HUSS Heinrich
Marineflieger und Korvettenkapitän

Zusammengestellt von Prof. Dieter Winkler.

Heinrich Huss wurde am 1.7.1884 als Sohn eines Postbeamten in Olmütz geboren. Nach der Ablegung der Maturitätsprüfung an der Realschule in Olmütz, wurde er September 1902 als Einjährig-Freiwilliger zum Artillerie Regiment Nr.2 assentiert und am 17.September 1902 zum Matrosenkorps transferiert.

Nach der Absolvierung der Seeaspirantenschule an Bord von SMS RADETZKY wurde er 1904 zum Seekadetten 2.Kl. ernannt. Es folgten nun bis zum Jahre 1911 diverse Einschiffungen auf SMS ARPAD, TEGETTHOFF, ST.GEORG, MONARCH, ALPHA, PELIKAN, WILDFANG und den Torpedobooten XXXVIII,23, ALK, 44 und 35 sowie die Tätigkeiten im Hafenadmiralat und der Torpedobootdirektion in Pola und der Marinesektion im Kriegsministerium in Wien.

Vom 23. – 24. Juni 1911 unternahm er zusammen mit dem Artillerieleutnant Max Macher eine Nachtfahrt in einem Wasserstoff – Militärballon Typ Ragusa von Fischamend zur Ostseeküste. Die über 19 Stunden dauernde Ballonfahrt diente zur Navigation bei Nacht auf astronomischer Basis. In einem mehrseitigen Bericht der k.u.k. Motorballoninstruktionsabteilung an das Reichskriegsministerium, Marinesektion in Wien schildert Fregattenleutnant Heinrich Huss die Ergebnisse sowie die Vorkommnisse.

Am 3.August 1911 erhielt er das Freiballonführer Diplom des k.k. Österr. Aero-Club. Vom 1.Jänner bis 23.Mai 1912 wird Huss zur Ausbildung im Flugwesen nach Wiener .Neustadt abkommandiert. Hier absolviert er zusammen mit Heeresoffizieren die Feldpilotenausbildung. Anschließend wurde er für 6 Monate der Marineflugstation in Pola Dienst zu geteilt und am 24. Dezember 1913 zum Seeflugzeugführer und Fluglehrer ernannt. Er erhielt das Seeflugzeugführerdiplom Nr. 2 ( Diplom Nr. 1 hatte LSL Wenzel Wosecek, Nr. 3 Schiffsbau Ing. Theo Weichmann und Nr. 4 LSL Gottfried von Banfield) des k.k. Aero-Club und absolviert in dieser Zeit mehrere Flüge mit dem Etrich Eindecker und dem Lohner Pfeilflieger. In der Zwischenzeit zum Linienschiffsleutnant befördert, wurde er Führer des Seeflugzeuges Nr.10 und Fluglehrer bei der Flugstation Pola bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Mit den Seefliegern Nr.10 und Nr.11, beide Donnet - Leveque Flugboote mit einem 50 PS Gnome 7 Zylindermotor ausgestattet, unternahm er mehr als 68 Flüge in Pola und Teodo. Die Flugzeiten betrugen durchwegs 30 – 40 Minuten, maximal 2 Stunden. „ Bei sämtlichen Flügen wurde die Landung durch Gleitflug mit abgestelltem Motor durchgeführt“, wie er an das Marinetechnische Komitee berichtete. Außerdem war Huss auch ständiger Sportkommisär des k.k. Österr. Aero-Club für Flugmaschinen.

Mit Kriegsbeginn 1914 wurde LSL Huss Kommandant des TB 5 und Führer der Torpedobootgruppe mit TB 18 und TB 19. Februar 1916 kommandierte er TB 58 T und ab November 1916 bis Kriegsende TB 97 F.

In seinem nur mehr fragmentarisch erhaltenen Tagebuch schildert er seine letzten Tage bei der k.u.k. Kriegsmarine, die von Disziplinlosigkeit gekennzeichnet waren, sein Ausbruchversuch mit seinem Torpedoboot aus dem Hafen von Cattaro, das Hissen der jugoslawischen Flagge und schließlich die Heimfahrt im Viehwaggon von Fiume nach Olmütz.
Am 28.Februar 1919 wurde Huss in den Ruhestand versetzt und in weiterer Folge zum Korvettenkapitän ernannt.
1932 finden wir Fregattenkapitän Huss als Ingenieur bei der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg.
Nach einem der Fliegerei und Torpedowaffe gewidmeten Leben und hoch dekoriert stirbt Heinrich Huss am 7.September 1959 in Nürnberg.

Mein besonderer Dank gilt der Familie Hans und Dr. Johannes Müller sowie dem StA/KA Wien für die zur Verfügung gestellten Unterlagen.

Fregattenkapitän Heinrich Huss Fliegerkurs in Wr. Neustadt, Huss als Fregattenleutnant ganz links
LSL Huss auf dem Flugboot Nr. 10 SM Tb 97 F , LSL Huss mit Besatzung