Festrede zum Jubiläum:
80 Jahre Marinekameradschaft
Fregattenkapitän Peter- Pirkham , Villach

Ein Garant österreichischer Marinetradition

Sehr geehrter Herr Obmann der MK Fregattenkapitän Peter Pirkham ,
lieber Kamerad Leo Terpetschnig
liebe Kameraden von der MK Fregattenkapt. Peter – Pirkham
liebe Kameraden von den MKn des ÖMV- besonders , liebe Kärntner Kameraden,
liebe Kameraden vom Partnerverband MK 1898 Ingolsdtadt
Sehr geehrte Ehren- und Festgäste,
verehrte Damen.

Bevor wir uns dem Jubilar- unserem MK Fregattenkapitän Peter- Pirkham zuwenden, sollten wir vielleicht etwas über die heutige Situation österreichischer Marinetradition nachdenken

Vor einiger Zeit erhielt ich einen Taschenkalender aus alter Zeit, den Kalender des Österreichischen Flottenvereins 1916. Mit großem Interesse blätterte ich in diesem kleinen interessanten Taschenbuch, das uns 100Jahre nach Gründung des Österreichischen Flottenvereins (ÖFV) in die damalige Zeit zurückführt. Ich will Sie, unsere Gäste, bei unserer Jubiläums-Festveranstaltung nun am Beispiel einiger Passagen aus diesem Büchlein in jene Zeit und ihre Gedankenwelt, in eine Zeit, als unser Österreich noch Teil eines großen Reiches war, in dem das Meer und die Marine eine wesentliche Rolle spielten, führen.
So sagte der spätere Protektor des ÖFV, Erzherzog Franz Ferdinand, zu dem k.u.k. Seeoffizierskorps im Jahre 1905: „Die Kaiserlich und Königliche Flotte möge so stark werden, dass sie ihre Aufgabe in der Adria zu erfüllen ganz imstande ist!“ Damit verwundert es uns nicht, wenn wir weiter lesen: „Das schönste, blankste, stolzeste Reichskleinod, das Österreich–Ungarn besitzt, ist seine Marine. Wer einmal unsere Blaujacken in Pola besucht hat, der kehrt mit dem erhebenden Bewusstsein heim, dass bei der Schaffung unserer Flotte nur Ganzes, Strammes, Zielbewusstes, Einheitliches geleistet worden ist. Unsere Dalmatiner genießen als Seeleute bei allen Völkern der Erde Weltruf.“

Viele Österreicherinnen und Österreicher werden aber doch verwundert die Frage stellen, wieso es hierzulande, also in einem Land, das seit 1918 keine eigene Meeresküste hat, einen Österreichischen Marineverband gibt.

Dazu einige Worte:
Österreicher aller Kronländer der Monarchie hatten während ihres Lebens als Forscher und Ingenieure, Entdecker und Erfinder, Architekten und Historiker, Admirale und Marineure hervorragenden Anteil an der Gestaltung der Beziehungen des Menschen zum Meer und zur Seefahrt und leisteten oft auch wesentliche Beiträge zum Fortschritt der Ingenieur- und Naturwissenschaften – man denke nur an die Novara-Expedition.

Vieles ist zum Nutzen der nachfolgenden Generationen der 1. und 2. Republik bis in die Gegenwart. Dies wird beeindruckend im Marinesaal des heeresgeschichtlichen Museums in Wien und an etlichen anderen Stellen dokumentiert. Zahlreiche junge oder jung gebliebene Österreicherinnen und Österreicher vertreten im Engagement auf Schiffen diverser Reedereien anderer Länder sowie auch sichtbar mit ihren Yachten und Booten in anerkennenswerter Weise die Flagge Rot- Weiß- Rot nicht nur auf unseren Seen und Flüssen, sondern auch in internationalen Gewässern.

Internationalität ist auch ein Grundsatz des heutigen Österreichischen Marineverbandes (Ö.M.V.) durch seine aktive Mitgliedschaft in der Internationalen Seefahrerföderation (I.M.C.), der gemeinsamen Plattform der Marineverbände in (dzt.) Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Kroatien und Österreich. Sie alle bilden eine durch das Wasser der Meere geeinte Familie.

Jeder dieser Verbände steht auf Basis seiner eigenen Vergangenheit und dementsprechend der Österreichische Marineverband auf Basis der Gründung des „Österreichischen Flottenvereins“ im Jahre 1904 als Urzelle eines Zusammenschlusses damaliger Staatsbürger in Österreich- Ungarn, zur Förderung „maritimen Gedankengutes“. Seine Mitglieder stammten aus allen wirtschaftlichen Bereichen des Lebens in der Monarchie und so entstand auch ein Netz wirtschaftlicher Interessen, die aber alle irgendwie mit der See in Verbindung standen.

Heute will der Ö.M.V. mithelfen, die Geschichte und die Tradition der österreichischen Seefahrt und k.u.k. Marine zu bewahren und an spätere Generationen weiterzugeben. Er will auch bewusst machen, dass die Zukunft innovativen und kreativen Österreicherinnen und Österreichern im Vereinten Europa auch auf maritimem Gebiet viele Chancen und Möglichkeiten bringen wird.

Im Rahmen der Aktivitäten der 18 dem österreichischen Marineverband angehörenden lokalen Verbandsgruppen in den Bundesländern werden den Mitgliedern angeboten: Information über „Seefahrt gestern – heute – morgen“, nationale und internationale maritime Veranstaltungen, internationale Jugendsegellager, Mitsegeln, Vorträge, Bordabende oder Treffen, Reisen, Gemeinschaft und Geselligkeiten, Pflege des Kameradschaftsgeistes. In diesem Zusammenhang gebührt der Dank des ÖMV dem Österreichischen Bundesheer für die Unterstützung bei unseren Aktivitäten und Veranstaltungen auf nationaler und internationaler Ebene.
Ich hoffe, dass ich mit diesen Worten den Sinn eines Marineverbandes in Österreich anschaulich vor Augen führen konnte.

Ich erwähnte bereits, dass der ÖMV der Dachverband von 18 regionalen Marinekameradschaften ist. Er wurde in seiner heutigen Form im Jahre 1970 als Dachverband aller ehemaligen Österreichischen Marineangehörigen und deren Förderer gegründet und hat derzeit ca. 1200 Mitglieder.

Der historische Vorgänger des ÖMV war der Österreichische Flottenverein, der im November 1904 gegründet wurde, um bei den Völkern der Donaumonarchie das Verständnis für die eigene Seemacht zu verbreiten und zu vertiefen. Als 1910 der Thronfolger Franz Ferdinand das Protektorat über die Vereinigung übernahm und den energischen Prinzen Alfred von und zu Liechtenstein zum Präsidenten des Vereins ernannte, begann der Flottenverein rasch zu wachsen.1914 erreichte er einen Mitgliederstand von 40000, in dem alle Schichten der österreichischen Bevölkerung vertreten waren. Zu den größten Förderern des Vereines zählten die Auslandsösterreicher, die ja aus eigener Anschauung die Wichtigkeit einer eigenen Seemacht erkannt hatten.

Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges zählte der Flottenverein, welcher der drittälteste Marineverein der Welt war, bereits über 42000 Mitglieder mit über 200 Ortsgruppen in aller Welt, bis 1918 erhöhte sich diese Zahl der Mitglieder bis auf 80.000. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie zerfiel auch der Flottenverein.

Im September des Jahres 2004 begingen wir mit einer großen, international viel beachteten, repräsentativen Festveranstaltung das 100- Jahr Jubiläum des Österreichischen Flottenvereins, dessen Tradition nun vom heutigen Österreichischen Marineverband und seinen 18 regionalen Marinekameradschaften weitergeführt wird; und im August 2004 riefen wir die Jugend des internationalen Verbandes der IMC zum Jugendsegellager nach SPLIT / Kroatien. Mit 55 Jugendlichen, Burschen und Mädchen aus acht Nationen, war das Camp ausgezeichnet besucht.

Der ÖMV arbeitet als wehrpolitischer Verein gemäß Erlass des BMLV vom 3.1. 2000 mit dem Österreichischen Bundesheer zusammen.

Zum Marinejubiläum 2004 widmete uns der Herr Bundesminister für Landesverteidigung, Günther PLATTER, ein Geleitwort, in dem er feststellte: Das 100. Gründungsjahr des Österreichischen Flottenvereins bildet jenes Fundament, auf welchem die Leistungen des Österreichischen Marineverbandes erfolgreich aufgebaut werden können. Die Treue zur österreichischen Schifffahrt und die Festigung des Seeschifffahrtsgedankens sollte somit auch in Zukunft erhalten bleiben.

In diesem Geiste will ich mich nun unserer Marinekameradschaft „Fregattenkapitän Peter-Pirkham“ in Villach , die heute das 80- Jahr – Jubiläum begeht, und derzeit von Kpt iR Leo Terpetschnig geführt wird, zuwenden.

Gegründet am 20. 5. 1925 als Marineklub Villach durch die Initiatoren Arsenschek, Franke und Kpt Heinz- Erian, erfolgte am 05. 11. 1927 der Beitritt zum „Marineverband“ – als Marineverband, Landesverband Kärnten, Ortsgruppe Villach. Der Marineverbands- Präsident L.Sch. Kpt DITTRICH , betonte damals:
Marinefreundlich gesinnte Personen, also solche, die nicht bei der k.u.k. Marine waren – sollen als ordentliche Mitglieder aufgenommen werden, sonst gibt es das unvermeidliche Absterben der Marinevereine in den Folgegenerationen.
So erreichte der Verband Villach 1934 bereits einen Mitgliederstand von 104 Personen. Von 1938- 1945 gab es Vereinstätigkeit im Rahmen des deutschen Marineverbandes und von 1948 – 1955 fanden sich die Mitglieder in Marinerunden ohne vereinsmäßige Organisation.

1955 war es durch besondere Initiative des Kameraden Dr. Th. Mayer, RA in Klagenfurt, Kärnten und auch in Villach wieder möglich, Marine–Kameradschaften neu zu gründen. Zu unseren „Wiedergründungs“ – Mitgliedern zählten unter anderen die Kameraden Tilly, Türk, Feistritzer, Rauter, Linninger und Dr. Peter-Pirkham ( Sohn des Namensgebers). Das Vereinsleben wurde nach außen besonders durch die in den Folgejahren durchgeführten Veranstaltungen belebt und damit waren die Marineure in der Öffentlichkeit stets positiv präsent.

Am 7. August 1962 war z.B. eine Abordnung unserer MK (u.a. Tilly, Linninger, Rauter) bei der militärischen Feier an der ital.–österr. Grenze zugegen, als die zwölf Särge der aus dem Wrack von U 20 - versenkt 1918 vor der Tagliamento–Mündung- geborgenen Überreste österr. Matrosen von Italien an das österr. Bundesheer übergeben wurden.
Von 1965 bis 1981 gab es einen Rückschlag und kaum eine sichtbare Vereinstätigkeit. Die berufliche Tätigkeit der jüngeren Kameraden hatte in dieser Periode Vorrang und die Älteren schafften es alleine nicht.

Aber 1982wurde der zündende Funke der Wiederbelebung der Villacher MK vom Kameraden Josef Tilly entfacht. Mit Unterstützung der Marinekameradschaften Klagenfurt und Spittal–Millstättersee und einer kleinen, aber sehr engagierten Villacher Marineurs–Runde wurde das 20. U-Bootfahrer-Treffen vom 20. bis 23. Mai (672 Teilnehmer aus acht Nationen) vorbildlich abgewickelt. 1983–1986 kam das Vereinsleben, ausgehend von einem Anfangsstand von zwölf Kameraden wieder in Schwung.

02.08.1984 eröffnete Kam. Ernst Nageler mit dem MS „Landskron“ auf der Drau in Villach die Drauschiffahrt. Mit einer kleinen Abordnung war unsere MK bei dem großen Fest dabei. Die „Landskron“ ist eine große Bereicherung für unsere Stadt. Wir freuen uns, dass wir heute zum großen Jubelfest diese schöne Ausfahrt auf der“ MS Landskron“ machen können und danken den unermüdlichen Organisatoren, unseren Villacher Kameraden .Ein Dank gebührt auch den Eignern der „ Landskron“ , die uns dies im kameradschaftlichen Geiste ermöglichen.

1986 stellte Obmann Josef Tilly in seinem Privathaus einen Raum zur Verfügung und die „Tegetthoff–Kajüte“ wurde – wohl umsorgt von Eva Tilly – für viele Jahre unser “Hafen“.

1988 nahm die MK Villach den Namen MK Fregattenkapitän Peter–Pirkham Villach an. Freg. Kpt. Albert Peter-Pirkham, k.u.k. Marineoffizier und 1918 Stabchef der k.u.k. Kreuzerflottille in Cattaro war 1918-1920 als Kärntner Diplomat während des Abwehrkampfes gegen Südslawien erfolgreich tätig.
Sein Verhandlungsgeschick -in der amerikanischen Miles-Kommission im Jänner 1919 in Kärnten - trug wesentlich dazu bei, dass am 10. Okt. 1920 in der Zone A eine Volksabstimmung stattfand. Als Kärntner Vertreter in der internationalen Abstimmungskommission hatte er die Ehre in Klagenfurt vor tausenden jubelnden Kärntnern das Abstimmungsergebnis, 60% für Österreich, zu verkünden.

Am 20.05.1989 wurde die Marine–Gedenktafel am Stadtpfarrturm St. Jakob in Villach enthüllt. Die Idee für diese Gedenktafel kam von unserem leider schon verewigten Kameraden Ing. Reinhold Kuchling.
1991 trafen einander wieder die U- Bootfahrer beim 29. Intern. U-Bootfahrer–Treffen in Villach. 520 Teilnehmer erlebten gemeinsam herrliche Tage. Die Organisation trugen vor allem Obm.Dir. Sepp Tilly und sein bewährtes Team.

Am 21.05.1994, : Festliche Weihe unserer Marinefahne bei der Marine–Gedenktafel am Oberen Kirchenplatz. Mitwirkende u.a. Marine–Abordnungen aus Ingolstadt und Udine. Am gleichen Tag Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages der Marinekameradschaft v. 1894 Ingolstadt mit unserer MK.
Wir haben heute in unserer Gedenkfeier an die zum ewigen Ankerplatz abberufenen Kameraden im Rahmen einer ergreifenden Kranzniederlegung bei diese Marine- Gedenktafel wieder gesehen, dass auch die Stadt Villach uns die Ehre gab.

13.08.1994: Teilnahme einer Abordnung der MK beim Fahnenweihefest und dem 100-Jahr-Jubiläum des Ingolstädter Marine – Partners bei einer großartigen Veranstaltung in Ingolstadt.

1996 gab es wieder eine große Busreise der MK Villach über Prag – Dresden – Leipzig – nach Bremen – Wilhelmshaven – Bremerhaven – Laboe.

Am 24. 05.1997 wurde mit einem Festakt in Villach–Landskron zwischen der Marine–Gruppe A.N.M.I. Udine und der MK Villach ebenfalls ein Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Obm. J. Tilly hat als langjähriges Mitglied bei den Udineser Marinefreunden diese Partnerschaft verwirklicht. Mit den gleichzeitig anwesenden Ingolstädter Freunden wurde der gegenseitige Beitritt von Marinekameraden vorbesprochen- dzt. sind bereits 17 Ingolstädter Mitglieder der MK Villach.

Das rege Vereinsleben wurde in der Folge immer weiter ausgebaut , sodass die MK Villach bald schon einen dominierenden Stellenwert unter den Vereinen von Villach einnehmen konnte.

Am 7.3.2002 legte bei der Generalversammlung nach 20-jähriger erfolgreicher Tätigkeit für unsere MK als Obmann, Dir. i.R. Josef Tilly als 86-Jähriger die Führung der MK in die Hände des DDSG-Kpt. i.R. Leo Terpetschnig und gleichzeitig wurde der bisherige Villacher Garnisonskommandant Oberst im Ruhestand Günther Janda Obmann–Stellvertreter.

Weitere große Reisen nach Pola , und mit dem ÖMV nach Pescara- Montesilvano, Teilnahme an den Veranstaltungen zum Österreichischen Nationalfeiertag am 26. 10. 2004 , an der Partnerschaftsfeier mit dem Kroatischen Marineverband Hrvatska Pomorska Straza und viele anderen Nationalen und internationalen Großereignissen zeugen von der Aktivität dieser Marinekameradschaft.
Die Jugend ist die Zukunft auch in unseren Marinekameradschaften. Dies wird besonders in Villach sehr beachtet. Kam. Schloßstein ist in der Österreich-Gruppe der IMC als Mitglied für die Jugend zuständig und organisiert die jährlichen Reisen der österreichischen Jugend. Denn für die Zukunft unserer Marinekameradschaften gilt besonders:

Es ist die Liebe zur See, die Leidenschaft für das Meer, die uns zusammenführt. Antoine de St. Exupéry hatte Recht: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Arbeiter zusammen, sammle Holz und Material, sondern wecke in den Menschen die Liebe für das unendliche, weite Meer !“

Wir müssen den Blick in die Zukunft richten: Auf die Jugend ! Traditionen sind erst dann welche, wenn sie von einer Generation auf die nächste weiter gegeben werden. Ansonsten sterben sie mit ihren Bewahrern und sind maximal noch Erinnerungen. Unsere Jugend braucht unseren Blick auf die Geschichte, also unsere Erfahrungen, unseren Rat, um Hoffnung für die eigene Zukunft entwickeln zu können. Traditionsvereine, die über die Anziehungskraft und Schönheit des Meeres die Jugend mit einbeziehen, haben Zukunft.

In diesem Sinne wünsche ich unserer MK Fregattenkapitän Peter- Pirkham, Villach,alles Gute für die Zukunft und immer die nötige Handbreit Wasser unter dem Kiel.
Möge sie auch künftig zum Wohle ihrer Mitglieder und aller maritim Interessierten gedeihen - im Geiste unseres Wahlspruchs:

Viribus Unitis!

Obst dhmtD iR Baurat h.c.
Prof. DI Karl Skrivanek,
Präsident ÖMV