Eröffnung des neues Bordlokal des Österreichischen Marineverbandes am 12. Februar 2006 um 14:00 Uhr

in der Vega-Payer-Weyprecht-Kaserne

Der Präsident des Österreichischen Marineverbandes, Oberst DI Karl Skrivanek rief und viele kamen. Es galt das neue Bordlokal in den Räumlichkeiten des Offizierskasinos der VPW - Kaserne in Wien/ Breitensee, ursprünglich Kaiser Franz Josef – Kavalleriekaserne, mit einem interessanten Vortragsprogramm zu eröffnen.

Dank der guten persönlichen Kontakte zwischen Bgdr Ing. Mag. Dieter Jocham, der übrigens begeisterter und aktiver Segler- auch in der Adria - ist, und dem Präsidenten des ÖMV wurde ein Weg gefunden die Räumlichkeiten des neu gestalteten Offizierskasinos für Veranstaltungen des Marineverbandes teilweise zu nützen. Viele werden sich nun fragen, was hat die Marine mit einer ehemaligen Kavalleriekaserne zu tun. Nun ja, damit nicht, aber der heutige Name dieser Kaserne hat mit Vega, Payer und Weyprecht eindeutige Wurzeln zu Offizieren der k.u.k. Marine und der Erforschung von damals noch unbekannten Gebieten unserer Erde.

Bgdr Ing. Mag. Dieter Jocham in seiner Eigenschaft als Kommandant der Heeresversorgungsschule und Versorgungschef des Österreichischen Bundesheeres zeigte einen interessanten Verlauf der wechselnden Geschichte dieser Kaserne. Österreichs einst stolze Kavallerie gehört heute der Vergangenheit an. An Stelle der reitenden Truppe bestimmen Panzer, Flugzeuge und Elektronik das moderne Kriegsbild. In der HVS werden heute pro Jahr etwa 3000 Offiziere, Unteroffiziere und Zivilbedienstete auf ihre Aufgaben und Einsätze in Österreich und im Ausland vorbereitet. Sie ist eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft, von der Kavallerie zur Logistik, vom Pferd zur Elektronik.

Der Vortrag von Obstlt Otto Kramer vom Heeresgeschichtlichen Museum unter dem Titel „K.u.k. Offiziere im Dienste der Wissenschaft“ zeigte ein umfassendes Bild der Vorbereitung, der Finanzierung und den Verlauf der Nordpolexpedition von 1872-1874. Er spannte einen Bogen vom geistigen Vater dieser Expedition August Petermann zu Kaiserjägeroberleutnant Julius Payer und Linienschiffsleutnant Karl Weyprecht.

Das Ziel dieser äußerst entbehrungsreichen Unternehmung, die ausschließlich durch Spenden finanziert wurde, war die Suche nach der Nordwestpassage.

Die „Tegetthoff“, das Expeditionsschiff, startete am 13. Juni 1872, wurde einige Wochen später im Eis eingeschlossen und trieb ein Jahr lang hilflos im Zickzackkurs nach Norden. Am 20. August 1873 wurde Land „Franz-Josefs-Land“ gesichtet. Im Mai 1874 verließ die Mannschaft das vom Eis eingeschlossene Schiff und begab sich mit Schlitten und kleinen offenen Booten nach Süden, erreichte schließlich offenes Wasser und nach einigen Wochen Nowaya Semlja, von wo sie aus nach Wien zurückkehrte. Bis auf den Maschinisten Otto Krisch, der einzige Teilnehmer, der die Heimkehr nicht erlebte, kamen alle anderen Mitglieder der Expedition mehr oder weniger halbwegs heil nach Hause.

Mit dieser ersten Veranstaltung ist es dem Präsidenten Oberst DI Karl Skrivanek gelungen ein neues Kapitel in der Geschichte des Österreichischen Marineverbandes zu beginnen, und zwar mit hochkarätigen Vortragenden die Geschichte der Österreichischen Marine, die Forschern und Entdecker Interessierten näher zu bringen.

Großer Dank gilt in erster Linie aber Bgdr Ing. Mag. Dieter Jocham, der die Möglichkeit und damit erst die Voraussetzung für den ÖMV zu solchen Veranstaltungen geboten hat. Für seine Segeltörns wünsche ich stellvertretend für alle Marinekameraden „Mast und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“.

Insgesamt nahmen etwa 30 begeisterte Kameraden aus den folgenden Kameradschaften an der Eröffnungsveranstaltung teil:
MK Prinz Eugen/ Ried, MK Fregatte Novara/ Feldkirchen, MK Babenberg/ Traisental, MK Salzburg, MK Admiral Erzherzog Franz Ferdinand/Wien, MK Panzerkreuzer St Georg / Steyr und MK Korneuburg. Außerdem kamen Gäste des Österreichischen Marineverbandes aus dem Wiener Raum, vom Österreichischen Bundesheer, so ADir Franz Huber von der PiTS aus Klosterneuburg und Frau Kerima Kainz von der Abteilung „Corporate Identity und Kommunikationsstrategie ( CI&KommStrat) “, zuständig für die Zusammenarbeit mit Vereinen- und damit auch direkter Ansprechpartner für den ÖMV in der Zentralstelle des BMLV.

Die Räumlichkeiten des Kasinos und der freundliche Service in der Cafeteria lud anschließend noch zum Verweilen und zu ausführlichen Gesprächen ein. In diesem Zusammenhang wurden die Mitgliedschaft von Mag. Markus Habsburg-Lothringen, von Oberstlt Amtsdirektor Otto Krammer , HGM und von Ing. Leslie Czyzyk bei der MK Prinz Eugen/ Ried bekannt gegeben. Willkommen beim Österreichischen Marineverband!

Wie aus gut informierten Kreisen verlautet, soll die nächste Veranstaltung bereits am Freitag, 17. März 2006, in eben diesen Räumlichkeiten stattfinden. Dann wird Kamerad Prof Dieter Winkler über „Pola- der Hauptkriegshafen der k.u. k. Kriegsmarine“ sprechen.

Viribus Unitis

Ing. Herbert Reitter , MK Salzburg
E- Mail: herbert.reitter@aon.at


Veranstaltung am 10 02 2006, Bordlokal VPW-Kaserne

Als dritter Tagesordnungspunkt stand der Vortrag von ADir Obstlt KRAMMER, HGM, am Programm, der als Bezug auf die Ubikation des Bordlokales den wissenschaftlich tätigen Offizieren der k.(u.) k. Armee gewidmet war. Am Beispiel der Namensgeber der Kaserne wurden Lschlt Carl WEYPRECHT und Olt Julius PAYER und die von ihnen geführte österreichisch-ungarische Nordpolarexpedition in den Mittelpunkt gestellt.

In der Einführung wurden die Namen von maßgeblichen österreichischen Erfindern (SCHEIMPFLUG) und Wissenschaftlern (HÖHNEL) sowie Künstlern (STRASCHIRIPKA v/o CANON) vorgestellt, die alles eines gemeinsam hatten, - sie waren österreichische Offiziere, zum Mindesten so lang, bis sie vor die Wahl gestellt waren, von der Gage zu darben oder von ihrer Kunst leben zu können. Manche von ihnen waren in der Lage beides zu vereinen.

Die Leben von WEYPRECHT und PAYER wurden biographisch aufgerollt. Dabei wurden neben den nackten Daten die Menschen mit ihren Neigungen beleuchtet, ihrem Humor, ihren „Weibergeschichten“ ihren „sozialen Adern“ aber besonders ihren bereits bemerkenswerten wissenschaftlichen Anfängen, die sie bereits in jungen Jahren zu über die Grenzen Österreich-Ungarns bekannten Männern machten, auf Grund ihrer Entdeckung schließlich geadelt. Auch die Schattenseiten ihrer Leben wurden nicht vergessen, WEYPRECHTs Tbc., die ihn mit 43 Jahren tötete oder PAYERs mimosenhafter Hang, beleidigt zu reagieren, wenn ihm echtes oder vermeintliches Unrecht geschieht, sein Augenleiden, sein Schlaganfall, der ihm die Sprache raubt und endlich die Beschäftigung mit seiner Niederschrift in zusammengeklebten Zetteln, der “Payerschlange,“ die er in seinen letzten Lebensjahren schrieb und in der alle möglichen und unmöglichen Themen behandelt werden, immer wieder aber eine der größten Frustrationen seines Lebens auftaucht – aus der Expedition, die ihn unsterblich machte, nicht auch wie andere, ausländische Forscher finanziellen Gewinn gezogen zu haben.

PETERMANN, oder eine mögliche Vorstellung?

Der Deutsche August Heinrich PETERMANN veröffentlichte seine Theorie, daß die Wasser des Golfstromes das Polarmeer eisfrei hielten, und ein Reise- und Handelsweg nach Osten, die Nordostpassage, möglich wäre. Für WEYPRECHT und PAYER bot sich eine Herausforderung, der in zwei Expeditionen auf den Grund gegangen werden sollte. Beide Expeditionen wurden privat finanziert. Der „Hauptsponsor“ war Graf WILCZEK, ein österreichischer Krösus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Das Ergebnis der ersten Expedition deutete auf eine mögliche Bestätigung von PETERMANNs Theorie hin, sodaß die Akademie der Wissenschaften grünes Licht für die eigentliche Reise gibt, deren private Finanzierung von der Begeisterung einer breiten Bevölkerungsschicht ermöglicht wurde.

Mit einem eigens gebauten Schiff soll die Reise nach Osten gehen, das Packeis allerdings trug das fast sofort nach Verlassen von NOWAJA SEMLIJA festgefrorene Schiff an das Archipel, das „Kaiser FRANZ-JOSEF-Land“ und dessen Landmarken großteils nach der Liste der Financiers genannt wurden. Ein qualvoller Rückweg zu Fuß bis zum offenen Meer, eine Rückreise mit Walfängern nach NORWEGEN und endlich ein triumphaler Empfang in WIEN beendeten nach über 800 Tagen eine wissenschaftliche Reise, deren ursprünglicher Zweck nicht erreicht wurde, deren wissenschaftliche Ausbeute allerdings den ursprünglichen Zweck weit in den Schatten stellte.

Alle diese Fakten waren in einen launigen, unterhaltsamen Vortrag gepackt, der für die Zuhörer ein großes vergnügen war.

Otto KRAMMER