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Tagesprogramm vom 16. und. 17.09.2004
"100 Jahre Österreichischer Flottenverein - Eine Betrachtung" von Horst Pleiner
Predigt von Militärbischof Mag. Christian Werner
„Das schönste, blankste, stolzeste Reichskleinod, das Österreich–Ungarn besitzt, ist seine Marine. Wer einmal unsere Blaujacken in Pola besucht hat, der kehrt mit dem erhebenden Bewusstsein heim, dass bei der Schaffung unserer Flotte nur Ganzes, Strammes, Zielbewußtes, Einheitliches geleistet worden ist. Unsere Dalmatiner genießen als Seeleute bei allen Völkern der Erde Weltruf. Anlässlich des Boxerfeldzuges- zu einer Zeit, als Großbritanniens Autorität in Marinefragen noch unangefochten dastand- fiel das bedeutungsvolle Wort des englischen Admirals Seymor: „Mit österreichisch-ungarischen Matrosen und englischen Schiffen erobere ich die Welt!“
Das schreibt der Österreichische Flottenverein in seinem Tagebuch aus dem Jahre 1916 – 12 Jahre nach seiner Gründung - und führt dem Leser darüber hinaus die Stellung der Donaumonarchie im Mittemeer vor Augen, untersucht die wirtschaftlichen Interessen am Weltverkehr, die nur eine starke Flotte sichern kann. Und so trat er für die rasche Modernisierung der k.u.k. Kriegsmarine sowie für eine planmäßige und kräftige Förderung der Handelsmarine ein.
Zur Feier des 100. Geburtstages ÖFV am. 16. 09. 2004 zelebrierten S.E. Militärbischof Mag. Christian Werner, S. G. Propst Generalabt KR Prälat Bernhard Backovsky und Pater Dr Bernhard Johann Vosicky vom Stift Heiligenkreuz eine große Festmesse in Stift Klosterneuburg. Der Reigen der Festlichkeiten stand unter dem Ehrenschutz von BM Günther PLATTER, dem Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann Dr Michael HÄUPL und dem Landeshauptmann von NÖ ,
Dr Erwin PRÖLL.
Militärbischof Mag Christian Werner zitierte in seiner Predigt aus dem Apostolischen Schreiben „ Stella Maris – Über das Apostolat des Meeres“: Stella Maris, Meerstern, ist der beliebteste Beiname, mit dem die Seeleute seit jeher diejenige anriefen, deren Schutz und Beistand sie vertrauen: die Jungfrau Maria.
Jesus Christus, ihr Sohn, begleitete seine Jünger auf ihren Fischerbooten, stand ihnen in Seenot bei und beruhigte den Sturm.
So begleitet auch die Kirche mit der Seefahrt verbundene Menschen, indem sie sich der besonderen geistlichen Bedürfnisse jener Personen annimmt, die sich aus verschiedenen Gründen auf See aufhalten und arbeiten; so der Papst in seinem Schreiben und gratulierte dem ÖMV „für das Hochhalten einer langen Tradition, die Pflege seemännischer Tugenden, den wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung vor allem in jenen benachbarten Staaten und Regionen, denen wir uns aus der gemeinsamen Geschichte heraus und in einem künftigen gemeinsamen Europa besonders verbunden fühlen“.
240 Festgäste- darunter hohe Repräsentanten des Österreichischen Bundesheeres , wie der Leiter des Führungsstabes, GenMjr Christian SEGUR- CABANAC , der Militärkommmandant von WIEN , Gen Mjr Karl SEMLITSCH, der Kdt EU GenMjr Bernhard BAIR und die Vertreter vieler anderer Einheiten des ÖBH ließen den Stellenwert, den man diesem Fest zumisst, deutlich erkennen.
Den Besuch im Heeresgeschichtlichen Museum untermalte beim Eintreffen der Busse musikalisch die kuk Wiener Regimentskapelle Nr 4 unter Kapellmeister Friedrich LENTNER. Nach der Führung durch den Marinesaal begrüßte Direktor, Univ. –Prof. HR Dr. Manfried Rauchensteiner in der Ruhmeshalle die Gäste und eröffnete damit den Festakt an diesem traditionsreichen Ort, in dessen Rahmen der Präsident des Österreichischen Marineverbandes , Oberst Prof DI Karl Skrivanek , die internationale Note dieser Begegnung besonders hervorhob, bevor General iR. Horst PLEINER in seiner die großen Festrede „ 100 Jahre Flottenverein – eine Betrachtung“ die Geschichte und Bedeutung des Österreichischen Flottenvereins darstellte.
Das Bläserquintett der Garde umrahmte die würdige Feierstunde.
Den Tag beendete ein stimmungsvoller Empfang in der Maria Theresien Kaserne.
Sie zeigten bei dieser völkerübergreifenden Veranstaltung die Verbundenheit des ÖMV mit den maritimen Organisationen. Untergebracht waren die Gäste im Wohnheim Breitensee des Österreichischen Bundesheeres und in der SMOLA – Kaserne in Großenzersdorf. Dafür sagt der ÖMV herzlichen Dank
Der Botschafter der Republik Italien , S. E. Dr.Raffaele.BERLENGHI begleitet vom italienischen Verteidigungsattache Obst i. G. Dr. Franco PRIMICERIJ war gekommen, begrüßte die große italienische Gruppe und besichtigte die Ausstellung des Marinesaales im Heeresgeschichtlichen Museum.
Im Vorjahr war eine große österreichische Delegation mit Kameraden des ÖMV und vom Bundesheer in Montesilvano. Dabei wurde das Freundschaftsband der Partnerschaft geknüpft. Bei diesem Jubiläumsfest wurde , im Beisein des Präsidenten der Associazione Nazionale Marinai d’ Italia ( A.N.M.I. , Admiral Silverio TITTA, der auch derzeitiger Präsident der I.M.C. ist, besiegelt.
Zur Würdigung des Partnerschaftsabkommens kamen aus Montesilvano: auch der Vizebürgermeister von Montesilvano Cristiano TOMEI mit dem Stadtrat Francesco VACCARO nach Wien
Die Anwesenheit des Botschafters der VR China, S. E. LU Yonghua, der mit Gattin erschienen war und vom stv. Verteidigungsattache Obstlt GU Gang begleitet wurde, erinnert daran , dass österreichisch- ungarische Schiffe auf ihren Weltreisen auch ins Reich der Mitte gekommen sind. Man denke dabei z. B. an die Kreuzer Kaiserin Elisabeth, Kaiser Franz Josef I, Kaiserin Maria Teresia
-1901 Flaggenschiff der Eskadre in Ostasien -, Zenta und Aspern , um nur einige zu nennen.
Frau Mag Ivana GORANIC, Gesandte bei der Botschaft der Rep. Kroatien,in Vertretung S. E., des Botschafters begleitet vom Verteidigungsattache Obstlt iG DI Tomislav GALIC und seinem Vorgänger General Ivan POKAZ, waren Zeuge der Erklärung der Aufnahme des Partners des ÖMV , der Kroatischen Marinewache „ Hrvatska Pomorska Straza“ in die IMC, durch deren Präsident , Admiral Silverio TITTA.
Außerdem konnten die Vereidigungsattaches aus Griechenland, Russland, der Ukraine, Ungarn und den USA , um nur einige der vielen illustren Anwesenden zu nennen, begrüßt werden. Sie alle zeigten durch ihre Anwesenheit die Verbundenheit mit den Veranstaltern und gaben dem Fest eine besondere Note.
Einen Blick in die Vergangenheit des alten Österreichs ermöglichte die Anwesenheit einer Delegation des Traditionsdetachements der Donauflottille, die aus BUDAPEST gekommen war
Wie der Österreichische Flottenverein arbeitet auch der ÖMV mit der österreichischen Wirtschaft zusammen .Daraus entwickelte sich mit STEYR MOTORS GmbH aus Steyr
eine Partnerschaft , die auf Tradition und Innovation aufgebaut ist. So konnte dem geschäftsführenden Gesellschafter des Unternehmens , Direktor Ing Rudolf MANDORFER für seine besonderen Verdienste um den ÖMV im Rahmen des Festaktes der Verbandswimpel auf Goldplakette überreicht werden. Zur weiteren Intensivierung der
Verbindung wird beitragen , dass Direktor .Mandorfer der Marinekameradschaft
Panzerkreuzer St. Georg aus Steyr beitrat und ÖMV-Präsident Oberst Skrivanek zusammen mit dem Obmann der Marinekameradschaft aus Steyr ihm in der Ruhmeshalle die weiße Marinekappe des ÖMV aufsetzen konnten.
Bgdr Franz Ankner , Pionier- Waffenchef und Kommandant der PiTS in Klosterneuburg , wo die feierliche Kranzübergabe an die Donau mit dem Gruß des Patrouillenbootes NIEDERÖSTERREICH und dem Ehrensalut der Kanone von der traditionellen Reitenden Artillerie Division RAD 2 erfolgte, betonte in seiner Begrüßung die Zusammenarbeit zwischen. dem ÖBH und dejm ÖMV
Der Vertreter des Landeshauptmanns von NÖ, Landesrat Dipl. Ing Willibald Aigner wies auf die Bedeutung des Festtages hin und überbrachte die Glückwünsche des Herrn Landeshauptmanns von Niederösterreich Erwin PRÖLL.
Eine Besichtigung der Schiffsmodellsammlung von Prof. Dr. RIECK und die Präsentation der Pioniertruppenschule mit Einführung in deren Aufgaben schloss nach dem Mittagessen den Besuch in Klosterneuburg ab.
Am 17.09. besuchten die Festgäste das Schloss Artstetten , wo Fürstin Anita Hohenberg , die Urenkelin des in Sarajewo getöteten Thronfolgerpaares-– Erzherzog Franz Ferdinand war Admiral und Protektor des Österreichischen Flottenvereins - die Gruppe bei „ Kaiserwetter “ empfing.
Nach der Kranzniederlegung in der Gruft des Schlosses “ im ehrenden Gedenken an den Protektor des österreichischen Flottenvereins – der österreichische Marineverband “ , die von einem Bläserquintett des MilKdo NÖ umrahmt wurde, fuhren die Gäste weiter zu den Melker Pionieren, dem Pionierbataillon3, in die BIRAGO- Kaserne nach MELK. Nach dem Mittagessen ging es zum Wasserübungsplatz, wo im Stationsbetrieb die Pionierbrücke 2000 vorgeführt wurde und eine Fahrt mit der Pionierfähre alle Gäste auf die Donau brachte.
Zum Ausklang gab es eine Weinverkostung bei der die Delegationen mit edlem Wachauer Wein, dem Birago- Wein verwöhnt wurden.
Eine Führung durch das Stift Melk war der abschließende kulturelle Höhepunkt dieses Tages. Die Rückfahrt nach Wien führte dann zum Heurigen “ Fuhrgassl- Huber “ in Neustift am Wald.
Dort wurden die Gäste von Gemeinderat Erich VALENTIN in Vertretung des Bürgermeisters von WIEN Dr Michael HÄUPL , der zu diesem typisch wienerischen Abend zusammen mit dem ÖMV eingeladen hatte, umrahmt vom hervorragend musikalisch eingestimmten MELOS ART ENSEMBLE ( Andrea Rückert , Lubica Gracova und Huihui Weng) und vom VAL TAFO Chor , den Gästen aus den Abruzzen, begrüßt.
Mit dieser frohen Begegnung in wienerischer Atmosphäre , zu dem der italienische Chor die besondere völkerverbindende Note gegeben hatte , endete die Veranstaltung in Harmonie und Kameradschaft.
Bleiben wird von dieser Feier auch die große Festschrift , die vom ÖMV zur Erinnerung in Verbindung mit Beiträgen von allen seinen Marinekameradschaften und Freunden gestaltet wurde.
Es ist eine große Ehre, dass Herr Bundesminister Günther Platter für die Gestaltung dieser Festschrift in seinem persönlichen Schreiben an den Präsidenten des ÖMV vom 10 September 2004 seine besondere Anerkennung zum Ausdruck bringt und darin außerdem zum Festtag seinen Glückwunsch überbringt, indem er sagt:
„Ich möchte es nicht verabsäumen , Ihnen und dem Österreichischen Marineverband mit seinen 17 Kameradschaften und Verbänden zu gratulieren.
Mit einem Gruß an die Gäste , die dieses Fest durch ihre Anwesenheit beehren , wünsche ich dem Verein auch für die Zukunft eine konstruktive und fruchtbringende internationale Zusammenarbeit“.
Der Österreichische Marineverband wird sich in Zukunft verstärkt internationalen Aufgaben widmen. So wurde am Nationalfeiertag 2003 in der Wiener Hofburg bereits die Partnerschaft mit der kroatischen Seewache „Hrvatska Pomorska Straza“ geschlossen, ganz im Geiste der Präambel der Partnerschaftsurkunde: „Das Meer und die Marine verbanden unsere Völker in der gemeinsamen Vergangenheit. Die Liebe zum und die Sorge um das Meer sollen uns aber auch in der gemeinsamen Zukunft verbinden. Denn das Meer wurde vom Herrn den Menschen als allgemeines und gemeinsames Gut gegeben, damit wir es nützen und schützen“, Worte auf die auch unser Militärbischof , S. E. Mag Christian WERNER bei seiner Predigt in der Festmesse besonders einging.
Seeleute denken immer international, gegenseitige Hilfe und Unterstützung sind wesentliche Aufgaben ihres Lebens. Und so will auch der ÖMV seine internationalen Aktivitäten noch weiter ausbauen, um damit der Zusammenarbeit zwischen den Kameraden verschiedener Nationen zu dienen. Ein erstes Beispiel eines neuen Impulses war das internationale Jugendsegellager des I.M.C., das im August 2004 vom ÖMV in Zusammenarbeit mit dem kroatischen Marineverband in Split durchgeführt wurde und an dem 55 Jugendliche, Burschen und Mädchen aus allen I.M.C.-Ländern und Schweden teilnahmen.
In diesem Sinne wurde auch der Eintritt des kroatischen Marineverbandes in die Internationale Seefahrer-Föderation vorbereitet und am 14. Juni dieses Jahres bei der Tagung des Executive Council in KIEL beschlossen, wobei dem ÖMV die Aufgabe der Vermittlung zufiel. Die Aufnahme in die I.M.C. hat deren Präsident , Admiral TITTA bei diesem Fest in Wien nun offiziell verkündet.
Damit konnte durch die Initiative aus Österreich dem internationalen Verband ein weiteres Mitglied zugeführt werden.
Die Feiern zum 100. Gründungsjahr des Österreichischen Flottenvereins werden eine gesunde Basis dafür sein, dass die Fackel der maritimen Kameradschaft im Österreichischen Marineverband mit dem Wahlspruch – VIRIBUS UNITIS-erfolgreich in ein neues Jahrhundert getragen werden kann.
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Vor einiger Zeit erhielt ich einen Taschenkalender
aus alter Zeit, den Kalender des Österreichischen Flottenvereins
1916 (ich danke Herrn Rudolf Punz aus
Feldkirch / Vorarlberg, der mir diesen Kalender, einen
Zeitzeugen von damals, aus Familienbesitz zur Verfügung
gestellt hat). Mit großem Interesse blätterte ich
in diesem kleinen interessanten Taschenbuch, das uns
zum Jubiläum des 100. Gründungstages des Österreichischen
Flottenvereins (ÖFV) in die damalige Zeit
zurückführt. Ich will Sie, unsere Gäste bei unserer
Jubiläums-Festveranstaltung, nun am Beispiel einiger
Passagen aus diesem Büchlein in jene Zeit und ihre
Gedankenwelt, in eine Zeit, als unser Österreich noch
Teil eines großen Reiches war, in dem das Meer und
die Marine eine wesentliche Rolle spielten, führen.
So sagte der spätere Protektor des ÖFV Erzherzog
Franz Ferdinand zu dem k.u.k. Seeoffizierskorps im
Jahre 1905: „Die Kaiserlich und Königliche Flotte
möge so stark werden, daß sie ihre Aufgabe in der
Adria zu erfüllen ganz imstande ist!“ Damit verwundert
es uns nicht, wenn wir weiter lesen: „Das schönste,
blankste, stolzeste Reichskleinod, das Österreich–Ungarn
besitzt, ist seine Marine. Wer einmal unsere Blaujacken
in Pola besucht hat, der kehrt mit dem erhebenden
Bewußtsein heim, daß bei der Schaffung unserer Flotte
nur Ganzes, Strammes, Zielbewußtes, Einheitliches
geleistet worden ist. Unsere Dalmatiner genießen als
Seeleute bei allen Völkern der Erde Weltruf. Anläßlich
des Boxerfeldzuges- zu einer Zeit, als Großbritanniens
Autorität in Marinefragen noch unangefochten dastand-
fiel das bedeutungsvolle Wort des englischen Admirals
Seymor: „Mit österreichisch-ungarischen Matrosen und
englischen Schiffen erobere ich die Welt!“
Daß es nicht heißen konnte „... und österreichischungarischen
Schiffen...“ ist unser aller Kummer.
Lange Jahrzehnte hindurch konnte der Ausgestaltung
unserer Kriegs- und Handelsflotte, der zielbewußten
Pflege unserer Seeinteressen nicht die genügende
Aufmerksamkeit und Sorgfalt zugewendet werden.
Aus dem beklemmenden Gefühl heraus, daß hierin
gründlicher Wandel geschaffen, daß die Sorglosigkeit
der öffentlichen Meinung in allen unserer Seegeltung
betreffenden Fragen aufgerüttelt werden müsse, ist
unser Flottenverein entstanden. Über zehn Jahre sind
es her, daß patriotische Männer es unternahmen, eine
Organisation gutgesinnter, uneigennütziger Staatsbürger
zu schaffen, die Völker unseres Vaterlandes
von der brennenden Notwendigkeit der intensiveren
Pflege unserer maritimen Lebensinteressen überzeugen
sollte.“
So stellt der Österr. Flottenverein in seinem Tagebuch
aus dem Jahre 1916 fest und führt dem Leser darüber
hinaus die Stellung der Donaumonarchie im Mittemeer
vor Augen, untersucht die wirtschaftlichen Interessen
am Weltverkehr, die nur eine starke Flotte sichern kann.
Die Marine war in jener Zeit, als es noch keinen Flugverkehr
gab, das Bindeglied zwischen den Kontinenten
und die Beteiligung am Weltverkehr. Die Stellung der
Monarchie am Weltmarkt, das Ansehen im Auslande
hing daher in hohem Maße von der Stärke der Flotte
ab.
Der Schreiber aus jener Zeit führt weiter aus: „Nur
eine weitausschauende Flottenpolitik- und wir denken
hiebei sowohl an die Kriegsflotte wie an die Handelsmarine
– wird uns die nötigen Quellen zu Reichtum
und Ansehen öffnen. Hieran mitzuarbeiten, ist Pflicht
eines jeden Einzelnen unseres Vaterlandes, gleichgültig,
welcher Sprache und Partei er auch sei!“ Und so wollte
der ÖFV unter Ausschluß jeder politischen oder nationalen
Tendenz das Interesse des Binnenlandes für die
Seefahrt wecken. Er trat für die rasche Modernisierung
der k.u.k. Kriegsmarine sowie für eine planmäßige und
kräftige Förderung der Handelsmarine ein.
Der Flottenverein förderte also die österreichische
Flotte. Österreich war ja bis 1918 nicht nur eine Land-
, sondern auch eine Seemacht. Die vom Flottenverein
ideell und materiell unterstützte Flotte war auf eigene
Verteidigung ausgelegt - Österreich interessierte sich
nie für Kolonien - und sie erfüllte bis zum November
1918 ihren Zweck. Die k.u.k. Flotte wurde militärisch
nie besiegt, sie wurde am letzten Oktobertag 1918 dem
neuen Jugoslawien übergeben. Die Handelsmarine
verband mit ihren Linien Österreich mit der ganzen
Welt. Die Schiffahrtsgesellschaft des „Österreichischen
Lloyds“ gehörte zu den ältesten und größten Unternehmen
dieser Art.
Zu den Mitgliedern des ÖVF zählten Menschen aus
allen Zweigen der Volkswirtschaft und aus allen sozialen
Schichten, sie rekrutierten sich nicht aus Seeleuten,
sondern auch damals gab es schon viel Raum
für alle Freunde des Meeres und der Marine. Im
Rahmen seiner vielen Aktivitäten veranstaltete der
ÖFV auch Vergnügungsfahrten im Mittelmeer und
finanzierte Reisen von Schülern. Mit den neuen Projekten,
die heute der österreichische Marineverband
in Verbindung mit der Internationalen Seefahrer Föderation
(IMC) durchführt, könnten solche Reisen der
Jugend künftig im Vereinsbetrieb auch für uns wieder
Realität werden. Jugendsegellager in Istrien oder
Dalmatien werden in der Zukunft möglich sein. Das
Jugendsegellager der IMC, das im Rahmen der neuen
Partnerschaft zwischen dem ÖMV und der kroatischen
Seewache in Split die Jugend aus 8 Nationen vereinte,
möge als Beispiel dienen. Unser Österreich ist damit
wieder etwas näher ans Meer gerückt.
Österreich kann stolz sein auf seine große maritime
Tradition, die es zu bewahren gilt- eine Tradition, die
von allen ausländischen maritimen Verbänden anerkannt
wird. In Verbindung mit den Pionieren des
Österreichischen Bundesheeres zeigt der ÖMV auch
Flagge, wenn es gilt Tüchtigkeit auf dem Wasser zu
demonstrieren.
Der „Österreichische Flottenverein“ hatte sogenannte
Ortsgruppen, der „Österreichische Marineverband“
besteht heute als Dachorganisation aus 17 eigenständigen
Marinekameradschaften bzw. regionalen Marineverbänden
in den Bundesländern. Es wird eine
wichtige Aufgabe sein, das Ruder des Verbandes
reibungslos an eine neue Generation weiterzugeben,
eine Generation, die glücklicherweise keinen Krieg
miterleben mußte. Sie wird neue Aufgaben im größer
werdenden Europa auch auf maritimen Gebiet finden.
Der Österreichische Marineverband wird sich in
Zukunft verstärkt internationalen Aufgaben widmen.
So wurde am Nationalfeiertag 2003 in der Wiener
Hofburg bereits die Partnerschaft mit der kroatischen
Seewache „Hrvatska Pomorska Straza“ geschlossen,
ganz im Geiste der Präambel der Partnerschaftsurkunde:
„Das Meer und die Marine verbanden unsere
Völker in der gemeinsamen Vergangenheit. Die Liebe
zum und die Sorge um das Meer sollen uns aber auch
in der gemeinsamen Zukunft verbinden. Denn das
Meer wurde vom Herrn den Menschen als allgemeines
und gemeinsames Gut gegeben, damit wir es nützen
und schützen“.
In diesem Sinne wird nun auch der Eintritt des kroatischen
Marineverbandes in die Internationale Seefahrer-
Föderation angestrebt, wobei dem ÖMV die Aufgabe
der Vermittlung zufällt. Seeleute denken immer international,
gegenseitige Hilfe und Unterstützung sind
wesentliche Aufgaben ihres Lebens. Und so will auch
der ÖMV seine internationalen Aktivitäten noch weiter
ausbauen, um damit der Zusammenarbeit zwischen den
Kameraden verschiedener Nationen zu dienen. Ein
erstes Beispiel eines neuen Impulses ist das internationale
Jugendsegellager des IMC, das im August 2004
vom ÖMV in Zusammenarbeit mit dem kroatischen
Marineverband in Split durchgeführt wurde und an
dem Jugendliche, Burschen und Mädchen aus allen
IMC-Ländern und aus Kroatien teilnahmen.
Die Feiern zum 100. Gründungsjahr des Österreichischen Flottenvereins im September 2004 sollen eine gesunde Basis dafür sein, daß die Fackel der maritimen Kameradschaft im Österreichischen Marineverband erfolgreich in ein neues Jahrhundert getragen werden kann. In diesem Geiste begrüße ich als Präsident des ÖMV Sie alle, unsere Gäste, bei dieser völkerverbindenden Veranstaltung herzlich und wünsche Ihnen, wie die Seeleute sagen, immer „eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“, damit das Schiff auch künftig sicher durch die Wellen gleitet.