SEGEL-ÜBERSTELLUNGS-TÖRN

PALMA DE MALLORCA nach
LANZAROTE – Playa Blanca
12.10.2011 – 29.10.2011
KATAMARAN LAGOON 380S2 – PHOENIX – Länge 11,55 m

Am 12.10.2011 flog ich nach Palma de Mallorca und ging dort in der Marina Alboran an Bord des Katamarans PHOENIX, eine Lagoon 380S2 um an einem Überführungssegeltörn teilzunehmen. Ich wurde herzlich vom Skipper Gerhard Rath und den bereits anwesenden Crew-Mitgliedern, Balint Kappeter, Johann Rohrer, Andreas Maier und Martin Schwaighofer begrüßt. Da an diesem Tag in Spanien Nationalfeiertag war kauften wir unseren Proviant am nächsten Tag und legten um 13.00 Uhr ab. Ich wurde für die Wache und die Navigation zum Dienst eingeteilt. Wir fuhren größtenteils mit dem Autopiloten aber auch mit der Windsteuerung bzw.im Standby und gesetzten Segeln (Großsegel, Genuasegel, Gennackersegel, Fock) über Ibiza dem Kap Palos der spanischen Mittelmeerküste entlang bis wir am 15.10.2011 abends im Puerto de Garrucha einliefen. Der Wind war leicht bis mäßig stark, bis max. 4 Beaufort und wir fuhren im Schnitt 4 – 6 Knoten. In Garrucha sahen wir uns die Stadt an und speisten in einem vorzüglichen Fischrestaurant.

Am nächsten Tag, 16.10.2011 legten wir um 11.00 Uhr nach einem vorzüglichen Frühstück ab. Wir fuhren bei sehr schwachem Wind 1 – 2 Beaufort bei strahlendem Sonnenschein und mit beiden Motoren weiter über die Bucht Cala de San Predo, wo wir einen kurzen Badestop machten, weiter bis zum Cap de Gata, der Katzenbucht im Golf von Alermia, wo wir ankerten und über Nacht blieben. Tags darauf fuhren wir wieder die spanische Küste entlang bei Sonnenschein und leicht bewölktem Wetter und mäßigem Wind weiter bis zur Stadt Adra wo wir um 19.40 Uhr anlegten und im Hafenbüro eindeklarierten. In Adra ergänzten wir unseren Proviant, aßen vorzüglich am Abend in einem Restaurant, wo wir auch am nächsten Tag 18.10.2011 frühstückten und legten um 12.00 Uhr ab und fuhren an der spanischen Küste weiter an Malaga vorbei bis nach Gibraltar wo wir am 19.10.2011 um 13.00 Uhr einliefen. Wir umschifften dabei den mächtigen Affenfelsen.

In Gibraltar nahmen wir Treibstoff und Proviant auf, unternahmen Ausflüge in die Stadt und auf den Felsen und besuchten die besten englischen Lokale, aßen vorzüglich am Abend und zum Frühstück. Es herrschte strahlend schönes Sommerwetter. Unser Crew-Mitglied Martin Schwaighofer verließ uns und fuhr über Malaga wieder nach Hause. Miriam Münow, die wir zufällig in Gibraltar getroffen haben und kurz am Schiff besuchte, fuhr ebenfalls nach Hause. In den ca. 430 Seemeilen von Palma De Mallorca bis Gibraltar versah ich 3 Nachtdienstfahrten in der Zeit von 2.00 Uhr bis 4.00 Uhr und war allein verantwortlich ohne Radar, der Skipper sah 1x in dieser Zeit nur kurz nach. Ich wurde natürlich nach dem Wachdienstplan von meinen Crew-Kameraden abgelöst. Wir legten am 20.10.2011 um 12.45 Uhr von Gribraltar ab, manövrierten vorsichtig an den vielen ein- und ausfahrenden Schiffen vorbei und liefen in die Straße von Gibraltar ein. Dort herrschte Hochnebel und dichter Nebel auf der afrikanischen Seite. Ich vernahm die Nebel-Signal-Hörner der ein- und ausfahrenden Schiffe. Wir fuhren auf der spanischen Küste der Straße von Gibraltar entlang in den Atlantik auf Kurs um 230° in Richtung Kanarische Inseln – Lanzarote. Der Wind war schwach bis mäßig bis max. 3 Beaufort und wir mußten die Motoren zu Hilfe nehmen.

Die Wellen des Atlantiks waren trotz schwachem Wind zuerst niedrig ca. bis 1 m wurden aber dann schnell hoch bis ca. 5 m. Sie kamen immer als Wasserwände von Steuerbord, hoben unseren Katamaran hoch, rollten durch und bäumten sich Backbord wieder zu einer Wand auf und rollten in Richtung Küste weiter. Die Wellen kamen natürlich von allen Seiten, von hinten schoben sie uns mit einem großen Schwung an. Wir wurden in die Höhe und Tiefe geworfen. Es war fazinierend anzusehen, wie schnell sich diese schöne Wasserlandschaft von Bergen und Tälern veränderte. Wir aßen bei diesen Bedingungen und ich machte auch die Backschaft und den Abwasch und versuchte alles beieinander zu halten, was sehr schwierig war. So fuhren wir die Küste Marokkos entlang und der Skipper entschloß sich in der marokkanischen Fischerstadt Essaouria einzulaufen, da wir am Himmel erste kleine Anzeichen (Wolken) eines Sturmes bei heiterem Wetter erkennen konnten. Am 23.10.2011 um 15.40 Uhr liefen wir Essaouria ein. Da kein freier Anlegeplatz vorhanden war, legten wir neben dem Rettungsschiff TENSIFT an. Wir deklarierten beim Hafenamt ein und machten noch einen Stadtbummel, besichtigten interessante Sehenswürdigkeiten und ergänzten unsere Nahrungsmittelvorräte und speisten vorzüglich in einem Fischrestaurant. Unser Kamerad Andreas Maier, der fließend Spanisch und Französisch spricht, half uns sehr, so hatten wir keine Verständigungsschwierigkeiten, da kein Englisch gesprochen wurde.

Am nächsten Tag, 24.10.2011 kam schon zu Mitternacht der Sturm. Wir hatten im Hafen 7 bis 9 Beaufort (um 40 Knoten) und Wellen bis 1 m Höhe. Draußen im Atlantik schätzten wir 10 – 11 Beaufort mit Wellen bis 15 m Höhe und mehreren Kilometer Länge. Außerdem regnete es stark. Abends flaute der Sturm etwas ab. Wir gingen nochmals in ein Fischrestaurant essen. Um Mitternacht war der Sturm vorbei, so konnten wir planmäßig am 25.10.2011 um 11.30 Uhr beim schönem Wetter von Essaouria ablegen. Beim Auslaufen kamen wir wieder sofort in hohe Atlantikwellen, trotz schwachem Wind. Wir beobachteten die gewaltigen Atlantikbrandung an den Felsen vor den Stadtmauern von Essaouira, nahmen direkten Kurs auf Lanzarote, stellten den richtigen Kurs im Autopiloten ein, setzten die Großsegel und Genuasegel bzw. Gennakersegel und kamen so sehr gut voran. Der Wind flaute später ein wenig auf 2 – 3 Beaufort ab. Die Atlantikwellen bäumten sich als lange Wand bis zu einer Höhe von ca. 6 m auf. Ich versah natürlich gemäß Wachplan meine Wachen am Tag und in der Nacht, führte weitere 5 Nachtwachen mit alleiniger Verantwortung ohne Radar in der Zeit von 23.00 Uhr bis 01.00 Uhr. Dabei checkte ich alle Lichter auf dem Meer ab. Ich sah große Frachter, Passagierschiffe, marokkanische Fischerboote und auch Netze (weiß blitzende Lichter). Ich beobachtete, teils mit meinem Fernglas den Abstand und korrigierte wenn nötig kurzzeitig den Kurs.

Am 27.10.2011, in der Früh ungefähr 20 Seemeilen vor Lanzarote wurde das Wetter plötzlich schlechter, der Himmel vor uns schwarz und der Wind stieg wieder auf 5 – 6 Beaufort, die Atlantikwellen kamen als Wände von ca. 6 m und als kleinere Wellen vorne und achtern. Den Katermaran wurde gewaltig hoch und nieder und seitlich nach Backbord und Steuerbord geworfen. Die Wellen hämmerten wie ein gewaltiger Hammer an die Schiffsrümpfe. Nachmittags gegen 17.00 Uhr kam die Insel Lanzarote in Sicht mit der Nachbarinsel Graciosa. Dort ankerten wir in der Bucht Bahia del Salado (Salatbucht), da im Hafen kein Anlegeplatz für uns frei war und blieben über Nacht.

Am 28.10.2011 lichteten wir um 10.00 Uhr den Anker und fuhren die Westküste von Lanzarote hinab bis zur Südküste nach Playa Blanca. Dabei hatten wir wieder stärkeren Wind bis 5 Beaufort und wieder Wellen bis 6 m Höhe. Wir setzten dabei wieder Groß- und Genuasegel. Das Wetter war sonnig. So kamen wir wohlbehalten um 17.25 Uhr in unserem Endhafen Playa Blanca in der Marina Rubicon an und machten den Katamaran fest. Wir freuten uns sehr und begossen unsere sehr gute Fahrt mit Gin Tonic und später abends beim Abendessen mit Rotwein.

Bei diesem Segel-Überführungstörn legte ich 1345 bestätigte Seemeilen zurück, wobei ca. 655 Seemeilen außerhalb des Fahrtenbereiches 2 lagen und versah 8 Nachtfahrten.

Peter HOFER – MK ALBATROS Leoben