Gedenken des ÖMV zum 140. Jahrestag der Seeschlacht bei Lissa am 20.Juli 1866 bei der Insel Lissa

Es begann am 22. Juni 2006 mit einer Gedenkmesse des ÖMV und Flaggensegnung in der Kapuzinerkirche in Wien.

“Be strong in the Lord and in the strength of his power!” ( EP 6: 10)

Gedenkmesse Programm

Als Vorbereitung auf die Sternfahrt des ÖMV nach Lissa / Vis zur Erinnerung an die Seeschlacht bei Lissa von 1866, deren 140. Jahrestag sich am 20. 7. 2006 zum 140. Male jährt, feierten wir am 22. 6. 2006 in der Wiener Kapuzinerkirche einen festlichen Gedenkgottesdienst , der von Herrn Bischofsvikar Msgr Dr Werner Freistetter, dem Leiter des Instituts für Religion und Frieden am Militärbischofsamt, zelebriert wurde und in dessen Rahmen auch die neue Flagge des ÖMV gesegnet wurde.

Am 11. Juli 2006 brach nun eine große Gruppe des ÖMV zu einer besonderen Sternfahrt nach LISSA auf. Auf dem Weg zu dieser Insel in der Adria, wo österreichische maritime Geschichte geschrieben wurde wird sie in Rom, Pescara / Montesilvano und Split anhalten um Freunde aus Italien, und Kroatien aufzunehmen. Am 20. 7.2006 , am Tag der Seeschlacht schließlich wird die internationale Gruppe auf der Insel LISSA / VIS um 12:00h gemeinsam dieses Ereignisses gedenken– und zum Zeichen unserer heutigen freundschaftlichen Verbindung einen gemeinsamen Kranz mit den 3 Bändern unserer Marineverbände aus Österreich, Kroatien und Italien für die Opfer der Kämpfe am Löwendenkmal niederlegen.

Es war ein großer Tag für Admiral Tegetthoff und seine k.u.k. Flotte mit den mehrheitlich kroatischen Seeleuten, wir denken aber auch an die vielen Opfer auf italienischer Seite. Auch sie haben ihr Bestes gegeben.

Auf Lissa werden wir gemeinsam unsere Gebete sprechen, für alle, die ritterlich für ihre Überzeugung gekämpft haben. Dies wollen wir anerkennen und auch dem damaligen Gegner unsere Anerkennung für seine Tapferkeit zollen. Unserem großen Admiral Wilhelm v. Tegetthoff und seinen Schiffen aber wollen wir für die große Leistung danken, mit welcher damals nochmals die österreichischen Küstenländer in einer sich verändernden Zeit für Österreich – Ungarn gehalten werden konnten.

An dieser Stelle darf ich mit Dank und großer Freude einige Gedanken, die unser hochverehrter Freund, Bischofsvikar Msgr Dr Werner Freistetter uns zu dieser Gedenkstunde sagt und die ich an Euch weitergeben darf, einfügen.

Zitat: Gedanken von Msgr Dr Freistetter:

Das Gedenken an wichtige Ereignisse der Vergangenheit ist für unser persönliches wie für das öffentliche Leben immer wieder von großer Bedeutung. Denn Geschehnisse, die Entscheidendes zum Gang der Geschichte beigetragen haben, die mit großen Opfern verbunden waren oder die Geschicke von Menschen nachhaltig bestimmt haben, sind nie bloß vergangen, sie wirken in unsere Gegenwart hinein und üben oft auch noch Macht über die Zukunft aus. Solches Gedenken gestaltet sich jedoch oft schwierig, gerade wenn es um kriegerische Ereignisse geht, die ja immer mit Gewalt und Blutvergießen, mit Opfern und Leid verbunden sind.
Oft gehören Gründe und Anlässe für Kriege und Konflikte ebenso wie der gesamte gesellschaftliche und politische Hintergrund, der damals bestimmend war, längst der Vergangenheit an, und wir stehen in einer gewandelten Zeit vor neuen Herausforderungen. Manchmal – aber leider nicht immer - sind sogar jene Konflikte heute überwunden, der Weg der Versöhnung längst beschritten, und wir dürfen mit ehemaligen Gegnern in einer neuen Gemeinschaft leben. Dies ist der Fall, wenn wir der Seeschlacht von Lissa gedenken, die vor 140 Jahren stattgefunden hat. Es kann bei einem solchen Gedenken sicher nicht darum gehen, alte und längst überwundene Konfliktlinien neu zu beleben. Es geht auch nicht nur darum, moralische oder politische Lehren daraus zu ziehen, so gut und nützlich dies auch sein mag. Wenn wir als Christen eines solchen Ereignisses gedenken, geht es um mehr.
Zunächst um etwas sehr Einfaches: wir gedenken der Menschen, die damals beteiligt waren, die durch ihre Aufgabe, ihren Dienst, ihrer Verantwortung in jener Zeit in den Gang der Ereignisse in unterschiedlicher Weise einbezogen und davon betroffen waren. Im christlichen Glauben führt ein solches Gedenken ganz selbstverständlich zum Gebet, in dem wir uns vertrauensvoll an Gott wenden und ihn um seine rettende und heilende Nähe bitten. Das Gebet aber führt uns in die Gegenwart Gottes und lässt uns die Ereignisse im Licht des Glaubens sehen.
Es mag sein, dass sich damit neue Fragen eröffnen: Die nach der Gegenwart Gottes in der Geschichte etwa, nach der Art, wie er die Geschicke der Welt und unseres Lebens lenkt, ob wir seine Gegenwart denn immer zu erkennen vermögen oder ob er uns oft nicht als Abwesender erscheint und wir uns im Glauben schwer tun. Schmerzlich werden wir uns dabei auch der Ambivalenz, der Vergänglichkeit, manchmal auch der Vergeblichkeit menschlichen Tuns bewusst. Ebenso kann uns bei einem solchen Gedenken die Bedeutung von Verantwortung und Schuld, aber auch von Vergebung und Versöhnung ganz neu aufgehen.
Doch was uns der Glaube zuinnerst eröffnet, ist eine Hoffnung und eine Zuversicht, die durch nichts in dieser Welt gerechtfertigt erscheint, die uns aber in Jesus Christus verbürgt ist: Der Sieg der Liebe Gottes über Sünde und Tod, das Kommen seines Reiches inmitten unserer Welt und damit das Geschenk von Vergebung und Versöhnung für alle Menschen. In diesen Horizont des Glaubens ist unser Gedenken als Christen hinein gestellt. Und wir verstehen dieses Geschenk des Glaubens auch als Auftrag für unsere Zeit: In den vielen Herausforderungen und Konflikten, vor denen wir heute stehen, das Rechte vor Gott zu suchen und zu tun, und aus der Kraft der Versöhnung mit Gott für Frieden und Versöhnung unter den Menschen zu wirken.
(Zitat Msgr Dr Freistetter, Ende)

Ausblick in die gemeinsame maritime europäische Zukunft:

Am Jahrestag blicken wir in eine gemeinsame europäische Zukunft; aus Gegnern wurden Freunde und Partner. Dies hat uns auch bereits seit Jahren zu gemeinsamen Tun zusammengeführt und wird uns wird uns weiterhin aneinander binden. So freue ich mich, dass unsere italienischen Freunde und Partner, die ANMI – Gruppe „ NELLO SISTILLI“ aus Montesilvano (Pe), geführt von ihrem Präsidenten Dr Angelo Iori und Vertretern der Stadtregierung diesmal unter uns ist. Diese Freunde besuchen uns regelmäßig auch bei Festen in Österreich, z B am Österreichischen Nationalfeiertag, dem 26. Oktober. So waren 2005 an diesem Tag 40 Kameraden mit dem Bus nach Wien Gekommen und haben uns mit interessanten Exponaten unterstützt. Herzlich willkommen!

Dazu kommen nun auch Kameraden aus Cembra / Trento, die ich herzlich grüße. Unsere kroatischen Partner von Hrvatska Pomorska Straza, geführt von ihrer Präsidentin Dipl. Ing . Katja Fredotovic, erinnert auch daran, dass die Mehrheit der österreichisch – ungarischen Seeleute damals Kroaten waren. Die enge Zusammenarbeit, auch in der Internationalen Seefahrer Föderation, zeigt unser neu verstärktes Gefühl der Zusammengehörigkeit. Herzlich Willkommen!

Die Familie Habsburg – Lothringen hat viele Jahrhunderte die Geschicke Österreichs geprägt. So freue ich mich, dass unser Marinekamerad und Ehrenmitglied des ÖMV, Mag. Markus Habsburg- Lothringen mit uns gekommen ist und damit auch die Brücke zwischen unserer heutigen Zeit und dem alten Österreich- Ungarn bildet.

Besonders begrüße ich aber alle Kameraden vom ÖMV, die diese Sternfahrt über Land und Meer mitmachen .66 Kameraden sind dem Ruf gefolgt und haben damit bewiesen, dass die Traditionspflege und Kameradschaft im ÖMV lebt.

Auf unserer Reise wird uns unsere neue Flagge, die unser verehrter Herr Bischofsvikar Msgr Dr Werner Freistetter, der Leiter des Instituts für Religion und Frieden am Militärbischofsamt im Rahmen der Festmesse in der Kapuzinerkirche gesegnet hat, leiten. Die Flagge wurde uns von unserem Freund Dipl Ing Thomas Grekuhl vom Freundeskreis der Fregatte Sachsen gestiftet und ich freue mich, dass seine verehrte Gattin, Frau Dr Claudia Grekuhl, die Aufgabe der Flaggenpatin übernommen hat. Auch dies ist ein großartiges Zeugnis internationaler Zusammenarbeit.

An der Gedenkmesse am 22. Juni nahmen auch Freunde aus der Slowakei, von der Botschaft Argentiniens und Guatemalas teil. 1910 war der kuk Panzerkreuzer Kaiser Karl VI anlässlich der Feierlichkeiten zum 100 jährigen Jubiläums der Unabhängigkeit Argentiniens – von Spanien- in Buenos Aires. Der ÖMV setzt mit dieser Sternfahrt nach Lissa nun den Ausbau seiner internationalen Beziehungen fort.

Mit Freude danken wir auch unserem Ehrenmitglied, Kamerad GenMjr Mag. Wendy, Ausmusterungsjahrgang Tegetthoff der Ther MilAk, der mit seiner Anwesenheit bei der Gedenkmesse dem ÖMV große Ehre erwiesen hat Seit 2000 ist nun der ÖMV mit dem Österreichischen Bundesheer als wehrpolitischer Verein im Geiste der Umfassenden Landesverteidigung verbunden.

Die Festmesse strahlte damit wahrlich die Symbolkraft unseres alten österreichischen Wahlspruchs aus und legte damit die Basis für unser heutiges Treffen mit unseren internationalen Freunden und Partnern auf de Insel Lissa / Vis Wir werden über diese zukunftsweisende Begegnung berichten.

VIRIBUS UNITIS - MIT VEREINTEN KRÄFTEN!



Wie aber kam es nun zur Seeschlacht bei Lissa?

Unser Kamerad und Ehrenmitglied des ÖMV Wladimir Aichelburg schreibt darüber in seinem Aufsatz - Schicksalsjahr 1866: Siegreich im Süden - Die Seeschlacht bei Lissa -, den ich hier etwas gekürzt einfügen will. Seine Arbeit fügt alle Elemente der historischen Betrachtung und der Beurteilung optimal zusammen. (Ich entnahm sie dem Buch VIVAT LISSA- Die Wiederkehr des Löwen, herausgegeben von Alexander Sixtus von Reden 1999 im Verlag Anton Schroll ). Ein hervorragendes Werk ist mit „ Rammkurs Lissa“ von Peter Jung und Dieter Winkler auch 2001 in der Reihe Österreichische Militärgeschichte, erschienen. (Verlagsbuchhandlung Stöhr).

Vorgeschichte:

Anfang des Jahres 1866 eskalierte das Streben des preußischen Ministerpräsidenten und Außenministers Otto von Bismarck, seinem Königreich Preußen die Macht über ganz Deutschland zu übertragen. Am 28.2. beschloss der preußische Ministerrat einen Krieg über Österreich, nur der preußische König war gegen diesen. Am 8. April schloss Preußen mit Italien ein Schutzbündnis. Italien verpflichtete sich zur Kriegserklärung an Österreich, sobald Preußen die Feindseligkeiten eröffnete. Preußen versprach dafür Unterstützung der Ansprüche Italiens auf Venetien. Nachdem preußische Truppen in Holstein, Hannover, Sachsen und Hessen- Kassel einmarschierten, erfolgte am 20. Juni 1866 die Kriegserklärung Italiens an Österreich; am 22. Juni begann der preußische Vormarsch in Böhmen, am 23. Juni der ital. Vormarsch gegen das noch österreichische Verona.

Custoza und Vorbereitung der kuk Kriegsmarine :

Während schon am 24. Juni Erzherzog Albrecht die Italiener bei Custoza besiegen konnte, rückten die Preußen dank ihrer technischen Überlegenheit in Böhmen rasch vor. Nach mehreren Gefechten kam es am 3. Juli 1866 zur Schlacht bei Königgträtz. Die Preußen besetzten daraufhin Prag und Mähren fast bis zur niederösterreichischen Grenze Die Kriegsmarine Österreichs befand sich bis zum Frühjahr 1866 im friedensmäßigen Zustand.

Erst am 18. April wurde Kontreadmiral W. Tegetthoff vom Kaiser zum Eskadre – Kommandanten ernannt und mit der Aufgabe betraut, die Kriegsmarine auf einen eventuellen Kampf vorzubereiten. Das war eine schwierige Aufgabe: die meisten Schiffe waren abgerüstet, zwei moderne Panzerfregatten befanden sich erst im Bau. Ihre bei Krupp in Essen bestellten Geschütze wurden nicht mehr geliefert. Tegetthoff musste sich mit dem Material aushelfen, dass in Pola vorhanden war. Um der ihm bekannten italienischen Übermacht entgegenzutreten, konnte Tegetthoff auf den Einsatz der damals schon bereits veralteten Holzschiffe nicht verzichten.: einige wurden notdürftig in ihren Mittschiffssektionen durch außenbords befestigte Eisenbahnschienen und Ketten „ gepanzert“: Am 24. Juni wählte Tegetthoff die Panzerfregatten „ Ferdinand Max“ zu seinem Flaggenschiff: die kuk Kriegsmarine war bereit , sich zu verteidigen.

Am 18. Juli griff die italienische Flotte unter Admiral Carlo Conte di Persano die Insel Lissa an: Kontreadmiral Wilhelm von Tegetthoff konnte sich anfangs keinen Grund für diese eher sinnlose Beschießung vorstellen. Er dachte an eine Kriegslist und rechnete auch weiterhin mit einem überraschenden Angriff der italienischen Flotte auf die wichtigen Hafenstädte Pola und Triest.
Deshalb ankerte auch die kuk Flotte im Kanal von Fasana, von wo sie rasch sowohl nach Norden als auch nach Süden auslaufen konnte. Die Gefahr, in Pola eingeschlossen zu werden, wurde durch diesen Ankerplatz beseitigt.

Nun einige Angaben zu den Verteidigungsanlagen auf der Insel Lissa/ Vis:

Die felsige Küste von Lissa / Vis ist oft zerrissen und hat viele tiefe Buchten. , die schwer zu verteidigen sind. Im Westen, oberhalb Comisa/ Komiza befand sich die Batterie Magnaremi. Die Südküste wurde durch die Batterie am Hügel Nadposranje verteidigt.

Der Hafen von Lissa / Vis war durch Forts und Strandbatterien geschützt, und zwar auf der Halbinsel S. Giorgio durch die Batterie Schmidt, oberhalb beim Turm Wellington stand eine Mörserbatterie. Gegenüber befand sich die Mamula – Batterie, darüber Fort Georg. Daneben lagen die Türme Robertson und Bentink. Am Abhang darunter befand sich die Zupparina- Batterie. Gegenüber der Hafeneinfahrt, zwischen den Ortsteilen Lissa und Kut lag schließlich die Madonna- Batterie.

Nachdem man die Nachricht von der bevorstehenden Abtretung Venetiens erhielt und da man mit einem Angriff auf Lissa nicht mehr rechnete, wurde das bisher hier stationierte Bataillon des Grafen Jelacic Infanterieregiments um den 10. Juli nach Triest verlegt. Die restliche, bisher auf der Insel zerstreute Wachmannschaft wurde in der Stadt Lissa zusammengezogen.

Angriff der italienischen Flotte auf die Insel Lissa / Vis:

Die an diesem Tag von Ancona kommende italienische Flotte teilte sich vor der Insel in 3 Abteilungen; eine begann in Comisa/ Komiza im Westen, die zweite Manego im Süden und die dritte schließlich den Hafen von Lissa anzugreifen. Um 10: 30 h fiel der 1. Schuss aus der Magnaremi- Batterie, bald hallten die Berge vom alles erschüttenden Kanonendonner. Um 16:00 h erzielte der Gegner einen Treffer im Pulvermagazin der Batterie Schmidt, wodurch fast die ganze Bemannung getötet und die Batterie zum Schweigen gebracht wurde. Um 17:00 h musste auch das Fort Georg seine Tätigkeit einstellen Mamula schwieg bereits, ebenso Robertson.

Nach 17: 00h drangen 2 italienische Panzerschiffe bis zur ausgefallenen Batterie –Schmidt vor, wo sie jedoch durch das wirksame Feuer der Zupparina – Batterie gestoppt wurden. Um diese Zeit wurde der im Hafen von Kut liegende Lloyddampfer „ Egitto“, um ihn vor Wegnahme zu schützen, von seiner Bemannung selbst versenkt. Dieser Dampfer war zur Verfügung des Festungs-Kommandos – für Transporte, Aufklärung und Meldedienst- vom Lloyd gemietet worden, blieb jedoch unbewaffnet.
Bis 20:00 h dauerte noch der Kampf, bis die Flotte abdampfte und der für diesen Tag unentschiedene Kampf beendet war. Unter prächtigem Sternenhimmel nützten die Verteidiger die Ruhe zum Abtransport der Verwundeten sowie zur Fassung neuer Munition. Die Transporte gestalteten sich insofern schwierig, da die dazu notwendigen Maultiere von ihren geflohenen Besitzen in die Berge mitgenommen worden waren.

In der Nacht versuchte ein Schiff wieder dem Hafen näher zu kommen, wurde jedoch entdeckt und von Wellington vertrieben. Um 5 Uhr war es mit der Nachtruhe jedoch vorbei; der Gegner konzentrierte seine gesamte Macht aus 25 Schiffen gegen das Fort Georg. Drei Stunden wehrte sich Georg gegen den im Bogen aufgestellten Feind, bis die Stellung unhaltbar wurde. Der Batteriekommandant ließ die noch intakten Geschütze vernageln und zog mit seiner Mannschaft in das Hauptlager Cosmo. Ähnlich auch die Mannschaft von Bentink . Zupparina, Madonna und Wellington feuerten dafür unvermindert weiter und hielten die feindlichen Schiffe auf Distanz. Um 8: 30h, 12, und 15: 30 h zogen sich die Italiener jeweils für eine Weile zurück. Nachmittags kamen vor die Hafeneinfahrt 5 weitere Schiffe, darunter der mächtige „Affondatore“, dessen ungewohnte Bauart alle staunen ließ.

Um 16:00 h näherten sich die Schiffe dem Hafen, um die Einfahrt zu erzwingen. “Formidabile“ drang als erster hinein, sein kühner Kommandant riskierte durch eventuell gelegte Minen in die Luft gesprengt zu werden. Er stand auch im heftigsten Feuer allein auf der Kommandobrücke, was jedermann von den österreichischen Artilleristen bewunderte. Nun begann auch die Cosmo – Batterie in den Hafen zu feuern, was die Italiener irritierte, da sie mit dieser Batterie nicht gerechnet hatten. Welington konnte nur vorsichtig feuern, damit er nicht eigene Anlagen traf; nur Madonna legte sich nun ordentlich ins Zeug.

Der „ Formidabile“ ließ zwischen der Friedhofsinsel S. Girolamo und Madonna den Anker fallen, damit seine Richtschützen besser zielen konnten. Die anderen Schiffe- „ Ancona“, „ „Castelfidardo“, Principe di Carignano“, „Maria Pia“ und „San Martino“ – blieben in der Nähe der Einfahrt. Alle setzten sich aber dem heftigsten Batteriefeuer aus; erheblich beschädigt zogen sie sich nach eineinhalb Stunden wieder zurück. Als letzter der „Formidabile“, der seinen Anker nicht hochbekam und die Kette schließlich schlüpfen ließ. Beim Wenden wurde ihm die Flagge abgeschossen. Kurz darauf stellte auch die übrige Flotte ihr Bombardement ein. Der „Formidabile“ hatte solche Havarien erlitten, dass er anschließend nach Ancona abdampfte. Doch der Feind blieb in der Nähe. Durch dieses Verhalten, das eine bevorstehende Landungsoperation vermuten ließ, hielt er die die Inselbesatzung auch in der Nachtwach. Die Flotte war hell beleuchtet, ein prächtiger Anblick gegen die dunkle See.

Erst an diesem Tag, an dem Conte Persano seine Beschießung fortsetzte, entschloß sich Tegetthoff , der Insel zur Hilfe zu kommen. Für eine Kriegslist war die Beschießung doch zu ernsthaft und zu lange. Die k.k Flotte lief am 19. Juli um 13: 30 h von Pola (Kanal von Fasana/ Fazana) aus; sie bestand aus den Panzerschiffen „ Ferdinand Max“, „ Habsburg“, „Kaiser Max“, “ Prinz Eugen“,„Don Juan d’ Austria“, „Drache“ , „ Salamander“ und dem Schraubenlinienschiff „ Kaiser“, fünf Dampffregatten und einer Dampfkorvette, neun Kanonenbooten und vier Raddampfern. Nicht mit Vollkraft, den nach Mitternacht änderte sich das bisher trockene und heiße Wetter und es begann zu regnen.

Die Italiener waren vor Lissa am 20. Juli 1866 mit 11 Panzerschiffen, 3 Dampffregatten und 4 Dampfkorvetten anwesend; diesen Stand erfuhr Tegetthoff allerdings erst nach der Schlacht. Die Schiffe machten in der Früh mehrere Manöver. Drei Schiffe begannen um 8 Uhr Wellington zu beschießen, während andere Schiffe bei Comisa zu landen versuchte. Doch dann wurde der Feind durch 3 Alarmschüsse des patrouillierenden Avisodampfers gestört. m 7 hr des 20. 7.1866 hatte die k.k Flotte den ersten Sichtkontakt, um 10:00h näherte sie sich der Insel. Admiral Persano brach die begonnene Landungsoperation ab und ging den Österreichern mit seinen Panzerschiffen entgegen; ein am Vortag durch die Festungsartillerie von Lissa beschädigtes Panzerschiff befand sich inzwischen auf der Heimfahrt. Die ungepanzerten Schiffe der Italiener hielten sich abseits.

Tegetthoff näherte sich nun mit Vollkraft in 3 Keilformationen, seine 7 Panzerschiffe voran, den Italienern und durchbrach gegen 11 Uhr ihre Kiellinie. Im daraufhin entstandenen Nahkampf rammte das Flaggenschiff Tegetthoffs, „Ferdinand Max“, den „ Re d’Italia“; der in wenigen Minuten sank; das österreichische hölzerne Linienschiff „ Kaiser“ rammte „ Re di Portogallo“; verlor dabei sein Bugspriet und erlitt größere Beschädigungen als das angegriffene italienische Panzerschiff selbst.

Durch den Kohlenrauch, Wasser- und Pulverdampf entstand bald ein dichter Nebel in dem die von den Masten wehenden Flaggen nicht zu erkennen waren. Ein für beide Seiten günstiger Zufall war es, dass die Italiener ihre Schiffe grau angestrichen hatten, während die Österreicher bei ihrem alten schwarzen Anstrich geblieben waren. So konnte man zumindest Freund und Feind unterscheiden. Beim Schiffserkennen hatten man beiderseits jedoch große Probleme, die ihren Niederschlag in den Schiffstagebüchern fanden. Das italienische Schiff „Palestro“ wurde in Brand geschossen und flog um 14: 30 h in die Luft.

Nachdem um 14:00 h ohnehin die letzten Schüsse gefallen waren, brach Admiral Persano den Kampf ab, wendete und zog sich mit dem Rest seiner Flotte zurück. Das beschädigte, damals modernste Panzerschiff „ Affondatore“ sank einige Tage später noch im Hafen von Ancona. Die Inselbevölkerung sah dem Kampfgeschehen von den Bergen zu. Nach 14: 30 h lief die kk Flotte im Hafen von Lissa ein, kurz vor Sonnenuntergang unter dem Jubel schließlich der „Ferdinand Max“.

Nach der Schlacht:

Am Tag nach der Schlacht, dem 21. Juli 1866, wird Tegetthoff vom Kaiser Franz Josef zum Vizeadmiral ernannt. Gratulationen bekommt er auch von seinen ehemaligen Vorgesetzten, Kaiser Maximilian von Mexiko und dem pensionierten Vizeadmiral Birch von Dahlerup aus Dänemark. Tegetthoff war 39 Jahre alt und am Gipfel seines Ruhmes.

Die Hauptursache der italienischen Niederlage lag in schlechter Führung; daran konnte die Kühnheit und Tapferkeit einzelner Schiffsbesatzungen nichts ändern. Der Flottenchef Persano ließ sich überdies nicht wie im Brief erwähnt am Tag vorher, sondern erst kurz vor Beginn der Schlacht von seinem Admiralsschiff „ Re d’Italia“ auf den stärkeren „ Affondatore “überschiffen, ohne dass dies der Flotte bekannt wurde. Am „ Affondatore“ befand sich keine Admiralsflagge, die am „Re d’Italia“ geblieben war und so hisste er deshalb notgedrungen nur die eines Vizeadmirals! Kein Wunder, dass seine Signale, die der Admiral während der Schlacht in großer Zahl gab, ohne Beachtung blieben.

Admiral Persano, der nach seinem Einlaufen in Ancona anfangs sogar falsche Siegesmeldungen verbreitete - so verkündeten italienische Zeitungen auch, dass in der Schlacht das Linienschiff „Kaiser“ versenkt worden war- Tatsächlich war der „Kaiser“ stark beschädigt, doch inzwischen waren sein Gallion, Kamin und Fockmast wieder repariert worden. Um den aus Italien auch nach Österreich kommenden Gerüchten entgegenzutreten, ließ Tegetthoff die Flotte am 11. 8. 1866 mit dem Linienschiff nach Triest kommen und gab an Bord des „Kaiser“ zur Feier des Sieges ein Bankett , zu dem auch alle in Triest befindlichen fremden Schiffskapitäne eingeladen wurden. Persano wurde verhaftet, vom Senat degradiert, seines Amtes enthoben und zum Kostenersatz der mit seinem Prozess verursachten Auslagen verurteilt. Er lebte anschließend- Bücher schreibend- zurückgezogen in Turin, wo er am 28.Juli 1883 verstarb.

Am 26. Juli 1866 wurde im südmährischen Nikolsburg/ Mikulov der Fieden mit Preußen unterzeichnet, in dem sich Österreich mit einer Neugestaltung Deutschlands einverstanden erklärte. Mit Italien wurde am 12. August 1866 der Waffenstillstand unterzeichnet, im Friedenabkommen vom 3. Oktober 1866 anerkannte Österreich das bereits 1861 ausgerufene Königreich Italien und die Abtretung Venetiens. Die Siege Erzherzog Albrechts und Tegetthoffs wiesen von vornherein eventuelle weitere Ansprüche der Italiener auf Dalmtien, Fiume/Rijeka, Istrien und Triest ab., die erst nach dem Zerfall der Monarchie Ende 1918 befriedigt wurden.

Die Seeschlacht bei Lissa/Vis war seit Trafalgar die erste große Schlacht zwischen Flotten in freier See, die letzte zwischen Holzschiffen und zugleich die erste zwischen Panzerschiffen; die letzte zwischen Segelschiffen und die erste zwischen Dampfschiffen.

Wie sagte doch der Dichter über Admiral Tegetthoff:

„Tapfer kämpfend vor Helgoland,
glorreich siegend bei Lissa,
erwarb er unsterblichen Ruhm
sich und der österreichischen Seemacht.“

Karl Skrivanek, Präsident ÖMV