Wenn Naturgewalten auf See toben....

Unser Kamerad und ÖMV-Pressefotograf Johannes Hochmuth hat für uns den folgenden Pressebericht für unsere Publikationen zusammengestellt. Es ist ein Bericht über die Entstehung von Riesenwellen, die seit Menschengedenken die Seefahrt bedrohen und uns Achtung vor den Naturgewalten auf See lehren sollten. Er zeigt uns , dass die moderne Technik, auch wenn sie auch noch so großartige Leistungen und Sicherheit entwickeln kann, vor den möglichen Ereignisse auf See den Menschen immer noch zum Spielball der Elemente werden lässt und uns damit vor Augen führt , wie klein wir Menschen sind.

Diese Arbeit ist nicht als wissenschaftliche Studie zu werten, sie will uns aber- Urlauber, Erholung suchende oder auch auf See arbeitende Menschen mit diesen Gefahren vertraut machen und uns diese Phänomene vor Augen führen. Sehen wir uns also derartige Szenarien an.

Die Bilder über die Riesenwellen haben nicht nur unseren Freund - auch als Pressefotograf -sehr beeindruckt, sie werden auch bei den Besuchern unserer Homepage Achtung vor der Gewalt des Meeres auslösen. Die Bilder sind am Ende des Berichtes in einer Bildergalerie zusammen gestellt.

Eine Erläuterung zu den Definitionen der verschiedenen Windstärken hat er außerdem beigegeben.

Die Klassifikation von Winden nach ihrer Geschwindigkeit erfolgt am häufigsten nach der Beaufortskala. Die zwölfstufige Skala wurde von Sir Francis Beaufort im Jahre 1806 während seines Kommandos auf dem Schiff Woolwich entwickelt. Die Maßeinheit lautet daher Beaufort, kurz Bft.1949 wurde die Skala auf Beschluss der Internationalen Meteorologischen Organisation in Brüssel auf 17 Stufen erweitert, im Jahre 1970 führte die Nachfolgeorganisation WMO wieder die alte 12-teilige Skala ein.

Drama im Urlaubsparadies

Und erst in diesen Tagen berichteten die Zeitungen in Österreich- ich zitiere im Folgenden aus „ HEUTE “ vom 10.3.2009- über einen Horror- Sturm bei den berühmten Similan –Inseln in Thailand. Auf der Rückfahrt von einem schönen Ausflug auf dem Dampfer „Chok Somboon 19“ gerät das dreistöckige und erst 6 Monate alte 30-m Schiff in einen tropischen Sturm, kentert und sinkt innerhalb weniger Minuten. Die Tragödie ist, dass sich viele Passagiere unter Deck befinden und damit in der tödlichen Falle sind. Sofort schwärmt die alarmierte thailändische Marine mit Rettungsbooten aus. Von Phuket aus steigen Hubschrauber auf, Marinetaucher werden zu Wasser gelassen. Mit Erfolg: 23 Schiffbrüchige können aus den Fluten gerettet werden. Jedoch 7 Touristen - darunter 3 Österreicher - gelten als verschollen! (Zitat: Thomas Staisch, Ende)

Am 11.3. 2009 erschien in der „Kleinen Zeitung“, Graz ein Bericht von Daniel Kestenholz, aus dem ich den folgenden Beitrag und die beigestellte Übersichtsskizze entnehme. Überlebenden zufolge sei das Schiff bei stürmischer See plötzlich von einer heftigen Böe erfasst worden. Das Schiff sei vermutlich mit voller Breitseite zum Wind gestanden.“Das Ganze hat höchstens zwei Minuten gedauert“, erklärte der Bootsbesitzer Beno Branden.

Der Kapitän sagte, es war ein Tornado. Der war zwei bis drei Kilometer vom Boot entfernt und hat es in einer Minute erreicht.

Experten sagen, es sei eine Frage der Zeit gewesen, bis sich in Phukets Taucherindustrie ein solcher Unfall ereignet. Die schmalen Boote sind zweistöckig gebaut. Das erlaubt viel, Raum über dem Wasser, dafür schaukeln die Schiffe heftig beim geringsten Wellengang.

So hat der von Hannes zusammengestellte Bericht leider auch einen tragischen aktuellen Hintergrund. Wir danken Hannes für seine Arbeit und können nur hoffen, niemals selbst solchen Bedrohungen auf See ausgesetzt zu werden. (Karl Skrivanek)

Rund um die Riesenwelle

Mammutwelle, Monsterwelle, Freakwave, Riesenwelle nannten die Seeleute die Begegnung mit Wassermassen in unheimlicher Höhe.
Seeleute berichten:“ wir haben die See bei Beaufort -Bft über 12 und die Mammutwelle erlebt und überlebt. Bei einer Brückenhöhe von 14 Meter über dem Wasser entstanden massive Schäden zwei Decks höher bis in den Mast (Antennen usw.), da die Welle 30 m Höhe einwandfrei erreichte.“

Ozeane bleiben ein interessantes aber gefährliches Arbeitsgebiet. Mein Respekt vor der See wurde anhand der Bilder erneut bestätigt. Heute würden auch Landleute Riesenwellen nicht mehr dem Reich der Fantasie zuordnen.

Man darf also die Gefahr der See nie verdrängen. Riesenwellen zählen zu den schlimmsten Naturgewalten der Erde. Die erlebte Wucht und Energie der Wassermassen sind ungeheuerlich. Nach dem Erleben einer Monsterwelle hat sich eine andere Art des Respekts bei Fahrensleuten gegenüber solchen Naturgewalten verankert.

Von einer Monsterwelle - oder Freak Wave - sprechen Meeresforscher immer dann, wenn die Woge mindestens doppelt so hoch ist wie eine Welle mit signifikanter Wellenhöhe. Dieser Wert ergibt sich aus dem arithmetischen Mittel der 33 höchsten von 100 aufeinanderfolgenden Wellen.

„Riesenwelle ist aber nicht gleich Riesenwelle.“

Experten unterscheiden drei Arten von Freak Waves:

Jahrhunderte lang hielt man sie für Seemannsgarn: es gibt Erzählungen von bis zu vierzig Meter hohen Wellen, die mitten auf dem Ozean scheinbar aus dem Nichts anrollen und als Brecher mit fürchterlicher Gewalt alles zermalmen, was sich ihnen in den Weg stellt.

Die "Queen Elizabeth 2", eines der größten Passagierschiffe der Welt, geriet 1995 im Nordatlantik in eine 29 Meter Welle und überstand die Begegnung unbeschadet. Sechs Jahre danach, im Frühjahr 2001 berichteten nur innerhalb kurzer Zeit die beiden Kreuzfahrtschiffe "Caledonian Star" und "Bremen" von einer Megawelle erfasst worden zu sein. Die "Bremen" war daraufhin für zwei Stunden nicht manövrierbar.

Das deutsche Kreuzfahrtschiff wurde vor vier Jahren auf seiner Reise von Feuerland nach Rio de Janeiro von einer hochhaushohen Welle überrollt, wobei die Fenster der Kommandobrücke brachen. Die eindringenden Wassermassen zerstörten die elektrischen Geräte an Bord und lösten den Notstopp der Maschine aus. Mehr als eine halbe Stunde lang trieb der manövrierunfähige Luxusliner mit vierzig Grad Schlagseite in der tobenden See. Erst dann war ein Hilfsmotor einsatzbereit, mit dessen Hilfe sich der Havarist nach Buenos Aires schleppte. Im Logbuch vermerkte der Kapitän einen Brecher von 35 Meter Höhe.

Besonders rätselhaft scheint das Schicksal der "MS München". Das hoch moderne Frachtschiff war der Stolz der bundesdeutschen Handelsmarine und das einzige LASH-Schiff unter deutscher Flagge. Der 261 Meter lange Ozeanriese galt nach menschlichem Ermessen als unsinkbar. Das Verschwinden der "MS München" ist bis heute ein ungeklärtes Rätsel.
Am 7. Dezember 1978 verlässt der LASH-Carrier die Reede von Bremerhaven mit Ziel Savannah im US-Bundesstaat Georgia. An Bord befinden sich 28 Mann Besatzung. Es ist die 62. Reise der "MS München". Sie nimmt Kurs auf den Nordatlantik. Dort tobt seit Ende November ein heftiger Orkan, der haushohe Wellen auftürmt. Für das leistungsstarke Schiff stellt das Unwetter jedoch an sich kein Problem dar.
Am 12. Dezember um 3.10 Uhr in der Frühe aber fängt der griechische Frachter "Marion" ein schwaches SOS-Signal der München auf. Der Funkspruch ist jedoch nicht vollständig zu verstehen. Sofort leitet der Funkoffizier der "Marion", Petrakes Stilianos, die größte internationale Suchaktion zur See ein. 110 Schiffe und 13 Flugzeuge beteiligen sich an der Suche.

Aufgereiht in einer weit gefächerten Suchkette durchkämmen die Helfer im Abstand von jeweils fünf Kilometern ein riesiges Gebiet im Nordatlantik. Doch lediglich ein beschädigtes Rettungsboot und einige Wrackteile treiben an der Oberfläche. Von dem mächtigen Schiff und seiner Besatzung fehlt jede Spur. Den einzigen Hinweis auf die Geschehnisse liefert das geborgene Rettungsboot.
An Bord der "MS München" war es in 20 Meter Höhe festgemacht und mit stabilen Metallbolzen gesichert. Gerade diese Bolzen sind jedoch extrem stark deformiert. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Eine ungeheure Kraft muss das Boot frontal in seiner Verankerung getroffen und herausgerissen haben.
"Eine derart hohe Welle kann zum Beispiel entstehen, wenn sie in eine entgegenkommende Strömung hineinläuft". "Die Strömung bremst die Welle und schiebt sie zusammen, dadurch wird sie höher und steiler." Warum solche Monsterwellen sich dennoch nur vereinzelt und - anders als Tsunamis - ohne einen konkreten, erkennbaren Anlass bilden, hat der Meerestechniker Günther Clauss vom Institut für Land- und Seeverkehr der Technischen Universität Berlin erforscht.

"Eine Extremwelle entsteht immer dann, wenn sich mehrere Einzelwellen zufällig an einer Stelle treffen und überlagern", sagt er. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn kurze, hohe Wellen von längeren und damit schnelleren Wogen eingeholt werden. "Auch wenn Wellen aus verschiedenen Richtungen zusammenlaufen, bei einer Kreuzsee, können sich Freak Waves bilden", sagt Clauss.

In einem, vom Bundesforschungsministerium in Deutschland, geförderten Projekt untersucht Clauss gemeinsam mit Mitarbeitern der Flensburger Schiffbaugesellschaft und der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt, wie Fracht- und Kreuzfahrtschiffe konstruiert sein müssen, damit sie der Wucht der Brecher standhalten. Die Wissenschaftler experimentieren dafür im Wellenkanal mit Modellschiffen im Maßstab von 1: 80. Ende des Jahres wollen sie erstmals konkrete Bauanleitungen für wellenresistente Schiffe vorstellen.

"Nur mit stabilen Schiffen lässt sich die Zahl der Havarien verringern, die von Extremwellen verursacht werden", sagt Clauss und fügt hinzu: "Tsunamis lassen sich vorhersagen - Freak Waves nicht".

Das bedeutet, dass es höchstens drei Minuten dauert, bis eine herannahende Riesenwelle da ist. Auf Förderplattformen, wo Erdgas oder Erdöl auf Tanker verladen wird, mag das eine ausreichende Zeitspanne sein, um zu reagieren und zumindest die Verladung kurz zu unterbrechen. "Auf einem trägen Ozeandampfer, der seinen Kurs so schnell gar nicht zu ändern vermag, kann man aber nur noch in Deckung gehen".

Zusammengestellt für die ÖMV-Homepage von:
Johannes Hochmuth.
Pressefotograf, ÖMV

Quellen:
Textteile entnommen aus Seemannsberichte von Kapitän Heinz Aye.
Fotos aus dem Internet. Fotograf unbekannt
Wellengrafik –Monsterwelle: TU Berlin

Windstärke - Tafel !

Windstärken nach der Beaufort Skala:

Windstärke 0
Windgeschwindigkeit: 0,0001 kn, 0 - 0,2 m/s, 0 - 1 km/h
Bezeichnung: Windstille
Beschreibung: Keine Luftbewegung, spiegelglatte See
Windstärke 1
Windgeschwindigkeit: 1...3 kn, 0,3 - 1,5 m/s, 1 - 5 km/h
Bezeichnung: Leiser Zug
Beschreibung: Windrichtung nur an ziehendem Rauch erkennbar, Kräuselwellen
Windstärke 2
Windgeschwindigkeit: 4...6 kn, 1,6 - 3,3 m/s, 6 - 11 km/h
Bezeichnung: Leichte Brise
Beschreibung: Wind im Gesicht fühlbar, kleine Wellen
Windstärke 3
Windgeschwindigkeit: 7...10 kn, 3,4 - 5,4 m/s, 12 - 19 km/h
Bezeichnung: Schwache Brise
Beschreibung: Schaumkämme treten auf, Fahnen bewegen sich,
Windstärke 4
Windgeschwindigkeit: 11...15 kn, 5,5 - 7,9 m/s, 20 - 28 km/h
Bezeichnung: Mäßige Brise
Beschreibung: Kleine Wellen, weiße Schaumköpfe
Windstärke 5
Windgeschwindigkeit: 16...21 kn, 8,0 - 10,7 m/s, 29 - 38 km/h
Bezeichnung: Frische Brise
Beschreibung: Mäßige Wellen, weisse Schaumkämme
Windstärke 6
Windgeschwindigkeit: 22...27 kn, 10,8 - 13,8 m/s, 39 - 49 km/h
Bezeichnung: Starker Wind
Beschreibung: Große Wellen, Kämme brechen, Wind singt in der Takelage
Windstärke 7
Windgeschwindigkeit: 28...33 kn, 13,9 - 17,1 m/s, 50 - 61 km/h
Bezeichnung: Steifer Wind
Beschreibung: See türmt sich, Schaum legt sich in weißen Streifen in Windrichtung
Windstärke 8
Windgeschwindigkeit: 34...40 kn, 17,2 - 20,7 m/s, 62 - 74 km/h
Bezeichnung: Stürmischer Wind
Beschreibung: Mäßig hohe Wellenberge, Gischt beginnt von den Kanten der Wellenberge abzuwehen
Windstärke 9
Windgeschwindigkeit: 41...47 kn, 20,8 - 24,4 m/s, 75 - 88 km/h
Bezeichnung: Sturm
Beschreibung: Hohe Wellenberge, dichte Schaumstreifen, 'Rollen' der See beginnt
Windstärke 10
Windgeschwindigkeit: 48...55 kn, 24,5 - 28,4 m/s, 89 - 102 km/h
Bezeichnung: Schwerer Sturm
Beschreibung: Hohe Wellenberge mit überbrechenden Kämmen, See rollt schwer, Sichtbehinderung durch Gischt
Windstärke 11
Windgeschwindigkeit: 56...63 kn, 28,5 - 32,6 m/s, 103 - 117 km/h
Bezeichnung: Orkanartiger Sturm
Beschreibung: Sehr hohe Wellenberge, die Kämme werden zu Gischt zerblasen, starke Sichtbehinderung
Windstärke 12
Windgeschwindigkeit: >64 kn, >32,7 m/s, >117 km/h
Bezeichnung: Orkan
Beschreibung: Luft mit Schaum und Gischt gefüllt, See total weiß, Sicht stark herabgesetzt, keine Fernsicht
Bei der Windstärke 12 endet die Beaufort-Skala. Starke Wirbelstürme, Hurricane, Tornados und 'El Nino' sorgten für eine neue Skala: Dafür wurde die Saffir-Simpson-Skala nach Kategorien entwickelt.
Aber auch die Beaufort Skala wurde 1949 um fünf Orkanstaufen erweitert:
Windstärke 12 : Windgeschwindigkeit: 118 - 133 km/h; statt bisher > 117
Windstärke 13 : Windgeschwindigkeit: 134 - 149 km/h
Windstärke 14 : Windgeschwindigkeit: 150 - 166 km/h
Windstärke 15 : Windgeschwindigkeit: 167 - 183 km/h
Windstärke 16 : Windgeschwindigkeit: 184 - 202 km/h
Windstärke 17 : Windgeschwindigkeit: > 202 km/h
Nach dem Sturm!...

Aktuelles Update März 2010