe“ in Budapest am Tag des Heiligen Stephans wirklich stattfindet. Doch Unmögliches wurde wahr.

Der 20.8.2010, ein strahlend sonniger Tag, brachte Budapest ein einmaliges, großartiges Schauspiel: das mit hohem finanziellen und Arbeitskräfte-Einsatz restaurierte, ehemalige k.u.k. Donaumonitor SMS LEITHA, Baujahr 1871, wurde der ungarischen Öffentlichkeit im Rahmen einer beeindruckenden Festveranstaltung präsentiert.

So, wie in Budapest alles imposanter ist als in Wien, so gigantisch wurde auch die Feier. Der gesamte Schiffsverkehr auf der Donau wurde für diesen Tag angehalten; das Feuerwehrschiff SZENT FLÓRIÁN schickte zur Begrüßung zwei Wasserströme in die Höhe; die ungarischen Abfangjäger donnerten am Himmel; die Honvéd-Ehrenkompanie stand Parade; die Musikkapellen intonierten flotte Märsche und patriotische Lieder, wiederholt hörte man die ungarische und die europäische Hymne; die immer noch aus der Zeit des Kalten Krieges vorhandene imponierende, jetzt NATO unterstellte ungarische Donauflottille schoß zusammen mit der LEITHA den Geschützsalut.

Gewaltige, entlang der langen steinernen Donaukais zum Teil auf LKW-Kränen montierte Lautsprecher des Lánchíd Radio übertrugen die Feierlichkeit live dem Tausende zählenden, zuschauenden Publikum. Sogar die vorbei- und über die stilvollen Donaubrücken fahrenden Straßenbahnen verlangsamten ihre Fahrt, ja blieben zeitweise stehen. Der sonst entlang der Ufern brausende Straßenverkehr wurde an diesem Tag auch unterbrochen, hunderte Ordner und Polizisten sorgten für Disziplin. Ein Mulatság, wie sie eben nur die Ungarn zu feiern verstehen.

Beachtet wurden viele Symbole: der Freitag 15.00, zu diesem Zeitpunkt wurden die Geschützsalven abgefeuert; der Gedenktag des Szent Istváns; die Taufe nahmen der katholische und evangelische Geistliche sowie ein Rabi der ungarischen Streitkräfte vor. Eine Champagner-Flasche wurde durch die Frau des Landesverteidigungsministers an der Bordwand erfolgreich zerschellt. Die ursprünglich verhüllte, am Heck befindliche Namensinschrift in deutscher Sprache, mit einer großen goldenen heraldischen Krone darüber, wurde gleichzeitig enthüllt. Am Achtermast gehißt wurde eine aufwändig gestickte Replik der Ehrenflagge des einstigen k.u.k. Schlachtschiffes SZENT ISTVÁN. Großartige patriotische, magyarisch-europäische Ansprachen hielten ranghöchste Politiker. Auf der LEITHA anwesend war der Enkel des letzten ungarischen Königs Karl IV., der nun in Budapest lebende Erzherzog Georg; gekommen war auch als Mitglied des ÖMV, der aus Bad Ischl angereiste Nachkomme des vorletzten Königs Franz Josef I, Erzherzog Mag. Markus Salvator im Rahmen der von ÖMV Präsident Obst. Prof. DI Karl Skrivanek geführten ÖMV Delegeation. Auf einem der die Zeremonie begleitenden über 20 Passagierschiffe befanden sich als Gäste der Regierung auch etwa 500 Kinder aus den ungarischen vom Hochwasser betroffenen Gebieten.

Nachdem das 140jährige Kriegsschiff zur allgemeinen Besichtigung freigegeben wurde – für die Vorsichtigeren standen zum Begehen der unteren Räume die von Baustellen üblichen Kunststoffhelme zur Verfügung – fand abends als würdiger Abschluß der Feier noch ein großartiges Feuerwerk statt.

Die LEITHA selbst wurde während der Restaurierung in den Zustand von 1887 zurückversetzt, nach ihrer ersten Modernisierung, als sie eine erweiterte Brücke bekam und nicht mehr so nackt aussah; dafür verlor sie ihren riesigen, im damaligen Dampflokomotivenbau üblichen funkenfangenden Kobelrauchfang. Sie ist nun ein Museumsschiff, auch innen gut ausgestattet: die Kommandantenkajüte erweckt den Eindruck, als ob der Kommandant gerade nur für eine Weile an Deck gegangen wäre, in den Mannschaftsräumen liegen Matrosen in den Hängematten, neben der Wahrendorf-Geschützen liegen zum Abfeuern bereite Kartuschen, der gewaltige Dampfkessel füllt die mittlere Schiffssektion – nur einer, da man sonst nicht vorbeigehen könnte. Lieb die altdeutschen Inschriften und Türbezeichnungen, daneben auch didaktisch gut aufbereitete moderne Schautafeln mit der Geschichte der LEITHA und dieses Schiffstyps.

Die LEITHA wurde mit europäischen Geldern im Rahmen der regionalen Länderförderung restauriert und kommt in das noch kleine Schifffahrtsmuseum in Neszmély stromaufwärts von Budapest; doch jetzt, nachdem die Budapester das lange auf seine Wiederbelebung wartende Schiff selbst gesehen haben, würden sie es auch gerne haben...

Dr. András Margitay-Becht, den man als den wirklichen Vater der neuen LAJTA bezeichnen kann und der schon 2007 sein großes Buch „A Leitha Monitor“ präsentierte, verfaßte aus Anlaß der gelungenen Restaurierung ein neues, gleichnamiges Werk, ein Bildband im Querformat mit neuen Details und Farbzeichnungen des Schiffs.

Wladimir Aichelburg

Programm

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Worte des Mentors dieses Projektes,
Dr Andrass Margitay-Becht, aus Budapest:

"Liebe Freunde, meine großartigen Kameraden! Mein liebster ungarischer Dichter ist Mihály (Michael) Vörösmarty. Der Titel eines seiner Gedichte ist: Bitterer Kelch. Dort sind vier Reime, welche seit 22 Jahren Motto meines Lebens Jahre sind, eben während der Zeit des bisherigen Leitha- Projekts. Ich kann diese Reime nicht übersetzen. Aber jetzt fand ich eine schöne Übersetzung, von Günter Deike.
"kühn und handle groß,
und setz dein Leben dran:
kein Schicksal findet hoffnungslos
der unverzagte Mann."

Der erste Teil des Leitha Projekts ist mit der Neutaufe beendet. Jetzt kommen die jüngeren Enthusiasten, und sie werden den zweiten Teil weiter machen. Ich denke, dass sie es vielleicht anders machen werden. Und einmal werde ich still weitergehen.
Aber ich bleibe immer Euer, András von Leitha, der glücklichste Zahnarzt der Welt."
"Das ist das Motto meines Lebens"

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