„Von der k.u.k. Donauflottille zur Patrouillenbootsstaffel des ÖBH und die weitere Betreuung durch HGM/ ÖMV/ MK Admiral Erzherzog Franz Ferdinand“

(Vortragsfolge- organisiert vom Österreichischen Marinrverband- am 09.02.2007 in der Vega-Payer-Weyprecht Kaserne)

Das übergeordnete Thema war diesmal die Donau als strategischer und militärhistorischer Einsatzbereich, von der k.u.k. Donauflottille bis hin zu den Patrouillenbooten des österreichischen Bundesheeres und deren weiteren Betreuung bzw. Nutzung durch das Heeresgeschichtliche Museum und der Marinekameradschaft Admiral Erzherzog Franz Ferdinand, Wien, im ÖMV.

Die Vortragenden waren:

Die Begrüßung erfolgte durch Herrn Bgdr. Mag. Dieter Jocham, Kdt. der HVS und Ehrenmitglied des ÖMV, im Mehrzwecksaal der VPW- Kaserne. In diesem Saal fand übrigens auch die ÖMV-Marineausstellung im Rahmen der „Logpower 2006“ statt.

Die Vortragsreihe wurde von Prof. Dieter Winkler eingeleitet. Seine Ausführungen waren wie immer interessant, mit vielen geschichtlichen Details und einer Fülle von Bilddokumenten anschaulich gebracht. Donauflotten sind bereits aus der Zeit der Römer (vermutlicher Haupthafen Vindobona) bekannt. Unter Mathias Corvinus (1458-1490) wurden die „Ungarischen Königs-Nassadisten“, benannt nach schmalen niederbordigen Ruderbooten, als bewaffnete Einheit geschaffen. Unter der Regierungszeit Kaiser Ferdinand I (1529-1564) wurde diese ungarische Flottille mit der kaiserlichen Donauflotte zusammengelegt. Die Entwicklung ging unter „Maria Theresias“ Tschaikisten-Bataillon (Tschaiken, hölzerne Boote mit relativ großer Länge aber geringen Breite und Tiefe aus Gmunden) weiter, bis 1851 auf „allerhöchster Entschließung“ ein „Donau-Bataillon“, geschaffen wurde, welche mit dem Flotten-Bataillon in Italien unter einheitliches Kommando, das sich in Pest befand, gestellt wurde.

Ab 1851 wurde aus all den Anfängen heraus eine moderne Donau-Flottille errichtet. Mit dem Bau der ersten Monitore („Maros“ und „Leitha“ 1871 in Budapest), benannt nach dem vom Schweden Ericsson 1861 in den USA gebauten Panzerfahrzeug ohne Mast mit zwei Geschützen und wenig Freibord, wurde eine neue Ära auf der Donau begonnen.

Bis 1914 wurden die Flotte laufend mit weiteren Monitoren, Patrouillenbooten, armierten Dampfern und Spitalsschiffen ergänzt, die auf den Kriegsschauplätzen entlang der Donau und Save (Belagerung Belgrads), aber auch im Schwarzen Meer bis hin nach Odessa und den Flüssen Dnjepr und Bug mit großem Erfolg eingesetzt wurden.

Die wenigen noch nach dem Ende des Ersten Weltkrieg in Österreich verbliebenen Einheiten wurden 1938 der deutschen Kriegsmarine unterstellt. Mit dem Patrouillenboot „Birago“, das 1939 in Linz abgewrackt wurde, verschwand das letzte Boot der k.u.k. Donauflottille auf österreichischem Gebiet.

Mit hoher Fachkompetenz würdigte Bgdr. Ankner in seinem Vortrag die Leistungen der Offiziere und Mannschaften, die im Dienste mit der Patrouillenbootstaffel den Grundauftrag, die militärische Präsenz auf der Donau, erfüllt haben. Darüber hinaus wurden aber noch viele weitere Aufgaben, vom Umwelt- und Katastrophenschutz bis hin zur Ausbildungsunterstützung für UN-Missionen, um nur einige zu nennen, mit großem Einsatz und dank hohem Ausbildungsstand ermöglicht. Die Boote waren immerhin fast 50 Jahre in Einsatz, eine Zeitspanne, in der diese zu einer Institution geworden sind und mit deren militärischem Ende bis vor kurzem doch niemand ernsthaft und schon gar nicht so schnell gerechnet hat.

Der Präsident des Österreichischen Marineverbandes erwähnte in seinen Ausführungen noch einmal die einzelnen Schritte, die zur Vereinbarung mit dem HGM geführt haben. Er sagte:

Wir brauchen einen Träger, eine MK aus dem Kreis des ÖMV, also Kameraden, die auch die finanziellen Anforderungen erfüllen können, besonders aber Kameraden, die von der Idee hingerissen sind und sich trotz Berufsbelastung voll einsetzen würden. Sie müssen nautische und schiffstechnische Ausbildung haben oder zumindest bereit sein, diese Ausbildung zu machen. Wir brauchen einen Liegeplatz, der die großartigen Repräsentanten der großen österreichischen Marinetradition der Bevölkerung sichtbar präsentieren, wie brauchen Sicherheit und Kameraden, die für Wartung und Pflege zur Verfügung stehen. Ja, wir brauchen vieles, wenn wir diese Aufgaben übernehmen wollen. ....

Dann aber ergab sich die Lösung fast allein. Die MKFF bot sich als Träger MK an und die Donauraum Wien GmbH bot bei der Reichsbrücke einen Liegeplatz an. So konnte ich die ersten Briefe an das BMLV schreiben und erkannte, dass man meine Anfrage positiv beurteilen würde. Doch dies war erst der erste Schritt. ....

Alle seine Bemühungen, Schreiben und Vorsprachen gipfelten schlussendlich in der großen Feier am 16. Nov. 2006, bei der die Schlüssel der Patboote von GenMjr. Segur-Cabanac an das HGM und von diesem weiter an den ÖMV und an die MKFF erfolgte (siehe Bericht FLAGGE 1/ 2007).

„Quo vadis Heeresgeschichtliches Museum?“ Diese Frage wurde von niemand geringeren als vom Direktor des HGM, Herrn Dir. Mag. Christian Ortner, selbst beantwortet. In seinem Referat gab er einen überaus positiven Überblick über den Stand der Inventarisierung, hier konnte von 2005 auf 2006 eine Leistungssteigerung von 66%, und im gleichen Zeitraum eine knapp 10% Besuchersteigerung erzielt werden. Der Veranstaltungsumsatz erzielte gar ein Plus von 77,5%.

Die Sonderausstellung „Your Buddy - Das Jagdkommando österreichischer Elitesoldaten zu Lande, zu Wasser und in der Luft“ ist ab 15. Mai 2007 geplant, die Ausstellung „Im Keller“ ab November 2007 ist den tristen Verhältnissen in den Luftschutzkellern des letzten Krieges gewidmet.

Als „Events“ sind eine Lesung von Prof. Vogel und Dieter Kindermann am 6. März 2007 und ein Reenactment- Wochenende am 14/15. Juli 2007 geplant.

Gemeinsam mit dem HGM, der MKFF und dem ÖMV ist weiters ein „Tag der Marine“ an der Reichsbrücke geplant. Details und Umfang werden in weiteren Gesprächen noch abgestimmt.

Der letzte Redner des Tages, Kap. DI Gustav Jobstmann, Obmann der MK Admiral Erzherzog Franz Ferdinand, stellte die Ziele und die künftige Entwicklung der Patrouillenboote vor:

Es soll ein kleines lebendiges Museum entstehen. Beide Schiffe sollen in ein größeres museales Konzept eingebunden werden, etwa in ein Museum zur Geschichte der Donauschiffe. Dieses Projekt bietet uns aber auch die Möglichkeit, Erinnerung, militärische Traditionspflege und Bewahrung maritimer Geschichte und Kultur lebendig zu gestalten. Es soll einen „Tag der Marine“ an der Reichsbrücke geben, ein Fest mit HGM, ÖBH und den Marinekameradschaften des ÖMV aus ganz Österreich, besonders getragen durch die MKFF, mit Einladung an die Bevölkerung. In diesem Sinne sollen auch beide Boote am Nationalfeiertag mit eingebunden werden.

Wie der Obmann der MKFF weiter betonte, gibt es für die weitere Nutzung schon konkrete Pläne und Vorstellungen. So sind Bewegungsfahrten gegen Spendenbeiträge für interessierte Unternehmen, Institutionen und Marinekameradschaften, um nur einige zu nennen, geplant.

Zu diesem Vortrag waren etwa 60 interessierte Zuhörer gekommen.

Besonderen Dank sagt das Präsidium des ÖMV dem Kdt. der HVS und Versorgungschef des ÖBH, Herrn Bgdr Mag. Dieter Jocham, Ehrenmitglied des ÖMV, der wieder diesen schönen Rahmen mit allen technischen Einrichtungen zur Verfügung gestellt hat und auch das Offizierskasino, auch Bordlokal des ÖMV, für die Präsidiumssitzung vorbereiten ließ.

Dank sagt das Präsidium in diesem Zusammenhang auch Herrn Vzlt. Wolfgang Huttarsch, Leiter Medien in der HVS, für die Bereitstellung der technischen Einrichtungen und die Betreuung während der Veranstaltung.

Nach den Vorträgen sorgten die Kameraden im Bordlokal/ Offizierskasino noch lange nach dem offiziellen Dienstschluss für das Wohl der verbliebenen Gäste. Dafür danken wir ganz herzlich dem Kdo, besonders aber auch den jungen Kameraden aus dem Offizierscasino. Sie halfen mit, eine besondere kameradschaftliche Atmosphäre in diese Veranstaltung zu bringen.

Besonderen Dank und Anerkennung aber spricht das Präsidium den Vortragenden aus, die diese Veranstaltung durch ihre ausgezeichneten Beiträge erst ermöglicht haben. Wir haben gebeten, uns die Beiträge zur Veröffentlichung in Flagge und „Homepage“ zu überlassen, damit wir sie allen Kameraden zur Kenntnis bringen können.

Die Gesamtleitung und Koordinierung lag in den bewährten Händen des Präsidenten des Österr. Marineverbandes. Seinen guten Verbindungen zu militärischen Stabstellen und zu hervorragenden Historikern ist es zu verdanken, dass diese Veranstaltung in so hohem Niveau zustande kam.

Als besondere Gäste konnten begrüßt werden:

General iR Mag. Horst Pleiner- Ehrenmitglied ÖMV, Bgdr. Mag. Rolf Urrisk- Obertynski, Oberst Gebhard Bauer, BMLV/ FGG5/ Presse, Oberst Franz Lang, BMLV/ RD ARWT.
Oberst Reinhard Wassertheurer , S4 /MilKdoW und MK Prinz Eugen Ried/ Innkreis, Chefinspektor Erich Kraus, Kdt und Abteilungsinspektor u. Stv. Kdt Helmut Valvoda der Donau-Polizeiinspektion Wien – Handelskai, Hr. Franz Achatz „Der Soldat“ - Ehrenmitglied des ÖMV. Prof. Dr. Wladimir Aichelburg - Ehrenmitglied ÖMV, Hofrat Dr. Wolfgang Etschmann vom HGM, Leiter der Forschungsabteilung. Vom Attachékorps war der Verteidigungsattaché an der italienischen Botschaft in Wien, Oberst iG Stefano Vincenzo Petrassi gekommen und unterstrich damit die besonderen Beziehungen des ÖMV zu den italienischen Marinekameraden der ANMI..

Neben Präsidiumsmitgliedern des ÖMV nahmen noch Kameraden aus folgenden Marinekameradschaften an der Veranstaltung teil: MK Babenberg/Traisental, MK Prinz Eugen/ Ried im Innkreis, MK Admiral Franz Ferdinand/ Wien, MK Korneuburg und der MK Salzburg .

Viribus Unitis

Ing. Herbert Reitter VP des ÖMV und Vorsitzender der MK Salzburg

Geschichte der Patrouillenbootstaffel

1957 – 2006

Die Patrouillenbootstaffel (PatBoSta) des Österreichischen Bundesheeres (ÖBH), zugeordnet der Pioniertruppenschule (PiTS) in KLOSTERNEUBURG, bestand als Organisationselement von 1968 bis 2006. In den Jahren 1957 bis 1968 erfüllten Einzelschiffe, wie die OBERST BRECHT und das Motorboot A 602 (genannt „Bügeleisen“), die Aufgaben von Patrouillenbooten.

Organisatorisch waren von 1957 bis 1962 die Schiffe OBERST BRECHT – offizielle Indienststellung am 14 01 1958 – und das MOTORBOOT A 602 „Bügeleisen“ – Abgabe 1962 an das Pionierbataillon MELK - der Technischen Lehrkompanie zugeordnet.

Von 1963 bis 1968 war die OBERST BRECHT nach einer Strukturänderung der Pioniertruppenschule der Stabskompanie eingegliedert.

Bereits 1968 begannen die Vorbebeitungsarbeiten für das Patrouillenboot NIEDERÖSTERREICH. Hiezu wurde die PatBoSta aufgestellt, die bis 2006 von der Organisationsform her im Wesentlichen unverändert blieb. Die tatsächliche Indienststellung der NIEDERÖSTERREICH erfolgte dann am 16 04 1970.

Gemäß Entscheidung des Generaltruppeninspektors, General PLEINER, vom 04 08 2000 waren die beiden Patrouillenboote bis 2010 einsatzbereit zu halten. Im Zuge von lebensverlängernden Maßnahmen wurde dann in den Jahren 2001/2002 die NIEDERÖSTERREICH generalsaniert und auf den neuesten technischen Stand gebracht.

Danach erfolgte 2003/2004 die Generalsanierung und der Umbau der OBERST BRECHT. Dies wurde mit Masse in Form von Eigenleistungen des Kaders der PatBoSta realisiert.

Der Grundauftrag für diese Boote bzw. Staffel lautete:

Im Laufe der Zeit wurde die Ausbildung erweitert, um den jewiligen militärischen und technischen Anforderungen gerecht zu werden (z.B.: Training für internationale Einsätze, Errichten von Ölsperren).

Ausbildung

Im Rahmen der militärischen Ausbildung nahm die Waffenausbildung einen hohen Stellenwert ein. Jeder Soldat der PatBoSta wurde an jeder Waffe ausgebildet (Sturmgewehr (StG); Maschinengewehr (MG 74); überschweres Maschinengewehr (üsMG 12,7 mm); Panzerabwehrrohr 66, Kaliber 8,4 cm (PAR 66). Nur die Ausbildung an der Maschinenkanone, Kaliber 2 cm (MK 66) sowie der Werfer für die Nebelgranaten war auf das Kaderpersonal beschränkt.

In der nautischen Ausbildung („Rollenplan“) erlernten alle Soldaten die notwendigen Handgriffe bei allen Manövern an Bord eines PatBo (An – und Ablegen, Ankern, Ausheften, Beiboot setzen („Mann über Bord“), Gefechtsalarm, Feueralarm).

In der Boardingausbildung wurde den Soldaten die Grundkenntnisse über den Aufbau von Großschiffen sowie das richtige Vorgehen beim „Anbordgehen“ eines zu kontrollierenden Schiffes vermittelt.

Die Ausbildung in „Brandbekämpfung“ beinhaltete Besonderheiten der Brandbekämpfung an Bord des eigenen und eines anderen Schiffes sowie die Bekämpfung von Feuer an Land mit den an Bord befindlichen Feuerlöscheinrichtungen.

Scharfschießen

Das 1. Bordscharfschießen wurde am 27 09 1973 in der SCHLÖGENER SCHLINGE durchgeführt.

Die Schießübungen wurden auf Schießplätzen vorgeübt. Das Scharfschießen mit den PatBo stellte auf Grund der engen Verhältnisse an Bord und des eingeschränkten Feuerbereiches beim Schießen vom fahrenden Schiff eine besondere Herausforderung sowohl für den Leitenden als auch für die Sicherheitsorgane und die schießenden Soldaten selbst dar. Jeder Soldat schoß mit jeder Waffe.

Das Scharfschießen wurde in 2 Phasen durchgeführt:

Den Abschluss des Schulgefechtsschießens bildete der Gefechtsdurchgang mit Ausbooten einer Schützengruppe unter Feuerschutz der Bordwaffen und anschließenden gefechtsrealistischen Feuerkampf aller Waffen der PatBoSta zur Abwehr eines Feindangriffes. Die Feinddarstellung wurde mit Hilfe pyrotechnischer Mittel simuliert.
Bei der Durchführung des Schießens war auf die gewerbliche Großschifffahrt Rücksicht zu nehmen, so dass je nach Dichte des Schiffverkehrs ein Schießtag zwischen 5 – 8 Stunden lang sein konnte.

Höhepunkte der Ausbildung waren Übungen oder Ausbildungsunterstützung anderer Teile des ÖBH.

Seit dem 20 07 1968 wurde der Traditionstag feierlich begangen. Zum Gedenken an die siegreiche Schlacht bei Lissa am 20. Juli 1866 wurde jährlich ein Kranz an die Donau übergeben. Am 01. November jeden Jahres erfolgte zusätzlich eine Kranzübergabe an die Donau zum Totengedenken.

Mit der Streichung der Patrouillenbootstaffel aus dem Organisationsplan der Pioniertruppenschule mit 01 08 2006 auf Grund der Entscheidung der Bundesheerreformkommission endet die Geschichte der PatBoSta.

Powerpoint-Präsentation zum Vortrag (25 MB)