Von Piraten umgebracht – die Weltumseglung der Korvette ERZHERZOG FRIEDRICH.


Von Prof. Dieter Winkler

Am 16.Mai 1874 , um 9 Uhr vormittags, verließ die Korvette ERZHERZOG FRIEDRICH den Hauptkriegshafen Pola zu ihrer dritten Weltumseglung. Das Kommando hatte Linienschiffskapitän Tobias Freiherr von Österreicher und die Besatzung mit dem Stab zählte 252 Mann. Die Aufgaben waren handelspolitische Ziele, wie den Abschluss von Handels - und Schifffahrtsverträge mit Siam und Japan sowie die Vermessung von Küstenabschnitten auf Borneo und Tiefseelotungen in der China-See.

Bei dem Schiff handelte es sich um eine gedeckte Korvette, die in den Jahren 1854 – 1857 in Venedig gebaut wurde und auch dort vom Stapel lief. Sie war 56m lang, 12,16 m breit und hatte einen Tiefgang von 5,20m. Die Wasserverdrängung betrug 1570 t. Die Maschine von der Triestiner Firma Strudthof hatte 230 Ps und verlieh dem Schiff eine Geschwindigkeit von 9 Knoten. Dieses Schiff hatte sich schon bei der zweiten Erdumseglung bewährt, und obwohl es nicht mehr zu den jüngsten Einheiten der k.k. Flotte zählte, hatte sein aus Eichenholz gefertigter Rumpf fast zwei Jahrzehnte ohne größere Reparatur überstanden. Die ursprüngliche eingebaute Artillerie von 22 Kanonen wurde für diese Auslandsreise auf 12 Stück 15 cm Hinterlader reduziert.

Korvette ERZHERZOG FRIEDRICH in Pola

Die Reise führte von Pola nach Port Said, Suez ,Aden, Point de Galle auf Ceylon, Singapore, Hongkong, Amoy, Schanghai, Nagasaki, Simonoseki, Kobe, Yokohama. Hongkong, Manila, Bangkog, Singapore und Batavia ;Am 8.April 1875 wurde Kurs auf die Makassar-Straße genommen und die Umrundung Borneos begonnen. Eine Fahrt durch völlig unerforschtes Gebiet mit gefährlichen Korallenriffen. Die nun beginnenden Vermessungsarbeiten lieferten über 4000, meist astronomisch bestimmte Sondierungspunkte, dann Positionskorrekturen von Inseln und Riffen sowie vollkommen neue Aufnahmen der Küstenabschnitte.

Die Korvette lief zunächst Surabaya an, um Kohlen zu ergänzen und weiter zur Nordostküste Borneos, um in der Adangbai und später in der Sibucobai zu ankern. Hier wurde ein Landungsdetachement zusammengestellt, um beim in diese Bucht einmündenden Sibocufluss Brennholz für die Schiffsmaschine zu machen. Es war der 7.Mai 1875, der zu einem der traurigsten der Marinegeschichte der Donaumonarchie werden sollte.

Es war regnerisch und düster, als die Abteilung aus 26 Matrosen, 4 Unteroffizieren und einem Zivilarbeiter unter der Führung des Seekadetten Nembrini aufbrach. Zehn Werndl - Karabiner, 120 Schuss Munition, zwanzig große Holzhacken sowie Sägen und für einen Tag Lebensmittel waren der Abteilung mitgegeben worden. In der Bucht angekommen begannen die Matrosen ihre Arbeit durch fünf Posten und eine Waldstreifung gesichert.

Karte der Ostküste von Borneo

Der weitere schreckliche Verlauf des Tages ist im „Vorfallensbericht“ der Korvette FRIEDRICH festgehalten der im Wiener Kriegsarchiv aufbewahrt wird. Im trockenen Amtsdeutsch heißt es da:
„Zwischen 1 und 2 Uhr pm. kamen von der ungefähr 1 ½ Meilen entfernten Flussmündung, die aber vom Arbeitsplatze nicht sichtbar ist, 5 lange, schmale Fahrzeuge, fuhren längst des Ufers in Kielrichtung gegen die Spitze des Landes, wo man ihrer gewahrt wurde, sie aber für Fischerboote hielt. Plötzlich schwenkten die Boote in Frontlinie und richteten am Vorderteil eine Brustwehr auf. Aus dem zweiten Boot fiel der erste Schuss aus einem Trombon, der auf den Matrosen Fillinich gerichtet war aber nicht traf. Letzterer antwortete sogleich mit einem Schuss, wodurch die Corvee Mannschaft alarmiert wurde. Es entspannte sich nun ein lebhaftes Gewehrfeuer, die Piraten hatten Trombons in allen Booten und warfen auch Wurfspieße. Obwohl die bei Seekadett Nembrini vereinigten Leute von der Feuerwaffe Gebrauch machten, erwies sich doch ihre Anzahl, angesichts der großen Übermacht der Piraten für ungenügend, um erfolgreich Widerstand zu leisten. Zudem war Matrose Delconte und Matrose Chiraz, ersterer durch einen Schuss in die Brust, letzterer durch einen Bauchschuss getötet. Matrose Horvath durch Zerschmetterung des Armes schwer und Quartiermeister Czar durch einen Schuss durch den Unterschenkel leicht verwundet. Unsere Leute zogen sich daher schießend längs des Strandes westwärts zurück und nahmen die zwei Verwundeten mit sich, während die 2 Toten zurückgelassen werden mussten........So konnten die Eingeborenen den Landungsplatz erobern , das Boot samt Innhalt rauben und die Gefallenen massakrieren. Ein weiterer Angriff erfolgte nicht mehr. Die Piraten deren Zahl über 70 Köpfe betragen mochte, zeigten sich sehr behände und gut diszipliniert. Dass die Angreifer eingeborene Dajak´s waren, geht aus der Beschreibung ihrer Personen (Nackt, langes gescheiteltes Haar) hervor. Unsere Verlust beträgt 2 Tote einen schwer und einen leicht Verwundeten. An Material wurde geraubt: das Boot Nr.3 mit allem Zubehör, 7 Holzhacken, 1 Kochtopf und 5 Werndl Gewehre.
In See, am 10.Mai 1875, Josef Lehnert Linienschiffsleutnant.“

Es wurden sofort Rekognoszierungen längs des Küstenstriches vorgenommen, um die Leichen zu bergen und der Piraten habhaft zu werden, die Nachforschungen blieben jedoch ohne Erfolg. Im weiteren Verlauf der Reise berührte die Korvette Labuan, Singapore, Hongkong, Valparaiso, passierte die Magellanstraße, Swallow Harbour, Punta Arenas, Montevideo, Ponte Delgada, Gibraltar, Algier, Palermo, um am 21.Juni 1876 unter großem Jubel in den Hauptkriegshafen Pola einzulaufen. Die Korvette hatte 38.000 Seemeilen unter Segel und 10.000 Seemeilen unter Dampf bei 438 Tagen in See zurückgelegt. Die Totenscheine für die Matrosen Elias Delconte und Mathias Kiraz, beide aus Istrien, mussten ohne dass die Leichen, trotz wiederholten Suchens, gefunden und geborgen worden wären, ausgestellt werden. Zur Erinnerung und dem Gedenken erhielten wenigstens zwei Landspitzen auf der Insel Borneo den Namen der Gefallenen.

Eingeborenenhäuplinge auf Borneo