Admiral Maximilian Freiherr v. Sterneck

ein großer Sohn aus Klagenfurt

Festrede“ Admiral Freiherr v. Sterneck“

6.Dezember 2002, Klagenfurt

„Einer unserer besten Männer ist plötzlich und unerwartet aus dem Leben geschieden; seit gestern weilt Admiral Sterneck nicht mehr in unserer Mitte; ein Schlaganfall hat seinem Leben ein jähes Ende bereitet. Die Monarchie verliert an Freiherrn von Sterneck einen ausgezeichneten Diener, die kaiserliche Marine ihren erfahrenen , erprobten und kenntnisreichen Vorstand und Leiter. Seine militärischen Heldentaten und Tugenden sind uns allen wohl bekannt und stets wird die Geschichte Österreichs seines Namens rühmlich gedenken. Trotz der vielen Würden und Ehren hat Freiherr von Sterneck sein schlichtes Heimatland und seine Vaterstadt Klagenfurt niemals vergessen und alljährlich in unserem Lande seinen Aufenthalt behufs Erholung genommen.

Wir verlieren am großen Toten nicht nur einen Helden , sondern auch einen treuen Anhänger unserer Stadt , unserer Berge und werden wir stets rühmend seiner gedenken“

Zum Zeichen der Trauer erhebt sich der Gemeinderat – 21 Anwesende – von den Sitzen!

Mit diesem Nachruf gedachte am 7. Dezember 1897 der Vizebgm Dr. v. Metnitz in der Gemeinderatsitzung der Stadt Klagenfurt des am 5. Dez. in Wien verstorbenen Marinekommandanten. Bürgermeister Neuner weilte in WIEN um am Sarge einen Kranz niederzulegen. Die Kranzschleife in den rot-weiß- roten Farben der Stadt trägt die Widmung:

„Die Stadt Klagenfurt dem berühmten Sohne“

Mit diesen Worten wird dem Wesen von Admiral.v. Sterneck wohl am besten gehuldigt. Heute , knapp 100 Jahre nach seinem Tode haben wir uns wieder getroffen um seiner zu gedenken und eine Gedenktafel in dieser Kirche zu weihen. Sie soll und den kommenden Generationen vom Leben eines großen Österreichers künden.

Maximilian Freiherr Doublebsky von Sterneck zu Ehrenstein wurde am 14. Feb. 1829 zu Klagenfurt als Sohn eines angesehenen Gerichtspräsidenten geboren. Im Alter von 14 Jahren entschloss sich der junge Max v. Sterneck in das Marinekollegium zu Venedig einzutreten. In der Folge trat er im Jahr 1847 in den aktiven Dienst, wurde 1848 Fregattenfähnrich , 1853 Schiffsleutnant, 1855 Korvettenkapitän und 1861 Fregattenkapitän.

Heinrich Bayer v. Bayersburg beschreibt Sterneck in einem Werk „ Österreichs Admiräle „ Band 154/ 156 der Österreich- Reihe, 1962) in folgender Weise:

Zitat:

Es ist kein allzu bewegtes Leben, das sich vor uns abspielt; es verläuft in den Räumen des Marinekollegiums zu Venedig, in den Schiffsstationen der Adriahäfen, in Pola und in dem Büro der Marinesektion in WIEN, selten unterbrochen von stürmischen Episoden Reisen und Besuchen fremder Länder. Liest man seine Briefe, sieht man den Mann förmlich in seine Aufgabe hineinwachsen , man begleitet ihn durch seine Knabenzeit , sieht einen lustigen Seekadetten vor sich , der sich aber doch immer wieder nach dem Elternhaus in Klagenfurt sehnt. Im ersten Jahr seines Aktivdienstes stirbt sein Vater. Mit verdoppelter Liebe wendet sich der junge Marineur seiner Mutter , einer geborenen Gräfin Walterskirchen , zu. Er lebt , liebt , macht kleine Schulden und träumt von besseren Zeiten: Oft klagt er seiner Mutter: „ Mir geht es mit den Finanzen schlecht , dies verbittert mir manche Stunde.

Nicht ganz dreißig Jahre alt , wird Sterneck Schiffskommandant. Er erweist sich als praktisch und tüchtig auf verschiedenen Expeditionen in der Adria und im Mittelmeer aber noch fehlt ihm die richtige Stütze. Bald jedoch soll er den „großen Bruder“ finden

Am 18.Mai 1864 erreicht ihm in Pola die Nachricht , er sei zum Kommandanten SMS Schwarzenberg und zum Flaggenkapitän Tegetthoffs, der am 9.Mai bei Helgoland mit nur zwei Fregatten ein Gefecht mit den überlegenen Dänen bestanden hatte, ernannt.

Aus Pola eilte Sterneck glücklich nach Cuxhaven zur Übernahme des Kommandos der schwer beschädigten Fregatte, die wieder in kampffähigen Zustand zu bringen war. Waffenstillstand und Friedensschluss stellten keinerlei Anforderungen an das Schiff und seinen Kapitän.

Fortan blieb er an Tegetthoff’s Seite. Als im Jahr 1866 der Krieg mit den mit Frankreich verbündeten Italienern ausbrach, kommandierte er als Linienschiffskapitän die Panzerfregatte „Erzherzog Ferdinand Max“, das Flaggenschiff des Vize – Admirals Tegetthoff, .der ihn für den Vertrauensposten des Flaggenkapitäns gewählt hatte.

Ich zitiere nun aus dem biographischen Lexikon des Kaisertums Österreich , Band 38 aus dem Jahre 1879 von Konstant v. Wurzbach:

In welch entscheidender Weise Sterneck zu dem Sieg bei Lissa am 20. Juli 1866 beitrug, ist nachstehend den Akten der Kanzlei des Maria Theresien – Ordens entnommen , welche die Bestätigung des kommandierenden Vize – Admirals selbst darstellt , sowie im freiwillig von den Offizieren der Panzerfregatte ausgestellten Tapferkeitszeugnis , enthalten..

Vor der Schlacht ließ Tegetthoff das Signal hissen: „Den Feind anzulaufen und ihn zum Sinken zu bringen“ Um demselben Folge zu leisten ; unterließ Sterneck es nicht , des Admirals besonderes Augenmerk auf die mangelhafte eigene Artillerie zu lenken , die dem feindlichen Panzer wohl Schaden machen könne , aber einen großen Erfolg nicht erwarten lasse, und trachtete sodann durch kühnes , wohlberechnetes Manövrieren des Schiffes selbst, einen solchen zu erringen. Den Platz auf dem Achtercastelle und in den Kreuzwanten , als zur Übersicht am besten geeignet, für sich wählend, brach Sterneck mit seinem Schiffe , dem Führenden der im Angriffswinkel auf die italienische Linie stürzenden österreichischen Escadre, mitten durch dieselbe, wobei er auch ein feindliches Panzerschiff vorne rammte, sodass es bedeutende Havarien erlitt, die noch durch das wohlgezielte Feuer des „Ferdinand Max“ erhöht wurde. Auf das nun folgende Signal : „Erste Division die Holzdivision unterstützen“, warf sich jene mit heldenmütiger Bravour auf den inneren Teil der feindlichen Panzerschiffe. Auch nun vermochte Sterneck abermals ein feindliches Panzerschiff Steuerbord achter zu rammen; wodurch dasselbe wesentlich beschädigt wurde und mehrere Panzerplatten verlor, es litt außerdem unter dem .heftigen Artilleriefeuer. Hierbei wurde dessen Flagge ,welche durch den Zusammenprall über den Achterkran des Ferdinand Max gestürzt war, unter dem heftigsten Gewehrfeuer erobert.

Endlich um 1100 Uhr gelang das in den Annalen der Marine bisher unbekannte , für unausführbar erklärte und die überlegenste Ruhe und Sicherheit erfordernde Manöver des Rammens vollständig, nachdem es zweimal versucht und gewagt war.

Mitten unter den feuernden Schiffen ersah Sterneck das mächtige Panzerschiff Re d’ Italia , dessen Kurs kreuzend , und hielt sofort , mit voller Kraft fahrend , auf dasselbe zu und traf es mit furchtbarem Stoß senkrecht auf seine Bordwand, etwas achter des Fockmastes an Backbord; fest auf die andere Seite übergelegt, rollte dasselbe sodann zurück, die Fluten drangen in das ungeheure Leck, welches der Sporn des Ferdinand Max gebrochen hatte, und in weniger denn 2 ½ Minuten versank der Stolz der feindlichen Flotte, das Vorschiff voraus , mit allen die an Bord waren. Unter dem heftigsten Feuer der so weit überlegenen Italiener vollführt, entschied diese unerhörte, Schrecken verbreitende Heldentat den Erfolg des Tages, an dem allein durch Sterneck’s Bravour und Seemannschaft zwei Panzerschiffe beschädigt wurden und eines der neuesten , stärksten und schönsten , welches darum bis zum Schlachttage die Flagge des Admirals Persano geführt hatte , mit 500 Mann verloren ging:

Die Anerkennung des Monarchen , des Vaterlandes und insbesondere der Flotte, schloss sich das bevorzugende Vertrauen des Vize- Admirals Tegetthoff an, dem Sterneck stets nahe gestanden hatte. Dieser Trag begründete auch die innige Freundschaft zwischen Tegetthoff und Sterneck fernerhin und bis zu Tegetthoff’s Tode im Jahre 1871.

Im Jahr 1872 , da Sterneck zum Contre – Admiral befördert wurde unternahm er mit dem Grafen Wilczek eine Nordlandsfahrt, die als Vorexpedition für die große Payer – Weyprecht- Forschungsreise in die Arktis dienen sollte. Von Tromsö segelte er mit der ISBJÖRN nach Spitzbergen, entlang der Eiskante nach Nowaja Zemlja und kehrte nach vollkommener Lösung der Aufgabe auf der gleichen Route zurück. Die Heimreise ging dann über St. Petersburg , Kasan , Nischnij – Nowgorod und Moskau. Die großartigen Eindrücke der Polarwelt haben Sterneck gestählt und aufgefrischt.

In den Jahren 1873 – 1875 befehligte Sterneck die Escadre im Mittelmeer, überall die österreichische Flagge zeigend. Der Verlust von Venedig hatte Pola zum Zentralkriegshafen gemacht, das neue Wehrgesetz hatte eine große Umwälzung im Gefolge. Die Neugestaltung des technischen Dienstes, der Einrichtung , der Erhaltung des Flottenmaterials , die Ergänzung , Auswahl , Schulung, des Personals waren große und schwierige Aufgaben , denen Sterneck sein größtes Augenmerk zuwandte.

Die Angehörigen der Marine rühmten seine Tätigkeit als Hafenadmiral , ja sie bezeichnen sie als die eingreifendste und folgenreichste Tätigkeit seiner ganzen Diensteslaufbahn.
Wer Pola vor dem Jahr 1918 besuchte der sah die Wohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter, die Kirche Madonna della Mare , die Marine – Volks- und Marine Unterrealschule, den Marine- Kindergarten und die vielen schönen Gartenanlagen. In seiner Stellung als Seearsenalskommandant verbrachte Sterneck acht Jahre in Pola, die ihm dadurch erschwert wurden, dass ihm jedwede Handlung von der Zentralstellein Wien vorgeschrieben wurde und er bloß Weniges aus eigener Initiative schaffen durfte.

Marinekommandant war nach Tegetthoff’s Tod Admiral Freiherr von Pöck , welcher besonders darauf bedacht war , das der Marine bewilligte Budget nicht zu überschreiten.
Am 17. 11. 1883 wurde Sterneck zum Marinekommandanten und Chef der Marinesektion im Reichskriegsministerium ernannt. Damit tritt er in seine bedeutendste Lebensphase. Unter dem Eindruck seiner noch frischen Erfolge wird er freudig begrüßt., darunter auch von Erzherzog Albrecht.

Einige Tage nach der Kommandoübernahme , schon am 20. 11. 1883 erließ Sterneck folgenden Admiralsbefehl:

„ Durch die Allerhöchste Gnade Sr. Majestät des Kaisers zum Chef der Marinesektion und Marinekommandanten ernannt, übernehme ich mit heutigem Tage diesen ebenso auszeichnenden und ehrenvollen als verantwortungsvollen Dienstposten. Auf das Genaueste bekannt mit den hingebungsvollen Bemühungen aller Marineangehörigen, in eifrigster Pflichterfüllung die höchsterreichbare Kriegstüchtigkeit anzustreben, sehe ich in diesem, die kuk Kriegsmarine beseelenden Geiste die sicherste Bürgschaft dafür ,dass es uns gelingen wird , der ruhmreichen Tradition unserer Waffen eingedenk, unser höchstes Ziel , die stete Zufriedenheit unseres Allerhöchsten Kriegsherrn, zu erreichen.

Die Seewehrkraft der Monarchie im Geiste der modernen Kriegstechnik zu entwickeln, die Leistungsfähigkeit der Flotte durch intensivsten Dienstbetrieb im Innern der Kriegsmarine zu heben und zu kräftigen- diese Aufgaben halte sich jeder vor Augen: wir werden sie lösen, wenn jeder einzelne nicht nur seine geistigen Kräfte unausgesetzt verwertet, sondern auch der edelsten militärischen Tugend eingedenk bleibt: jene Selbstverleugnung , welche immer nur das Beste des Ganzen will“.

Durch mehr als 14 Jahre , bis zu seinem in der Aktivität erfolgten Tod , war Sterneck Marinekommandant. Er konnte , wenn er die Bedürfnisse der Marine vor den Delegationen vertreten und befriedigt hatte , mitten unter den Seeleuten auf dem Wasser leben, die Seemanöver leiten, den Dienstbetrieb überwachen, die Detailausbildung der Mannschaft sowie die Führung der Schiffe und Schiffsdivisionen prüfen. Eine neue Zeit war angebrochen, alle Staaten wendeten der See sowie ihren Marinen die größte Aufmerksamkeit zu.

Sterneck setzte seine ganze Kraft an die Bewältigung seiner Aufgaben , er gewann des Kaisers Interesse und wusste auch noch andere einfußreiche Persönlichkeiten für seinen Flottenplan zu gewinnen und den Ausbau der Marineanstalten zu beeinflussen.. So konnte er viele Erfolge erringen.

Einige Tage vor seinem Tode äußerte er sich zu seinen nächsten Freunden:

„Langsam wachsen die Mittel und mir bleibt die Genugtuung , doch auch etwas, wenn nicht geleistet , doch angebahnt zu haben“.

Admiral Freiherr von Sterneck war kuk Kämmerer und erwarb sich folgende Dekorationen: das Ritterkreuz des Maria Theresien-Ordens, das Großkreuz des Österreichischen Leopoldsordens, den Orden der Eisernen Krone 1. Klasse, das Signum Laudia am roten Bande und war Besitzer vieler hoher ausländischer Orden.

Auch das österreichische Bundesheer ehrt den verdienten Admiral. Obwohl Österreich heute kein Meer und keine Marine hat, hat sich der Ausmusterungs- Jahrgang des Jahres 1998 den Jahrgangsnamen Admiral Sterneck gewählt und damit ein Zeichen für die ewigen Werte maritimer Tugenden gesetzt , wie sie Admiral Sterneck in so reichem Maße verkörpert hat.

Hptm Dukarm brachte uns die folgende Grußbotschaft des Jahrganges mit, die er selber mit vielen wertvollen Ergänzungen vortrug:



Grußbotschaft Hptm. Nikolaus Dukarm–PAB 1,
2700 Wiener Neustadt
Wr. Neustadt, 24.Nov. 2002

Sehr geehrter Herr Präsident!

Liebe Kameraden des Marineverbands!

Ich möchte mich für die ergangene Einladung zur Weihe der Gedenktafel für Amiral von Sterneck recht herzlich bedanken. In diesem Zusammenhang darf ich die besten Grüße des Jahrgangs Admiral v. Sterneck übermitteln. Es ist und eine besondere Freude und Ehre , dass sie den Namen unseres Admirals in Ehren halten und damit seine glänzenden Leistungen honorieren.

Für uns war im Jahr 1995 die Wahl dieses Namens relativ leicht, denn er erfüllt nicht nur die Kriterien in geschichtlicher Hinsicht, sondern vor allem in Hinsicht der Vorbildwirkung und Identifikation mit unserem Jahrgang. Wir suchten einen passenden Namensgeber, der nicht nur Tapferkeit und Mut darlegte , sondern vor allem auch über die Grenzen von Österreich eingesetzt war. Es sollte damit die Internationalität und der Einsatzwille des Jahrgangs auch über unsere Heimatgrenzen hinaus dokumentiert werden. Dies spiegelte sich bereits in unserer Ausbildung wider. Neben der mehrmaligen Ausbildung, darunter auch einer maritimen in den vereinigten Staaten von Amerika ; wurden Teile unseres Jahrgangs auch noch in Belgien , Frankreich, Italien und der Schweiz ausgebildet.

Wir jungen Offiziere sehen darin die Verpflichtung für ein gemeinsames und sicheres Europa einzutreten. So kann unser Jahrgang schon auf eine stolze Anzahl von Auslandseinsätzen im Kosovo, auf den Golan Höhen und in Afghanistan zurücksehen, wobei hier festgestellt werden darf , dass beinahe 2/ 3 unseres Jahrganges an diesen Friedenserhaltenden Operationen teilgenommen haben.

So schließt sich hier wieder der Kreis zu unserem Namenspatron mit dem Wahlspruch „ Ein Leben für die Mariné “, Ein Leben für unser Heer und unser Vaterland, die Republik Österreich.

Liebe Kameraden ; ich danke Ihnen noch einmal für Ihre wertvolle Arbeit und Ihren Gemeinschaftsgeist in der Erhaltung von Werten und Traditionen rund zum unsere Armee.

In tiefer Verbundenheit Ihr

Nikolaus DUKARM , Hptm


Als Präsident des ÖMV freue ich mich , dass viele Kameradschaften unseres Verbandes Delegierte zu dieser Ehrung entsandt haben. Ist doch auch dies ein Zeichen dafür , dass die Geschichte unserer ruhmreichen k.u.k Marine in der Bevölkerung lebt. Dies lässt erwarten , dass sie auch in fernerer Zeit die Menschen unseres Landes bewegen wird.

Lassen Sie mich schließen mit dem alten österreichischen Wahlspruch , den auch ich für meine Arbeit im ÖMV gewählt habe:

VIRIBUS UNITIS

Obst dhmtD Baurat h.c. Prof. D.I. Karl A. Skrivanek
Präsident des ÖMV