Die Lehrsammlung im Pioniermuseum

Die Pioniertruppenschule versteht sich als geistiger historischer Mittelpunkt der Pioniertruppe. Mit diesem Bericht soll dem gesteigerten allgemeinen Interesse am historischen Pionierwesen und der Dokumentation desselben Rechnung getragen werden. Einer Tradition folgend ist es der Pioniertruppenschule gelungen, mit der neu geschaffenen Lehrsammlung einen Meilenstein in der Erforschung der technischen Truppen und deren Tätigkeit in den letzten 350 Jahren zu setzen. Heerführer wie Prinz Eugen, Erzherzog Karl und FM Radetzky haben sich in ihren Feldzügen der Vorläufer der Pioniere notwendigerweise oft bedient, denn immer haben die bereitwilligen Helfer für Gott, Kaiser und Vaterland treu gedient, gearbeitet, gelitten und dabei nie versagt. All dies wird in komprimierter Form in der Lehrsammlung vermittelt. Der Befehl des BM f. LV zur Errichtung einer Lehrsammlung wurde in Klosterneuburg positiv aufgenommen und prompt durchgeführt („prompt“ – mit einer Vorlaufzeit von 30 Jahren).

PioniermuseumDas Pioniermuseum verdankt seine ursprüngliche Entstehung einer Anregung von Erzherzog Carl, dem Sieger von Aspern und Reorganisator der alten kaiserlichen Armee, dem Vater der Idee des Volksheeres. Es wurde als Modell- und Lehrmittelsammlung für die Heranbildung der Offiziere des Pionierkorps und späteren Pionierregiments in Klosterneuburg geschaffen. Nach der Errichtung der 15 Pi-Baone im Jahre 1893 begann Mjr. Ferd. Holzbecher v. Apfelehr, Kommandant des Pi-Zeugsdepot Klosterneuburg mit der Einrichtung der von den ehemaligen Pioniereinheiten angelegten Sammlungen. Noch im Kriegsjahr 1917 haben Pioniere und Sappeure in der großen Kriegsausstellung in Wien die wichtigsten Tätigkeitsbereiche in eigenen Pavillons der Öffentlichkeit präsentiert. Mit Kriegsende und dem Niedergang der Habsburgermonarchie ging in den Wirren der Nachkriegszeit viel wertvolles Material verloren. Überdies stellten die Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns oft überzogene Forderungen auf Überlassung verschiedenster Sammelobjekte. Es war das Verdienst des Kmdt. des Wiener Pi-Baon 1, Oberst Jenisch, alle im Hoheitsgebiet Österreichs befindlichen Reste dieser ehemaligen Sammlung aufgespürt und in der alten Garnisonsstadt Klosterneuburg in der „Technischen Zeugsanstalt“ (TECHZA) vereinigt zu haben. Im Obergeschoss einer langen Halle, in der sich heute die HwiA befindet, wurde in 5 Sälen mit über 2.000 Exponaten ein Pioniermuseum eingerichtet. Am 8. Oktober 1927 wurde die Sammlung zur allgemeinen Besichtigung freigegeben und das Museum durch den Heeresminister Carl Vaugoin feierlich eröffnet. Ein Katalog über den Umfang der Sammlung wurde aufgelegt (er ist heute bereits eine Rarität) und 1937 bekam die Jubiläumsfeier zum 10jährigen Bestand der Institution durch den Besuch und einer Grußadresse von k.u.k.-Generaloberst Scheuchenstuel besonderes Gewicht. Als 1938 das Österreichische Bundesheer in die deutsche Wehrmacht eingegliedert wurde, blieb die Struktur der Sammlung weitgehend unverändert. Es wurden div. Exponate aus deutschem Besitz eingebracht und ein Bürger, Hr. Niklas aus Weidling, wurde als hauptamtlicher Leiter eingestellt. Es erfolgte dann eine Visitation durch einen deutschen Stabsoffizier, der offensichtlich für derlei Institutionen zuständig war und er schrieb in den Vierteljahresheften der deutschen Pioniertruppe einen begeisterten Bericht über das Klosterneuburger Pioniermuseum.

1945 wurde durch die Sowjets nicht nur die Ostmark, sondern auch das Museum von einem großen Teil seiner Schätze befreit. Nur ein kümmerlicher Rest überlebte die schreckliche Besatzungszeit. 1956 hatte das junge Bundesheer weiß Gott andere Sorgen als die Tradition und erst Jahre später begannen ein paar Idealisten mit der neuerlichen Sichtung des noch vorhandenen Materials. Nach und nach wurde das Übriggebliebene aufgearbeitet und oberflächlich katalogisisert. 1984 konnte man wieder anlässlich der 300-Jahr-Feier der Pioniertruppe mit einer historischen Schau an die Öffentlichkeit treten. Nach 1984 wurde die Idee geboren, wie etwa 1927 ein Pioniermuseum zu errichten. 1988 entstand – gewissermaßen als Übergangslösung – ein kleiner aber feiner Traditionsraum, der allerdings das über die Jahre zahlreich gesammelte Material räumlich nicht mehr fassen konnte. Als etwa 1996 das Kommando diese Räumlichkeit als weiteren Büroraum ins Auge fasste, musste nach einem brauchbaren Ersatz gesucht werden, der schließlich im ehemaligen Ersatzteillager der PiTS gefunden wurde. Umfangreiche bauliche Veränderungen, Neuadaptionen sowie die Aufbringung der finanziellen Mittel und ein ungeheures Engagement der dafür verantwortlichen Mitarbeiter waren über mehrere Jahre notwendig, um die neu errichtete Lehrsammlung – ehemals Pioniermuseum – im heutigen Rahmen präsentieren zu können.

Diese Lehrsammlung der PiTS versucht nun, in einem engen Rahmen das breite Spektrum der verschiedenen Tätigkeiten der technischen Truppe von der Entstehung bis zur Jetztzeit zu veranschaulichen. Um dies zu ermöglichen, erfolgt die Aufteilung in 11 Hauptgruppen, welche in den beiden im Moment verfügbaren Sälen sowie im Freigelände untergebracht bzw. eingerichtet sind. Ein nun frei gewordener Raum wurde nun der Sammlung als dritter Saal zugewiesen und wird voraussichtlich die Geschichte der Pioniertruppe in der 2. Republik unseren jungen Soldaten näher bringen.

Im Saal 1 wird in 6 Gruppen gezeigt:

  1. der Stammbaum der Pioniere, Pontoniere, Ingenieure, Sappeure, Mineure, die Tschaikistenbataillone und das Eisenbahnregiment
  2. die Kasernen Klosterneuburgs
  3. das Kriegsbrückenwesen
  4. die Eisenbahnpioniere
  5. die Donauflottille und die k.u.k.-Kriegsmarine
  6. die Bildergalerie auf der Balustrade

Der Saal 2 birgt mit den Gruppen 7 – 11:

  1. die Fachbücherei
  2. Sperr- und Sprengdienst
  3. Brückenmodelle und Wasserfahrzeuge
  4. Uniformen
  5. Freigelände: Kriegsbrücken der Besatzungsmächte sowie des Bundesheeres, Wasserfahrzeuge und Sperrmittel.

Da die Lehrsammlung kein öffentlich zugängliches Museum ist, wird auch auf jede Art von Werbung verzichtet. Nachdem jedoch die Mundpropaganda nicht unterbunden wurde, hat diese bereits der Sammlung eine große Publizität zukommen lassen. Hunderte Besucher – Wehrpflichtige, Milizsoldaten und Reservisten sowie Schüler und Vereine, die es zu motivieren gilt, stellen die beiden Kustoden der Sammlung – die Vizeleutnants Krenn und Kohoutek – oft vor Zeitprobleme. Als „jour fixe“ gilt der Donnerstag, für den sich Interessierte (eventuell auch für andere Tage) mittelfristig unter der Tel.-Nr. 02243/37171/Kl. 68278 oder Kl. 68002 anmelden können, um dann gegebenenfalls mit einem „Pioniere wie immer“ begrüßt zu werden.